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Kindheit mit Licht und Schatten. Schauspielerin Susan Sideropoulos spricht in Clärchens Ballhaus über die Krebserkrankung ihrer Mutter.

© FRAUEN100 via Getty Images/Isa Foltin

„Wo Schatten ist, ist immer irgendwo auch Licht“: Susan Sideropoulos spricht über Brustkrebs

Beim Netzwerk Frauen100 berichtet die Schauspielerin über den Umgang ihrer Mutter mit Brustkrebs. Es geht nicht vorwiegend um Ängste, sondern um Hoffnung.

Stand:

Was bedeutet es, wenn man als Kind erfährt, dass die Mutter Krebs hat? Susan Sideropoulos hat es erlebt. Am Ende eines besonders schönen Sommers bei ihrer Lieblingstante in Griechenland kehrte sie zurück nach Hause. Die Mutter nahm sie mit ins Schlafzimmer, zog sich behutsam eine Perücke vom Kopf und sagte der sechsjährigen Tochter, dass sie sehr krank sei.

Zehn Jahre Kampf und Schönheit

Noch zehn Jahre kämpfte sie gegen den Krebs, legte immer großen Wert darauf, dabei dennoch gut auszusehen. Die Schauspielerin und Moderatorin erinnert sich trotz allem an eine wunderschöne Kindheit mit einer starken Mutter: „Aber der Tod lief immer mit.“

Eigentlich wäre sie am Abend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur, dem Tag der Vergebung, auch gern in die Synagoge gegangen. Stattdessen spricht sie bei einem Gesundheitsspezial-Abend des Netzwerks Frauen100 in Clärchens Ballhaus über ihre Erfahrungen von „Gleichzeitigkeit“.

Die Gleichzeitigkeit im Leben von Susan Sideropoulos

Am ersten Jahrestag, den sie mit ihrer großen Teenager-Liebe Jakob feiern wollte, wurde die Mutter beerdigt. Die Gleichzeitigkeit von Licht und Schatten in ihrem Leben hat die „Sinnfluencerin“, die gerade ihr drittes Buch vorgelegt hat, immer wieder erfahren. Auch ihr geliebter Vater ist an Krebs gestorben, ausgerechnet an einem Tag, an dem sie ihre Erfolge beim TV-Promibacken in den sozialen Medien groß feiern wollte.

Seitdem ist die Gleichzeitigkeit ihr großes Thema. Bewusst erlebt sie Momente, in dem man erkennt, dass gleichzeitig auf der Welt zwar Kriege und Not herrschen, aber auch viele schöne Dinge passieren, Babys geboren werden, Kranke gesunden.

Es geht um Hoffnung, nicht um Angst

Der daraus resultierende Optimismus lässt sich zusammenfassen in dem Satz: „Wo Schatten ist, ist immer irgendwo auch Licht.“ Mit Jakob ist sie nach 30 Jahren immer noch glücklich zusammen. Sie mahnt die anwesenden Frauen, dass in 100 Jahren andere ihren Job machen, andere in ihren Wohnungen leben werden. Immer wieder habe sie erfahren, wie wichtig Zeit ist.

Positive Impulse zu setzen, ist eine Spezialität des Netzwerks. Zum Beginn des Monats Oktober, der seit 33 Jahren weltweit auch im Zeichen der Brustkrebsbekämpfung geht, sollte es in diesem Zusammenhang explizit nicht um Angst, sondern um Hoffnung gehen.

Unterstützen die Kampagne zur Bekämpfung von Brustkrebs. Scheuspielerin Nadine Warmuth und Influencerin Carolin Kotke.

© FRAUEN100 via Getty Images/Isa Foltin

Fast alle Frauen haben sich an den Dresscode „Pink“ gehalten und tragen die rosa Schleife, die Evelyn Lauder, eine führende Figur im Kosmetikunternehmen Estée Lauder, nach ihrer eigenen Brustkrebserkrankung als weltweites Symbol etabliert hat. Außerdem brachte sie danach hohe Summen für Aufklärung und Forschung auf.

Um Aufklärung vor allem geht es auch an diesem Abend. Die Quote der Frauen, die ihre Brust abtasten zur Früherkennung, soll deutlich erhöht, das Thema weiter enttabuisiert werden.

Aus Scham vor dem Mann nur mit Perücke ins Bett

Von den gerade einmal zehn Prozent Frauen, die tatsächlich tasten, könnten 90 Prozent geheilt werden. Immer noch gebe es, vor allem im ländlichen Bereich, Frauen, die nur mit Perücke ins Bett gehen, weil sie sich vor ihren Männern schämten, diese Krankheit zu haben.

Noch einige andere Frauen sprechen an diesem Abend über ihre Erfahrungen. Die Schauspielerin Dilara Aylin Ziem hat ihre Mutter mitgebracht, die erkrankte, als sie selbst ein Teenager war. Sie sei daraufhin in der Schule laut und schwierig geworden, habe aber keine richtige Unterstützung bei den Lehrern gefunden, erinnert sie sich. Das will sie öffentlich machen, um solche Situationen für andere zu verbessern.

Spaß statt Stress nach der Erkrankung

Influencerin Carolin Kotke hat den Selbsttest im Alter von 29 Jahren nicht ernst genommen. Ihr Freund hat sie vier Wochen später zur Frauenärztin geschickt. Heute sagt sie: „Er hat mir das Leben gerettet.“ Ihre Perspektive auf das Leben hat sich seitdem grundlegend gewandelt.

Vorher waren Job und Karriere Priorität Nummer eins. Jetzt befasst sie sich mit gesunder Ernährung, die auch Freude bereitet durch viele Farben auf dem Teller und fragt sich öfter: „Was macht mir eigentlich Spaß?“

Die Philosophin Rebekka Reinhard erzählt von ihren Erfahrungen in Krankenhäusern, wo sie zehn Jahre lang philosophiert hat mit Patienten in der Onkologie und der Psychiatrie: „Am meisten gelernt habe ich von den Brustkrebspatientinnen.“ Sie spricht über die großen Chancen der Künstlichen Intelligenz für die Früherkennung und die mögliche Entwicklung von Impfstoffen gegen Brustkrebs.

Was wäre die KI ohne menschliche Lebenserfahrung, ohne menschliches Wissen, fragt sie. Und betont, dass es heute nicht um Körbchengrößen gehe, sondern vor allem um die Kombination von Lebensfreude und Verantwortung, um gemeinsam stark zu werden: „Die attraktivste Eigenschaft der Frau ist ihre Würde.“

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