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Der österreichische Sänger DJ Oetzi 2017.

© picture alliance / Swen Pförtner/dpa

DJ Ötzi rettete Prinz Harry und Meghan?: Medien verbreiten absurde Falschmeldung

Prinz Harry schreibe in seinem Buch, dass ihm der Ötzi-Song „Burger Dance“ durch eine schwere Zeit geholfen habe. Das wird im Internet behauptet – und wurde von manchen Medien geglaubt.

„The Pizza Hut, the Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken and the Pizza Hut“. So beginnt der Party-Hit „Burger Dance“, mit dem DJ Ötzi 2003 – zum Leidwesen vieler Musikliebhaber:innen – die Charts stürmte. Der österreichische Schlagersänger dichtete ein Kinderlied um und zählte dabei allerhand Fast-Food-Anbieter auf.

Ist es ausgerechnet diesem Lied zu verdanken, dass Prinz Harry und Herzogin Meghan die Kraft hatten, eine schwere Zeit durchzustehen? So wird es in einem Post des Instagram-Accounts „galerie.arschgeweih“ behauptet. In einem dort veröffentlichten, angeblichen Zitat aus der neuen Autobiografie „Reserve“ von Harry heißt es unter anderem: „Mein Bruder war so grausam zu uns, wir fühlten uns hoffnungslos. Aber der Burger Dance gab uns die Kraft, weiterzumachen und nicht aufzugeben.“

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Die Vorstellung, dass ein Gaga-Song zum Kraftspender in der Auseinandersetzung zwischen rebellischem Prinzen und der britischen Monarchie wird, mag abwegig sein. Ausgeschlossen erscheint es nicht. Doch man hätte die Geschichte nachprüfen können.

Der Instagram-Post ist vom 10. Januar 2023. Am selben Tag kam das Buch „Reserve“ in den Handel, aus dem das angebliche Zitat stammen soll. Und dort steht das Zitat nicht drin.

Geht es in Harrys Buch wirklich um den „Burger Dance“?

Trotzdem griffen mehrere österreichische Portale die Meldung auf. Es entstand der Eindruck, dass die Medien – darunter „heute.at“ und die „Tiroler Tageszeitung“ – die Darstellung im Instagram-Post glaubten. „Heute.at“ etwa titelte am 16. Januar: „Harry verrät: ‘DJ Ötzi gab uns Kraft, weiterzumachen’“.

Der Instagram-Account „galerie.arschgeweih“ veröffentlichte daraufhin am 18. Januar eine Klarstellung „aus der Kategorie ‚Dinge, von denen wir nie dachten, dass wir sie mal klarstellen müssen.“

„Diese Anekdote und die zugehörige Textpassage entstammen zu 100% unserer Fantasie – auch wenn österreichische Medien jetzt vehement das Gegenteil behaupten, als hätten sie es mit ihren eigenen Augen in Harrys Buch nachgelesen“.

Das steht im neuen Post von „galerie.arschgeweih“, wo auch gleich eine Reihe entlarvender Screenshots aus österreichischen Medienportalen beigefügt wurden:

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Diese Dokumentationsarbeit von „galerie.arschgeweih“ passierte aus gutem Grund. Denn mehrere der Artikel sind inzwischen nicht mehr abrufbar (Stand 19. Januar). Der Artikel von „heute.at“, der im „Internet Archive“ in seiner älteren Fassung gespeichert wurde, liest sich inzwischen anders. Von einem „vermeintlichen Zitat“ ist dort nun die Rede. Auch die Überschrift wurde geändert. Aus „Harry verrät: ‘DJ Ötzi gab uns Kraft, weiterzumachen’“ wurde „’Er gab uns Kraft’: Ist Harry wirklich Fan von DJ Ötzi?“.

Nachgesehen: Die echten Burger in Prinz Harrys Autobiografie

Ohnehin zitierten im Vorfeld der Veröffentlichung viele Medien aus der Autobiografie „Reserve“, ohne das Buch gelesen zu haben. Das besonders absurd anmutende Zitat mit der im DJ-Ötzi-Song „Burger Dance“ besungenen Fastfood-Orgie hat sich dabei als Fälschung herausgestellt. Das bedeutet aber nicht, dass das Thema in Harrys Leben überhaupt keine Rolle spielt. Denn der „Burger“ im Sinne von zwei Brötchenhälften mit Fleisch dazwischen erscheint in den mehr als 500 Seiten tatsächlich – und zwar exakt zwei Mal.

Ein erstes Mal taucht ein Burger bei Harrys zweiten Date mit Meghan im Soho House auf (Seite 342 der deutschen Ausgabe): „Wieder lief die Unterhaltung flüssig, es knisterte, Burger kamen und gingen, unangerührt. Mich überwältigte ein Gefühl von Ouvertüre, Präludium, Kesselpauken, erstem Aufzug. Und doch auch ein Gefühl von Ende. Eine Phase meines Lebens – die erste Hälfte? – kam zum Schluss.“

Der zweite Burger findet sich auf Seite 494, es geht um die Geburt von Harry und Meghans Tochter in Kalifornien: „Wir fuhren ganz unaufgeregt zum Krankenhaus, wo uns unsere Leibwächter einmal mehr verköstigten. Sie brachten Burger und Pommes aus einem In-N-Out. Und für Meg Fajitas von einem mexikanischen Lokal vor Ort. Wir aßen lange und tanzten dann den Baby-Mama quer durchs Krankenhauszimmer. Nichts als Freude und Liebe in diesem Raum.“

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