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Christian Gräff ist unter anderem bau- und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Zuvor machte er Bezirkspolitik in Marzahn-Hellersdorf.

© Kevin P. Hoffmann

75 Visionen für Berlin – Folge 15: Zehn Flächen für die weltbesten Architekten und ein weiterer Flughafen bis 2040

Für unsere Serie "75 Visionen" beschreibt Christian Gräff, bau- und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, sein Konzept für die Stadt.

Wenn es eine Eigenschaft gibt, die man mit Berlin verbindet, dann dass sich die Stadt immer neu erfunden hat. Aufgerappelt, wie die Berliner sagen würden. Nach dem Zweiten Weltkrieg aus Trümmern, nach der Trennung in zwei Systeme, nach der Wiedervereinigung und in den letzten Jahren als einzige deutsche Metropole. Mutig waren dabei immer die Bürger, Vereine, die Stadtgesellschaft und allen voran auch Unternehmen. Mutige Entscheidungen der Politik, aller Parteien, hat es in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Ein ehemaliger Stadtentwicklungssenator hat mal zu mir gesagt, so ein Projekt wie den neuen Flughafen oder den Fernsehturm zu bauen, bräuchten wir alle zehn Jahre. Er hat Recht!

Nach Corona wird sich Berlin neu erfinden müssen. Messe- und Kongressbesucher, 35 Millionen Touristen werden auch nach einer weltweiten Normalisierung nicht mehr so schnell in die Stadt kommen. Sie werden Stück für Stück zurückkommen, aber es wird dauern. Aber das war und ist unsere DNA in Berlin. Natürlich sind auch unglaublich viele kreative Menschen und Unternehmen, Start-up und Künstler in die Stadt gekommen, aber auch dieser Trend wird nicht von allein anhalten, schon gar nicht in Corona-Zeiten.

Modernste Wirtschafts- und Verkehrsregion Europas, modernste Bildungsregion, modernste Stadtentwicklung und Vernetzung – wagen wir den großen Sprung und machen die gesamte Region zur Vorzeigeregion!

[Lesen Sie hier alle bisher erschienen Folgen unserer Serie 75 Visionen für Berlin.]

Mit der Ansiedlung von Tesla und Batteriefabriken könnten wir Zentrum der neuen Automobilindustrie in Europa sein. Dafür bauen wir in zwei Jahren 10.000 Ladesäulen in Berlin und Brandenburg. Wir richten zehn Experimentierstrecken für alle Mobilitätsanbieter in der gesamten Region ein, die selbstfahrende Autos und vieles mehr ausprobieren dürfen – wenn sie sich langfristig hier ansiedeln. Wir stellen zehn Milliarden Euro (wie in Paris) für komplett neue U-Bahn- und vollkommen neue Mobilitätskonzepte zur Verfügung. Dazu gehören auch Studien zum Hyperloop. Und wir planen heute einen neuen Großflughafen in der Region mit dem Ziel, diesen bis zum Jahr 2040 fertigzustellen.

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Mehr denn je ist Berlin heute mit Brandenburg verflochten. Familien pendeln aus dem Speckgürtel nach Berlin, Kinder gehen in der Stadt zur Schule oder umgekehrt. Wir machen innerhalb von zwei Jahren alle Schulen voll digital. Die „Software“ gibt es überall dafür, die Hardware schaffen wir sofort an: Smartboards in jeder Klasse, Laptops für alle Schüler. Ein „Bildung ist Future“-Programm soll zehn externe Experten zum modernen Lernen an Berliner Schulen holen.

Architekten planen und Anwohner entscheiden - nicht die Politik

Wir bieten den zehn besten Architekten der Welt jeweils eine Fläche, bei denen sie mit Bauherren Projekte realisieren können. Sie stellen ihre Projekte einer Jury aus Anwohnern vor, die entscheiden. Nicht Politik oder Verwaltung. Dabei müssen neue, ökologische Materialien verwendet werden und immer preiswerte Mietwohnungen und Eigentumswohnungen für junge Familien gebaut werden. Wir bauen in jedem Berliner Bezirk eine neue große Parkanlage für die Berliner mit neuen Elementen für alle Altersgruppen. Quasi eine kleine „Internationale Gartenausstellung“.

Kräne lügen nicht. Eigeladene Architekten sollten mit ökologischen Materialien bauen und an günstige Miet- und Eigentumswohnungen denken.
Kräne lügen nicht. Eigeladene Architekten sollten mit ökologischen Materialien bauen und an günstige Miet- und Eigentumswohnungen denken.

© Jens Kalaene/dpa

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Wir wollen dabei eine wirklich intelligente Stadt werden und Hauptstadt der digitalen Lösungen für die Verwaltung. Sämtliche Genehmigungsprozesse in der Verwaltung werden innerhalb von zwei Jahren digital umgesetzt sein. Lassen Sie uns außerdem mindestens zwei neue Hochschulen mit dem Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz“ gründen. Wir holen die besten Köpfe der Welt nach Berlin und wollen auch hier Weltspitze sein. Ein Schwerpunkt dabei könnte auch die Forschung und Entwicklung der KI in der Gesundheit sein, da haben wir mit der Charité und Wissenschaftslandschaft großartige Anknüpfungspunkte.

Ein neuer Anlauf für eine Länderfusion bis 2030

Und wir vernetzen uns wirklich. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ein gemeinsames Bundesland. Das wollen wir im Jahr 2030 erreichen, Berlin-Brandenburg als Vorzeigeland, das beste und innovativste Land in Deutschland könnten wir gemeinsam sein.

Wenn die Politik nicht den Mut hat, solche Projekte zu beginnen, wird sich gar nichts verändern. Ich prophezeie, wer keine solchen Ziele verfolgt, wird auch die Alltagsprobleme der Menschen, die heute bestehen, nicht lösen: Es fehlen preiswerte Wohnungen, Kita- und Schulplätze, Kapazitäten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und unsere Verwaltung kann immer mehr Bürgerdienstleistungen nicht mehr erbringen.

All diese Probleme muss die Politik mutig angehen und heute eine Vision für die Zukunft der gesamten Region entwickeln. Andere Regionen in Europa tun es bereits. Ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger in Berlin und Brandenburg sind viel weiter als die Politik. Aber politische Landschaft spiegelt nicht mehr die Gesellschaft wider. Haben wir den Mut, auch dies zu ändern!

Christian Gräff

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