
© dpa/Jens Kalaene
„Wir sehen, dass sich das Fenster schließt“: Berliner Landesbibliothek zieht nicht in die ehemalige Galeries Lafayette
Groß waren die Hoffnungen der Landesbibliothek in der Friedrichstraße endlich einen lang ersehnten zentralen Standort eröffnen zu können. Das Vorhaben ist mittlerweile jedoch faktisch ausgeschlossen.
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Die Idee, die Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) im „Quartier 207“, dem Gebäude des ehemaligen Kaufhauses „Galeries Lafayette“ in der Friedrichstraße, unterzubringen, hat sich offenbar endgültig zerschlagen. „Seitens des Gebäudeeigentümers Tishman-Speyer gab es ein gewisses Zeitfenster für eine Entscheidung durch das Land Berlin“, sagte der Generaldirektor der ZLB, Jonas Fansa, dem Tagesspiegel.
„Inzwischen orientiert sich der Eigentümer anscheinend um. Wir sehen, dass sich das Fenster langsam schließt.“
Zuvor hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet, dass Tishman-Speyer mit den Umbauarbeiten des „Quartier 207“ zu einem Bürogebäude begonnen habe. Die Baugenehmigung hatte der Bezirk dem Eigentümer bereits im Januar erteilt. Hinsichtlich eines möglichen Umzugs der ZLB in die Friedrichstraße sagte Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) der „Berliner Morgenpost“: „Der Zug ist abgefahren.“
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Die ZLB ist bislang an zwei Standorten untergebracht, am Blücherplatz und in der Breiten Straße. „Unsere derzeitigen Gebäude sind bekanntermaßen sehr havarieanfällig, übernutzt und haben zu wenig Publikumsflächen“, sagte Fansa. Schon seit der Fusion der beiden Zentralbibliotheken Ost und West 1995 sollten die beiden Standorte aus Mitte und Kreuzberg zusammengeführt werden. Bisher scheiterte dies an fehlenden finanziellen Mitteln.
Am Geld scheiterte nun offenbar auch ein Umzug in die Friedrichstraße. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte bereits im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass die Mittel – kolportiert wurde ein Kaufpreis von rund 600 Millionen Euro, ohne die Kosten für den notwendigen Umbau – in den kommenden Jahren nicht zur Verfügung stünden.
Trotz der ungeklärten Finanzierungslage rückte in den vergangenen Monaten auch eine zweite Option in den Vordergrund: Die ZLB könnte an den Alexanderplatz in das Galeria-Gebäude ziehen und sich dort den Standort mit Kaufhaus teilen. Der Gebäudeeigentümer Commerz Real treibt diese Idee auf mehreren Ebenen voran.
Alexanderplatz: ZLB und Galeria in einem Haus?
An Gesprächen über diese Option sind neben der Kultur- und Wirtschaftsverwaltung auch die Berliner Immobilienmanagement GmbH beteiligt, insbesondere um den Flächenbedarf der ZLB zu eruieren. Auch die ZLB selbst steht dem Vorhaben offen gegenüber. „Die ZLB wird sich keiner Lösung verschließen, die hilft, die ZLB unter ein Dach zu bringen“, sagte Fansa dem Tagesspiegel. „Der Standort am Alexanderplatz ist eine Möglichkeit, allerdings wären hier auch noch weitere Investitionen in die Entwicklung des Umfelds erforderlich, die ZLB kann nicht allein alle Probleme dieses auch sozial schwierigen Ortes lösen.“
Die Commerz Real hat vor kurzem eine 21-seitige Broschüre erstellt, wie Galeria und ZLB unter einem Dach zusammen kommen könnten. Das Dokument, über das zuerst die „Berliner Morgenpost“ berichtete, liegt dem Tagesspiegel vor. Demnach würde die landeseigene Bibliothek rund 45.000 Quadratmeter des Bestandsgebäudes übernehmen, auf das aktuell noch ein Bürohochhaus gebaut wird. Dem Kaufhaus würden demnach rund 16.500 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Das Erdgeschoss sowie das zweite und dritte Obergeschoss würden sich beide laut diesen Plänen teilen. Das erste Obergeschoss wäre Galeria vorbehalten.
Laut Commerz Real handelt es sich um ein „gemeinsam entwickeltes und abgestimmtes Flächenprogramm“. Welche Akteure konkret an der Erarbeitung beteiligt waren, bleibt jedoch offen. Ebenso offen ist, wie das Land Berlin die Flächen finanzieren könnte. Mehrere Modelle sind dafür im Gespräch und werden aktuell von der Investitionsbank Berlin geprüft. Der Preis würde in jedem Fall auch hier mehrere hundert Millionen Euro betragen. Aus dem regulären Haushalt, aus dem die schwarz-rote Koalition in den kommenden Jahren weitere Millionen-Beträge streichen muss, wird sich dies in den kommenden Jahren kaum finanzieren lassen.
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