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Beyoncé am 25. Oktober bei einer Wahlkampfveranstaltung der Demokraten, supportet und umarmt Kamala Harris.

© Getty Images via AFP/Jordan Vonderhaar

Die Aufrufe waren vergeblich: Mit Harris hat auch der Pop verloren

Der Triumph von Trump ist auch eine Niederlage des Pop: Alle Aufrufe von Beyoncé, Taylor Swift oder Billie Eilish, die Demokraten zu wählen, haben nichts genutzt. Warum bloß?

Gerrit Bartels
Ein Kommentar von Gerrit Bartels

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Am Ende drehten Beyoncé und Co noch einmal auf, um Kamala Harris zum Sieg zu verhelfen. Beyoncé veröffentlichte am Wahltag ein Video zu ihrem Song „Bodyguard“, im „Baywatch“- und „Barbwire“-Retro-Look einer Pamela Anderson, darin zu sehen die unmissverständliche Aufforderung in Großbuchstaben: „Vote“. Und Billy Eilish unterbrach ein Konzert in Atlanta, um das Publikum zur Wahl von Harris aufzufordern, gefolgt von einem Clip bei Instagram, wo sie 120 Millionen Follower hat.

Genützt hat das bekanntermaßen nichts. Ebenso wenig, wie die Einsätze von Bruce Springsteen, Charli XCX („Kamala IS brat“), Pink oder gerade auch Taylor Swift. So viel Unterstützung aus dem Show- und vor allem dem Popbusiness wie Kamala Harris hatte wohl noch nie ein Kandidat der Demokraten für das Amt des US-Präsidenten und auch nicht Hillary Clinton, bei deren Kandidatur die Lage ja schon ernst war.

Pop war noch nie unschuldig

Man muss also konstatieren: Der Triumph von Donald Trump ist auch eine schwere Niederlage für den Pop. Alle Swifties, die vielen Millionen Follower einer Beyoncé oder Billie Eilish in den sozialen Medien konnten Harris nicht zum Sieg verhelfen. Was wieder einmal beweist, dass Pop und Politik nicht so einfach zusammengehen.

Pop mit seinem chamäleonhaften Charakter ist nicht wirklich steuerbar. Unschuldig war er ja sowieso noch nie. Sondern ein durch und durch kapitalistisches Kommerzding, hinter dessen Maske hie und da die Subversion hervorlugt: das Gute, das Versprechen auf ein besseres, gerechteres Leben, und wenn das nur für die Dauer einer Hitsingle ist.

Doch auch das Böse bemächtigt sich des Pop gern, die Rechten, die schlägernden Hooligans, die nicht nur rechtsextreme Bands hören, sondern auch Hardcore oder Hip-Hop. Es wirkt da eher rührend, wenn zahlreiche Bands und Musiker Donald Trump nicht zuletzt gerichtlich verbieten ließen, ihre Songs bei seinen Auftritten zu spielen. Hierzulande war es gerade Herbert Grönemeyer, der seinen Song „Zeit, dass sich was dreht“ der Jungen Union untersagte.

Wer weiß schon, wie viele Grönemeyer-Fans vor allem die AfD wählen? Oder wieviele Swifties in den USA sich letztendlich nichts aus dem Aufruf ihres Idols für Harris gemacht und trotzdem Trump gewählt haben. Pop will eat itself, so hat sich Ende der achtziger Jahre eine Band genannt. Einer ihrer größten Hits heißt „There is no love between us“. Das gilt auch für die Beziehung von Pop und Politik. Sich des Beistands von Pop sicher zu sein, das hat die US-Wahl gezeigt, ist immer verräterisch.

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