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2024 war das wärmste Jahr in Deutschland: Wetterdienst sieht „gravierende“ Klimakrisen-Folgen
Ein milder Winter und viel Sonnenschein machten das Jahr 2024 zum hierzulande wärmsten seit Messbeginn. Der Deutsche Wetterdienst sieht Deutschland stark vom Klimawandel betroffen – schon jetzt.
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Das Jahr 2024 war in Deutschland das bisher wärmste Jahr. Seit Beginn der Messungen 1881 habe kein anderes Jahr eine Durchschnittstemperatur von 10,9 Grad Celsius erreicht, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) bei seiner Klima-Pressekonferenz mit. Der erst 2023 erreichte Rekord von 10,6 Grad sei somit eingestellt, sagte Andreas Becker, Leiter der DWD-Abteilung Klimaüberwachung.
Die Erhöhung um 0,3 Grad sei „ungewöhnlich viel“, sagte DWD-Vorstandsmitglied Tobias Fuchs. Vor 2014 hatte es ausschließlich Jahresmittelwerte unterhalb von zehn Grad Celsius gegeben.
Wie schon 2023 sei auch 2024 von einem extrem milden Winter und einem milden Frühjahr geprägt gewesen. Im Vergleich zum Zeitraum von 1961 bis 2020 sei jeder Monat des Jahres besonders warm gewesen.
Zuvor war bereits gemeldet worden, dass 2024 auch global das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Es war demnach um 1,6 Grad wärmer als das vorindustrielle Niveau von 1850 bis 1900.
Sommertag schon im April
Allerdings fiel 2024 in Deutschland auch überdurchschnittlich viel Niederschlag, etwa 902 Millimeter. Seit 1881 seien nur elf Jahre feuchter gewesen, sagte Becker. 2024 und das ebenfalls niederschlagsreiche Jahr 2023 seien dem nach vielen trockenen Jahren tief gesunkenen Grundwasserspiegel zugutegekommen. Gleichzeitig habe es 2024 mit im Mittel 1.675 Stunden überdurchschnittlich viel Sonnenschein gegeben.
Der erste Sommertag – mit einer Temperatur über 25 Grad Celsius – wurde demnach bereits am 5. April erreicht. Einen Tag später wurden in Ohlsbach in Baden-Württemberg sogar mehr als 30 Grad Celsius registriert. „So früh im Jahr war er noch nie so heiß“, sagte Becker. Zudem gab es 2024 relativ wenige Eistage – also mit einem Temperaturmaximum unter 0 Grad – und Frosttage, also mit einem Temperaturminimum unter 0 Grad.
Die „gravierenden“ Folgen der Klimakrise
Der Deutsche Wetterdienst sieht Deutschland stark vom Klimawandel betroffen. „Schon die bisherigen Folgen für Deutschland sind gravierend“, sagte DWD-Vorstandsmitglied Fuchs am Dienstag in Berlin. Jahre, die vor 1990 als extrem eingestuft worden seien, „sind heute normale Jahre“. Der Grund dafür sei „eindeutig der Klimawandel“.
Fuchs führte aus, dass es bei Temperaturen und Niederschlag immer stärkere Ausschläge gebe. Deutschland sei unter anderem mit mehr Hitzewellen konfrontiert als früher. Diese beeinträchtigen insbesondere „vulnerable Bevölkerungsgruppen in Großstädten und Ballungsräumen“.
Pollenallergiker litten darunter, dass die „winterliche Ruhephase“ kürzer werde, sagte Fuchs. Außerdem breiteten sich durch Insekten übertragene Krankheiten stärker aus, etwa die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Landwirtschaft, Verkehr und Küsten gefährdet
Besonders für die Landwirtschaft problematisch sei die Tatsache, dass der Klimawandel „mehr Sturzfluten, Hochwasser und Dürren“ bringe, sagte Fuchs. Auch die Verkehrswege seien gefährdet, etwa durch Erdrutsche. Die deutschen Küstenregionen wiederum würden vom steigenden Meeresspiegel bedroht.
„Wir müssen schnell handeln“, mahnte Fuchs. „Jedes durch ambitionierten Klimaschutz vermiedene Zehntelgrad Erderwärmung hilft.“ Der Leiter des DWD-Bereichs Klimaüberwachung, Andreas Becker, sagte, Extremwetterereignisse seien oftmals „Zahltage für Versäumnisse beim Klimaschutz“. Die Zeit für „einen auch international erfolgreichen Klimaschutz läuft uns davon“, warnte Becker. (dpa/epd)
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