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„Für wie blöd halten die uns?“: Tagesspiegel-Community zum Verbot der Bezeichnung „vegane Wurst“
Schluss mit „Veggie-Burgern“? Die neue EU-Regelung zu Produktnamen sorgt für Empörung und heftige Debatten über Bevormundung und politische Motive.
Stand:
In einer kontroversen Entscheidung hat das Europaparlament mit knapper Mehrheit beschlossen, dass pflanzliche Fleischalternativen künftig nicht mehr mit Begriffen wie „Wurst“, „Steak“ oder „Burger“ bezeichnet werden dürfen, wenn sie kein Fleisch enthalten.
Die von konservativen Abgeordneten vorangetriebene Regelung zielt darauf ab, vermeintliche Irreführungen von Verbrauchern zu verhindern. Kritiker sehen dahinter jedoch einen politisch motivierten Kulturkampf, ein überflüssiges Zugeständnis an die Fleischlobby und eine Bevormundung der Verbraucher.
Unsere Leserinnen und Leser reagieren darauf überwiegend mit Unverständnis, Betroffenheit und Wut. Sie stellen Fragen nach Verbrauchervertrauen, fordern gesunden Menschenverstand – und sehen im Beschluss einen weiteren Schritt im Kulturkampf um Sprache und Lebensstil.
Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl von Stimmen aus der Tagesspiegel-Community.
DarkWiiPlayer
Niemand kauft eine „Vegane Wurst“ und wundert sich dann, dass sie vegan ist. Hier geht es nur darum, dass Fleisch-freie Alternativen nicht als solche vermarktet werden sollen, weil Menschen sie sonst tatsächlich kaufen.
Fiat.iustitia.aut.pereat.mundus @DarkWiiPlayer
Nein, dass ist Surfen/Trittbrettfahrerei von Vegan-Produktherstellern. Warum wollen die das wohl Wurst oder Schnitzel nennen? Weil sie damit die Umsätze ankurbeln, weil der Verbraucher denkt, dann greife ich heute mal zur veganen Wurst.
Klar, mit Begrifflichkeiten wie Tofu-Rundstange ködert man keinen Kunden.
Tagesspiegel-Leser/in Fiat.iustitia.aut.pereat.mundus
Es sollen also die Assoziationen mit der Wurst - bis auf das Fleisch, was aber die Wurst nicht unmaßgeblich prägt - abgegriffen werden. Klar, mit Begrifflichkeiten wie Tofu-Rundstange ködert man keinen Kunden. Und so wie sich das Reinheitsgebot beim Bier keiner auf das Etikett bappen kann, wenn er es nicht einhält, sollte das mit der Wurst auch nicht sein!
Ksberlin_
Die im Supermarkt gebräuchlichen Bezeichnungen seien irreführend. Das ist einfach so frech dem Verbraucher gegenüber.
Da haben die Konservativen wieder ganze Arbeit geleistet bzgl. sprachlicher Bevormundung
Tagesspiegel-Leser/in Ksberlin_
Für wie blöd halten die uns? Da haben die Konservativen wieder ganze Arbeit geleistet bzgl. sprachlicher Bevormundung (s.a. Genderverbot). Sprache lebt von Konventionen und Alltagserfahrung, nicht von juristischer Wortlogik. Niemand erwartet bei „Fleischsalat“ Blattgemüse.
CaliGuy
Von einer veganen Wurst ist noch niemand krank geworden. Es ist eigentlich auch ziemlich klar, dass Wurst die Form bezeichnet und vegan den Inhalt dieser Wurst.
Das EU-Parlament wäre besser beraten, sich mit Süßigkeiten oder stark zuckerhaltigen Limonaden zu befassen.
Tagesspiegel-Leser CaliGuy
Das EU-Parlament wäre besser beraten, sich mit Süßigkeiten oder stark zuckerhaltigen Limonaden zu befassen, die Europas Kinder fett machen.
Fidelis
Ich habe es nie verstanden: Wenn ich mich vegetarisch ernähren möchte (und es gibt viele gute Gründe dafür), warum will ich dem Fleisch nacheifern? Es ist kein Rindersteak! Weil ich mich vegetarisch ernähre! Es soll auch gar nicht nach Rind schmecken! Umgekehrt möchte ich auch nicht, dass mein Steak nach Blumenkohl schmeckt.
Konner_FFM @Fidelis
Ein fairer Punkt – aber für viele Vegetarier:innen geht es gar nicht darum, „Fleisch zu ersetzen“, sondern um gewohnte Gerichte ohne Tierleid.
Wenn man ein pflanzliches Schnitzel isst, ist das kein Verrat an der Idee, sondern einfach eine vertraute Mahlzeit – nur mit besserem Gewissen.
Tagesspiegel-Leser/in Konner_FFM
Es ist eben nicht das Fleisch, das man vermisst, sondern oft die Zubereitungsart, die Textur oder der Geschmack der Gewürze. Wenn man ein pflanzliches Schnitzel isst, ist das kein Verrat an der Idee, sondern einfach eine vertraute Mahlzeit – nur mit besserem Gewissen.
Iddqd @Konner_FFM
Ich würde nicht mal das Tierleid an erster Stelle setzen, sondern den Punkt, dass weniger Fleischkonsum auch der Gesundheit zuträglich ist. Positiv kommt dann neben Tierwohl auch noch der ökologische Aspekt dazu. Ein großer, wenn nicht der größte Akteur der Klimaerwärmung ist die Fleischproduktion.
Niemandmagmusik
Diesem konservativen Kulturkampf ist echt nichts zu dämlich. Wer nicht in der Lage ist, eine Tofu-Wurst als vegetarisch zu erkennen und davor große Angst hat, hat eher andere Probleme, als die Namensgebung.
Werden jetzt auch Sonnenmilch, Leberkäse und Lachsschinken verboten?
Tagesspiegel-Leser/in Niemandmagmusik
Werden jetzt auch Sonnenmilch, Leberkäse und Lachsschinken verboten, oder tritt da plötzlich eine Inselbegabung in Produkterkennung bei den sonst völlig verlorenen Karnivoren zu Tage?
GeneOctober
Wenn die Grünen etwas einschränken (wollen) sind sie die „Verbotspartei“, Verbote von Rechts nennt man dann Regeln. Politik sollte sich wieder um Inhalte kümmern und den Kulturkampf der Bevölkerung überlassen. Ich hol mir jetzt erstmal einen Veggie-Döner solange ich das noch darf.
Deianira
Liebe Fleischlobby, deswegen werden nicht weniger Veggie Produkte gekauft! Ihr wollt nur, dass sie weniger sichtbar sind. Dass die Veggie Produkte schon immer ganz woanders im Supermarkt standen, spielt keine Rolle.
Auch die unnötigen kosten des Re-labellings stören die Rechten wohl nicht. Da zieht man den Armen lieber noch was ab! Ein sehr durchsichtiges „Roll-back“ Manöver! Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Zeigefinger
Dann heißt es eben Vurst, Visch, Vleisch, Vildschwein und Chnitzel.
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