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Belästigungen, Pöbeleien, Gewalt : Schweizer Gemeinde verbannt Ausländer aus dem Schwimmbad
In Pruntrut im Jura dürfen nur noch Eidgenossen oder Besucher mit einer speziellen Karte ins örtliche Freibad. Grund sind anhaltende Probleme mit Besuchern – aus Frankreich.
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Drastische Maßnahmen in der Schweiz: Die Gemeinde Pruntrut im Kanton Jura lässt übereinstimmenden Medienberichten zufolge vorerst keine Ausländer mehr ins örtliche Freibad (oben Archivbild). Abkühlen darf sich nur noch, wer den Schweizer Pass, eine Niederlassungs- oder Arbeitsbewilligung besitzt, berichtet unter anderem die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“).
Die Maßnahme gilt demnach ab sofort bis zum 31. August. Auch ausländische Touristen, die in einem Hotel oder Campingplatz in der Region übernachten, können mit einer ausgestellten Karte das Schwimmbad weiterhin besuchen, so die Zeitung „Blick“.
Es geht um Belästigungen gegenüber jungen Frauen, unangemessene Ausdrucksweise, Baden in Unterwäsche, und auch gewalttätiges Verhalten nach Ermahnungen.
Lionel Maitre, Gemeindeverband des Bezirks Pruntrut
Was ist los in der Schweiz? Die Kleinstadt mit ihren rund 6600 Einwohnerinnen und Einwohnern hat das Verbot erlassen, weil es in den vergangenen Wochen massive Probleme gegeben habe – mit Franzosen. Pruntrut, auf Französisch Porrentruy, liegt nur wenige Kilometer von der Landesgrenze entfernt.
„Es geht um Belästigungen gegenüber jungen Frauen, unangemessene Ausdrucksweise, Baden in Unterwäsche, und auch gewalttätiges Verhalten nach Ermahnungen“, zitiert das Portal „Watson“ Lionel Maitre vom Gemeindeverband des Bezirks.
Seit Beginn der Sommersaison wurden „mehr als 20 Personen vom Schwimmbad ausgeschlossen und der Zutritt verboten“, heißt es den Berichten zufolge in einer Mitteilung der Behörden.
„Von allen Personen mit Zutrittsverbot stammen zwar nicht alle aus dem benachbarten Frankreich, doch die wenigen aus der Schweiz sind eine klare Minderheit“, sagte Maitre. „Aber auch bei uns gibt es junge Leute, die sich schlecht benehmen.“
Das Verbot richte sich aber vor allem gegen junge Menschen aus dem französischen Département Territoire de Belfort und dem Département Doubs, den beiden angrenzenden Regionen Frankreichs, so Maitre. „Zunächst haben wir einen Sicherheitsdienst von Securitas engagiert, dann zwei weitere – aber das hat nicht ausgereicht.“
Die Lage Pruntrut ist den Berichten zufolge in diesem bisher auch in der Schweiz sehr warmen Sommer besonders angespannt, weil das Schwimmbad in Delle auf französischer Seite derzeit geschlossen sei. Das Verbot trage nun zusätzlich dazu bei, die tägliche Besucherzahl auf einem tragbaren Niveau zu halten.
„Die Kapazität liegt bei 900 bis 1000 Personen“, sagte Maitre. Er fügte hinzu: „Die Einwohner von Pruntrut zahlen Steuern für ihr Schwimmbad, sie möchten es in aller Ruhe nutzen können.“
In der Mitteilung der Gemeinde heißt demnach es, der Entscheid sei vor dem Hintergrund der „starken Hitze und der extremen Besucherzahlen der letzten Tage“ zu verstehen. Die Einschränkungen dienten „einzig und allein dazu, die Sicherheit der Nutzer des Freibads in und um das Becken herum zu gewährleisten und ein friedliches, respektvolles und sicheres Klima zu bewahren“.
Bereits im Corona-Jahr 2020 schloss die Stadt im Jura den Berichten zufolge Ausländer vom Schwimmbadbesuch aus. Die Verwaltung entschied damals, Personen mit ausländischem Wohnsitz nicht mehr ins öffentliche Schwimmbad zu lassen.
Wenn sich Einheimische und Franzosen gleichzeitig ins Freibad drängten, sei die Ansteckungsgefahr zu groß, argumentierte die Gemeinde.
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