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Die voll ausgebildeten Lehrkräfte geraten an manchen Schulen in die Minderheit.

© picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa / Patrick Pleul

Zu wenig Personal für Berliner Schulen: Alarmierender Rückgang der Anzahl der Lehramtsabsolventen

An Berlins Universitäten haben dieses Jahr knapp 1000 Lehramtsstudierende ihren Masterabschluss bekommen – das sind 1500 Absolventen zu wenig.

Aus Berlins Universitäten kommt noch immer nicht die Rettung aus der Not des Lehrkräftemangels. Statt der benötigten rund 2500 Nachwuchskräfte haben 2022 nur knapp 1000 die Universitäten verlassen. Dies belegen neue Daten der Senatsverwaltung für Wissenschaft, die zwei Abgeordnete der Linken am Donnerstag veröffentlichten.

Demnach haben trotz des zusätzlichen Millionenprogramms für die Lehramtsausbildung lediglich rund 350 Grundschullehrkräfte ihren Master abgelegt – nur ein Plus von knapp 90 Absolvent:innen gegenüber 2021. Die Zahl der Master-Absolvent:innen im Bereich Sekundarschule und Gymnasium ist sogar um knapp 70 auf 530 gesunken und bei den Berufsschulen von 44 auf 41. In der Summe sind es also nur rund 920 Lehramtsabsolvent:innen.

Zwar versprechen die Universitäten, dass 2023 vieles besser werde, weil erst dann jene Jahrgänge fertig werden, die in der letzten Legislatur durch die zusätzliche Millionen in der Lehre gestärkt wurden. Aber diesem Optimismus widersprechen die Zahlen aus dem Bachelor-Studium. Im Grundschullehramt schafften in 2022 nämlich nur rund 400 ihren Abschluss – ein Minus gegenüber dem Vorjahr von über 120. Im Bachelor für das Lehramt an Sekundarschulen und Gymnasien blieben nur knapp 70 Absolvent:innen übrig – ein Minus von über 50. Im Berufsschulbereich waren es gleichbleibend 47. Von einer Wende zum Besseren ist deshalb noch nichts zu spüren.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Franziska Brychcy, die die Zahlen zusammen mit ihrem Fraktionskollegen Tobias Schulze erfragt hat, erinnerte angesichts der wenigen Absolvent:innen daran, wie groß die Not der Schulen ist. Bei einem Bedarf von etwa 2600 Lehrkräften habe es 2022 nur für weniger als die Hälfte der freien Stellen voll ausgebildete Pädagog:innen gegeben. 875 Stellen seien sogar gar nicht besetzt worden, weil selbst die Quereinsteiger abermals nicht gereicht hätten.

Angesichts dieser „dramatischen Situation“ sieht Brychcy die Berliner Hochschulen in der Pflicht, möglichst jeden Studierenden zügig und erfolgreich zum Abschluss zu begleiten. Es sei „völlig unverständlich“, warum im Lehramtsbachelor Grundschule sogar Studienplatzkapazitäten abgebaut worden seien, „während dafür gleichzeitig ein Fünffaches an Bewerbungen vorliegt“. Die „starren“ Zulassungsbeschränkungen müssten dringend überdacht werden und ebenso die viel zu hohe Zahl an Exmatrikulationen von Studierenden, die die Studiendauer überzogen hätten.

Für Wissenschaftspolitiker Tobias Schulze steht fest, dass die Hochschulen die Lehrkräftebildung „als vordringliche Aufgabe noch stärker priorisieren“ müssten. Wenn ein Großteil der Studierenden regelmäßig die Regelstudienzeit überschreite, dann sage das auch etwas über die Studienbedingungen aus.

Eine Untersuchung des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS) die kürzlich im Bildungsausschuss vorgestellt worden war, hatte ergeben, dass „im Spannungsfeld aus ressourcenbedingten Engpässen, hohem Arbeitsaufkommen und zu geringer berufspraktischer Ausrichtung“ für viele Studierende ein hohes Belastungspotenzial entstehe, das zu Abbrüchen führe. Die Gründe für die geringen Absolventenzahlen werden aktuell erneut untersucht.

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