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Harvey Weinstein verlässt die Verhandlung im Prozess wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung an einem New Yorker Gericht.

© dpa/John Minchillo

Update

„Hat einen Teil von mir für immer zerstört“: Weinstein wegen Sexualverbrechen in drei Punkten schuldig gesprochen

Zum zweiten Mal stand der Ex-Film-Mogul vor Gericht. Die Geschworene befanden ihn unter anderem einer Vergewaltigung für schuldig. Es droht eine weitere lange Haftstrafe.

Der frühere US-Filmproduzent Harvey Weinstein ist im Prozess in Los Angeles im Fall einer Vergewaltigung und in zwei Fällen von sexuellen Übergriffen verurteilt worden. Das teilte das Gremium am Montag dem Gericht in Los Angeles nach tagelangen Beratungen mit. In einem Punkt wurde er freigesprochen, in drei weiteren Punkten gab es keine Einigung.

Die Geschworenen, acht Männer und vier Frauen, mussten in jedem Anklagepunkt ein einstimmiges Urteil fällen. Dies war ihnen in drei Punkten nicht gelungen. Ihre Beratungen über zehn Tage hinweg dauerten über 40 Stunden an.

Sein Opfer in dem Prozess in Los Angeles erklärte am Montag, sie hoffe, Weinstein sehe „zu Lebzeiten niemals eine Gefängniszelle von außen“. „Harvey Weinstein hat in dieser Nacht im Jahr 2013 einen Teil von mir für immer zerstört, und das werde ich nie wieder zurückbekommen“, sagte die in den Verhandlungen anonym gebliebene Frau.

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Weinstein wurde in sieben Punkten angeklagt

Es ging um sieben Anklagepunkte, unter anderem sexuelle Gewalt, erzwungener Oralsex und Vergewaltigung zur Last gelegt. Die Vorwürfe stammten von vier Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten Übergriffe sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben. Dem 70-jährigen Weinstein droht eine lange Haftstrafe. Weinstein weist alle Vorwürfe zurück.

Mit dem Verfahren in Kalifornien stand Weinstein ein weiteres Mal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht. Ein Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung endete 2020 mit einem Schuldspruch in zwei Punkten und einer Haftstrafe von 23 Jahren. Sein Anwaltsteam hat kürzlich Berufung gegen dieses Urteil eingelegt. Eine Entscheidung darüber steht noch aus.

In dem mehrwöchigen Prozess in Kalifornien hatten die vier Klägerinnen teils unter Tränen und mit drastischen Details angebliche Übergriffe von Weinstein beschrieben. Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern waren sexuelle Handlungen einvernehmlich oder einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem einflussreichen Filmproduzenten Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten als „degenerierten Vergewaltiger“ dargestellt, der seine Macht dazu benutzt habe, Frauen nachzustellen und wie ein Raubtier zu handeln. Weinstein habe sowohl seine körperliche Größe als auch seine Stellung als „König“ der Filmindustrie ausgenutzt, um seine Opfer in Hotelzimmern zu vergewaltigen, sagte Staatsanwalt Paul Thompson zu Beginn der Beweisaufnahme. Die Frauen aber hätten geschwiegen, aus Angst, „dass er ihre Karrieren zerstören könnte, wenn sie seine Taten melden“.

In den Anklagepunkten, die Jennifer Siebel betrafen, fällte die Jury kein einstimmiges Urteil

Unter den Klägerinnen war unter anderem Jennifer Siebel, die jetzige Ehefrau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom. Als angehende Schauspielerin und Produzentin habe sie 2005 mit Weinstein über berufliche Projekte sprechen wollen, sei aber dabei in einem Hotelzimmer von ihm vergewaltigt worden, sagte sie im Zeugenstand aus.

In den beiden Anklagepunkten, die Siebel betrafen, konnte die Jury kein einstimmiges Urteil fällen. Siebel Newsom begrüßte aber die nun erfolgte Verurteilung durch die Geschworenen. „Harvey Weinstein wird nie wieder eine Frau vergewaltigen können“, erklärte sie. Er werde den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen – da, wo er hingehöre.

Dieser Prozess hat uns eindringlich vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft noch einige Arbeit vor uns haben.

Siebel Newsom

Siebel Newsom kritisierte die Anwälte des früheren Hollywood-Produzenten. Während der Verhandlungen hätten Weinsteins Verteidiger „Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Mobbing-Taktiken eingesetzt, um uns Überlebende einzuschüchtern, zu erniedrigen und lächerlich zu machen“, sagte sie. „Dieser Prozess hat uns eindringlich vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft noch einige Arbeit vor uns haben.“

Bezirksstaatsanwalt George Gáscon bedauerte, dass die Jury Weinstein nicht in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen hatte. „Ich bin natürlich enttäuscht, dass die Jury hinsichtlich einiger Anklagepunkte uneins war, aber ich hoffe, dass ihr Teilurteil den Opfern zumindest ein wenig Gerechtigkeit bringt“, erklärte Gáscon. Am Dienstag werden die Anwälte erneut vor Gericht erscheinen, um über das Strafmaß zu beraten.

Der erste Weinstein-Prozess in New York markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. (dpa,AFP)

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