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„Der Klimawandel zeigt Krallen“: Umweltkatastrophen sorgten 2024 für 320 Milliarden Dollar Schaden
Die Hurrikane „Milton“ und „Helene“, die im letzten Jahr vor allem die USA trafen, verursachten den größten finanziellen Schaden. In Europa schlug vor allem die Hochwasser-Katastrophe in Spanien zu Buche.
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Weltweit haben Naturkatastrophen auch im vergangenen Jahr enorme Schäden hinterlassen. Wie der Rückversicherer Munich Re am Donnerstag mitteilte, lag der weltweite Gesamtschaden 2024 bei rund 320 Milliarden Dollar (gut 310 Milliarden Euro).
Für 140 (106) Milliarden davon wurden Versicherer zur Kasse gebeten, wie der weltgrößte Rückversicherer in seiner am Donnerstag veröffentlichten Naturkatastrophen-Jahresbilanz mitteilte.
2024 war damit für Versicherer und Rückversicherer das drittteuerste Jahr seit 1980. „Die zerstörerischen Kräfte, die der Klimawandel mit sich bringt, werden immer offensichtlicher, und diese Tatsache wird von der Wissenschaft untermauert“, erklärte Thomas Blunck, Vorstandsmitglied bei der Münchner Rück.
„Der Klimawandel zeigt Krallen“, stellt die Rückbversicherungsgesellschaft fest. Sie hatte sich lange vorsichtig zu den Ursachen für eine zunehmende Zahl und Schwere von Hurrikanen, Sturzfluten und anderen Wetterkatastrophen geäußert.
Gesamtschadensumme deutlich höher als 2023
Inzwischen sieht sie den Zusammenhang belegt: „Wetterattributions-Studien zeigen, dass Hurrikane und andere Unwetter ohne den Klimawandel weniger wahrscheinlich wären und weniger intensiv ausfallen würden“, so Tobias Grimm, Chef-Klimaforscher des Rückversicherers, im Gespräch mit den Nachrichtenagentur Reuters. „Bei 26 von 29 untersuchten Ereignissen im abgelaufenen Jahr ist der Einfluss nachweisbar.
Die Gesamtschadensumme übertrifft den inflationsbereinigten Wert von 268 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2023 deutlich. Ein Blick auf die Durchschnittswerte der vergangenen Jahre zeigt zudem einen eindeutigen Trend: Inflationsbereinigt liegt dieser für die vergangenen 30 Jahren bei 181 Milliarden, für die vergangenen zehn Jahre bei 236 Milliarden und für die vergangenen fünf Jahre bei 261 Milliarden Dollar.
Hurrikane „Milton“ und „Helene“ dominieren Schadenbilanz
In Nordamerika fielen die Schadensummen vor allem wegen starker Wirbelstürme besonders hoch aus. In Europa sorgten vor allem Überschwemmungen für teure und oft tödliche Zerstörung.
Das teuerste Wetterereignis im vergangenen Jahr war der Hurrikan „Helene“ im September, der in den USA, Mexiko, Kuba und Honduras Schäden in Höhe von 56 Milliarden Dollar verursachte. Auf Platz zwei liegt der Hurrikan „Milton“ im Oktober mit 38 Milliarden Dollar Schaden in den USA und Mexiko. Es folgen das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami, die am Neujahrstag 2024 Japan trafen, mit 15 Milliarden Dollar.
In Europa schlugen die schweren Hochwasser in Spanien Ende Oktober mit elf Milliarden Dollar Schaden zu Buche. In der Großstadt Valencia regnete es an einem Tag so viel, wie sonst in einem Jahr. Hinzu kamen Überschwemmungen in Mitteleuropa im Frühsommer und im September. „Überschwemmungen wie in Valencia und sogar in Dubai zeigen: Niemand ist wirklich sicher vor den Folgen des Klimawandels“, betont Grimm.
Mit Abstand die meisten Todesopfer forderten Umweltkatastrophen in Asien. Als Einzelereignis sticht der Taifun „Yagi“ mit darauf folgenden Überschwemmungen in China und Südostasien mit 851 Toten hervor. In Papua Guinea forderten Erdrutsche nach Starkregen im Mai 670 und in Indien im Juli 369 Tote. In den USA starben insgesamt 480 Menschen, in Europa 400, über die Hälfte davon durch die Überschwemmungen in Spanien.
Dass Unwetter immer heftiger ausfallen, liege nicht nur an der steigenden Lufttemperatur, die im abgelaufenen Jahr um 1,5 Grad über der vorindustriellen Zeit lag. „Auch das Ozeanwasser ist weltweit extrem warm. Das ist der Treibstoff für Hurrikane über dem Atlantik, aber auch für schwere Tiefs über dem Mittelmeer“, erläutert Grimm. „Die enormen Regenmengen machen dabei den Unterschied.“ (AFP/Reuters)
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