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Experten halten die Art und Weise, in der der neue Eröffnungstermin für den Flughafen festgelegt wurde, für fragwürdig.

© dapd

Aufsichtsrat unter Druck: Zweifel am neuen Termin für BER

Experten bemängeln, dass der Bauzustand am Flughafen nicht vor der Bekanntgabe des neuen Eröffnungstermins ausführlich geprüft wurde. In der Branche wird derweil der Ruf nach einem bekannten Fachmann lauter.

Wenige Tage nach der Bekanntgabe des neuen Eröffnungstermins für den Flughafen Berlin-Brandenburg gibt es schon wieder Zweifel daran. Fachleute halten es für problematisch, dass der 17. März bereits kurz nach dem Eingeständnis, dass der Termin 3. Juni nicht zu halten ist, festgelegt worden war. Am 8. Mai hatte die Flughafengesellschaft die Verschiebung mitgeteilt; bereits am 18. Mai hatte der Aufsichtsrat unter Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) den neuen Termin genannt.

Nach Ansicht von Experten hätten Unabhängige vorher die vorhandene Planung und den erreichten Bauzustand prüfen müssen. Dies hätte mindestens vier Wochen erfordert. Beim Festlegen nach einer außerordentlichen Sitzung stand der Aufsichtsrat allerdings unter Druck. Fluglinien und die Mieter der 150 Läden und Lokale im neuen Terminal forderten eine schnelle Entscheidung, um neu planen zu können.

Auf Unverständnis stößt in der Branche zudem, dass sich die Flughafengesellschaft und der Aufsichtsrat so schnell auf einen neuen Termin festgelegt haben, obwohl der für den Bau zuständige Geschäftsführer Manfred Körtgen gefeuert wurde und auch die Planungsgemeinschaft Flughafen BBI eine fristlose Kündigung erhalten hatte. Verlassen hat man sich dabei vor allem auf die Angaben der bisher bereits am Projekt Beteiligten.

Bildergalerie: So entsteht der neue Flughafen:

Die Flughafengesellschaft will einen wesentlichen Teil der Aufgaben der geschassten Planungsgemeinschaft selbst übernehmen. Die Planungen seien im Wesentlichen abgeschlossen, jetzt gehe es vor allem darum, aufzuspüren, wo es Kollisionen zwischen den Baufirmen gebe, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel.

Im Gespräch ist, sich einen Fachmann von außen zu holen. Mehrfach wurde der einst für den Bau des Hauptbahnhofs verantwortliche Hany Azer genannt, der Kontakte aber dementieren lässt.

Auch juristisch steht die Flughafengesellschaft unter Druck. Weil sie nur wenige Akten zur Festlegung der umstrittenen Flugrouten herausgerückt hat, haben die Antragsteller jetzt einen Vollstreckungsantrag gestellt. Zur Herausgabe der Akten war die Flughafengesellschaft verurteilt worden. Angeblich sind die Unterlagen nur schwer zu finden. Zudem beginnt am Dienstag mit einer weiteren Unterschriftensammlung in Berlin die zweite Stufe des Volksbegehrens für ein strengeres Nachtflugverbot.

Christoph Müller, Chef der Aer Lingus, nennt die Umstände der Eröffnungsverschiebung eine „hochgradig peinliche Angelegenheit“. Die offizielle Nachricht habe er per Post zwei Tage vor der für den vergangenen Donnerstag geplanten Eröffnungsfeier erhalten, sagte er.

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