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Eine Debatte? Keine Debatte? Der Comedian Faisal Kawusi (rechts) stellt sich den Fragen von Kurt Krömer.

© rbb/Carolin Ubl

„Chez Krömer“ im RBB-Fernsehen: Arschloch-TV oder Ehrlichkeits-Fernsehen?

Kurt Krömer beendet frühzeitig Sendung mit Faisal Kawusi.

Ein Kommentar von Joachim Huber

So eine Sendung wartet nicht auf ihre lineare Versendung am Dienstag um 22.15 Uhr im RBB-Fernsehen. In der ARD-Mediathek von Montagabend an, bei Youtube seit Tagen zu sehen: Kurt Krömer erwartet den Comedian Faisal Kawusi, er ist der letzte Gast in der siebten Staffel von „Chez Krömer“.

Das Finale geht so: Krömer bricht wenige Minuten vor dem regulären Ende ab und sagt: „Heute ist der Tag, wo ich glaube (...), dass ich nach Hause gehe und mal gucke, ob ich das Konzept vielleicht noch mal überdenke.“

Zwei, die sich fetzen

Vorher haben sich Krömer und Kawusi gefetzt, im handelsüblichen „Chez Krömer“-Format. Krömer konfrontiert Kawusi mit dessen Aussagen aus jüngster und weiterer Vergangenheit. Es geht, unter anderem, um einen Instagram-Kommentar Kawusis zum Thema K.O.-Tropfen, eine als rassistisch kritisierte Äußerung über die „Let's Dance“-Jurorin Motsi Mabuse und ein Tourplakat des Comedians, das an die tödliche Festnahme von George Floyd 2020 erinnerte.

Beider Launen sausen rasant in den Keller. „Arschloch“, „Scheiße“, „Pisse“, das Arsenal an Argumenten ist klein, das Sortiment an Fäkalsprache groß. Wer verbal übergriffiger formuliert, mag der Zuschauer entscheiden. Aber der Eindruck, dass die Auseinandersetzung niemals an Höhe und immer an Tiefe gewinnt, ist unstrittig.

Wer zu Kurt Krömer in den „Verhörraum“ geht, der weiß, was ihn erwartet: eine Konfrontation mit den Schattenseiten seiner Vergangenheit. Krömer ist so gnadenlos, wie seine Unterlagen, die Bildelemente und die Einspieler gnadenlos sind. Pardon wird nicht gegeben, Selbstbild und Fremdbild stehen sich feindlich gegenüber.

Jens Spahn, Julian Reichelt, jetzt Faisal Kawusi. „Wir haben nur Arschlöcher hier“, bilanziert Krömer. Selber schuld, auch die Schuld von Redaktion, Produktion, Sender. Das Publikum, wie es sich in den sozialen Medien äußert, ist gespalten. Beifallsstürme und Buhrufe für Krömer. Er hat geschafft, was die andere öffentlich-rechtliche Krawallschachtel, was Jan Böhmermann mit seinem „ZDF Magazin Royal“ schafft: Aufmerksamkeit, Aufregung, Adrenalin..

Ist „Chez Krömer“ Arschloch-TV oder Ehrlichkeits-Fernsehen, werden Menschen fertiggemacht oder zu sich gebracht? Die Wahrheit wird zwischen den Polen liegen, aber wo sie genau da zu liegen kommt, das kann nicht mit Gewissheit bestimmt werden. Vielleicht, aber nur vielleicht, macht das die wahre Größe und den besonderen Wert von Jan Böhmermann und Kurt Krömer aus: Fernsehen, das irritiert.

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