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900 Milliarden Dollar Gehalt für Elon Musk: Warum daran nichts gut zu finden ist
Gigavermögen verschaffen ihren Besitzern nicht nur ein luxuriöses Leben, sondern auch Macht. Das könnte verheerende Folgen haben.

Stand:
Ob Joseph Stiglitz das persönlich nimmt? Gerade wurde der neue Bericht des Wirtschaftsnobelpreisträgers öffentlich, in dem er erklärt, die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich sei ebenso bedrohlich für menschliche Gesellschaften wie die Klimakrise.
Und bevor diese Warnung wirken kann, befeuert Tesla-Chef Elon Musk genau das und strebt ein nie dagewesenes Rekordgehalt von 900 Milliarden US-Dollar für die nächsten zehn Jahre an.
Es gibt Bedingungen
900 Milliarden Dollar? Was ist das bloß für eine Zahl? Auch wenn man großzügig ist und ihm ein luxuriöses Leben gönnen möchte (schließlich arbeitet er auch viel und Teslas sind gut für die Umwelt), ist das eine unheimliche, weil unfassbare Summe.
Man kann sich ihr über Vergleiche nähern. Ein guter ist Deutschlands Staatshaushalt. Der beträgt fürs laufende Jahr 502,55 Milliarden Euro. Etwas mehr als die Hälfte also von dem, was Elon Musk anstrebt. Wenn auch für zehn Jahre und mit Einschränkungen und Bedingungen versehen: Musk muss den Börsenwert des Unternehmens in den kommenden zehn Jahren versechsfachen und 20 Millionen Teslas verkaufen.
Dennoch ist die Summe an sich so obszön, dass es einem die Sprache verschlägt. Und sie ist auch ein Politikum.
Immer wieder wurde und wird wie jetzt im Experten-Bericht unter Federführung von Joseph Stiglitz beschrieben, dass massive Einkommensungleichheiten am gesellschaftlichen Zusammenhalt nagen. Es entkoppelt sich etwas, und das gefährdet ganze Staaten in ihrer friedlichen Verfasstheit.

© Scott Brauer/ZUMA Press Wire/dpa
Zudem entzieht sich das in Milliardensummen angehäufte Privatkapital auch jeder Kontrolle. Was und wen sich Musk & Co. mit ihren vielen Milliarden kaufen? Wer weiß es, wer sollte es kontrollieren?
Es gibt ja kaum Daten zum vorhandenen Reichtum und seiner Verteilung. Ganze Entscheidungsprozesse können so manipuliert werden, ohne staatliche, demokratische oder juristische Kontrolle.
So schafft sich das Giga-Kapital eine parallele Weltordnung. Das kann niemand wollen. Warum also passiert das?
Es ist frustrierend, wenn einerseits nach Lösungen – in Deutschland etwa eine sinnvolle Reform der Erbschaftsteuer – gesucht wird, um den Trend zum Auseinanderklaffen von Vermögen und der Fortschreibung und Eskalation der Ungleichheit zu stoppen, während sie gleichzeitig immer extremer Realität wird.
Laut Stiglitz-Bericht dreht auch die Vererbungsspirale immer heißer. Schon jetzt hätten mehr Milliardäre ihr Vermögen durch Erbschaft erhalten als durch unternehmerisches Handeln – was allerdings für Musk und andere Tech-Gründer nicht gilt, die das Prädikat „Selfmade“ tragen.
Sie gehören vielleicht zu den weltweit rund 1000 Milliardären, die den Berechnungen zufolge bis 2055 mehr als 5,2 Billionen Dollar an ihre Erben übertragen. Das ist nicht gut, das ist für die Einzelnen zu viel und für auseinanderdriftende Gesellschaften Gift.
Und auch, wenn es den Menschen gern eingeredet wird und manche es vielleicht zu glauben bereit sind: Derart eklatante Ungleichheiten stehen in keinem Verhältnis zu persönlichen Leistungen, sie sind auch kein Naturgesetz, man muss sie nicht hinnehmen. Sie sind Folge politischer Weichenstellungen, die geändert gehören.
Es wäre zu schrecklich, wenn sich der Verdacht verbreitet, dass genau das nicht passiert, weil entsprechendes Geld an entsprechenden Stellen es zu verhindern weiß. Das ist gemeint mit den verheerenden Folgen von Ungleichheit. Und darum ist an der Nachricht von Elon Musks Rekordgehalt überhaupt nichts gut zu finden.
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