
© dpa/Rolf Vennenbernd
Internet-Star mit 83: Tiktok-Antiquar Klaus Willbrand ist gestorben
Seit letztem Jahr sprach Willbrand in kurzen Videos über Literatur – in den sozialen Medien wurden sie binnen kürzester Zeit zu einem Hit. Nun ist er in seiner Heimatstadt Köln „friedlich eingeschlafen“.
Stand:
Der durch seine Videos auf Instagram und Tiktok berühmt gewordene Antiquar und Literaturkenner Klaus Willbrand ist tot.
Er sei am Mittwoch in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Köln im Alter von 83 Jahren „friedlich eingeschlafen“, sagte seine Digitalberaterin Daria Razumovych der Deutschen Presse-Agentur. Es sei ihm schon längere Zeit gesundheitlich nicht mehr so gut gegangen. Zuvor hatte die „Tagesschau“ berichtet.
Im vergangenen Februar hatte der hagere alte Herr mit den weißen Haaren kurz davor gestanden, sein Antiquariat zu schließen. Es kam „nahezu niemand mehr“, wie er sich eingestehen musste. Daraufhin überredete ihn Razumovych dazu, kurze Videos zu machen, in denen er über Literatur sprach.
Willbrand wurde schnell zum Internet-Star
Schulterlange weiße Haare, leicht brüchige Stimme und im Hintergrund Bücher, Bücher, Bücher – das war das Szenario, mit dem Klaus Willbrand seit vergangenem März schließlich zum Social-Media-Star wurde. In seinen Videos sprach er über die große Autoren, wie Franz Kafka, Thomas Mann und James Joyce.
Unvereinbar mit den Anforderungen der sozialen Netzwerke sollte man meinen – doch weit gefehlt: Nach wenigen Monaten hatte er 100.000 Follower auf Instagram und mehr als 40.000 auf Tiktok. Der durch und durch analoge Antiquar aus Köln genoss besonders unter Schülerinnen und Schülern Kultstatus.
Der alte Mann mit den weißen Haaren gab Orientierung
Der gewaltige Erfolg hatte wohl viel damit zu tun, dass Willbrand ein Gegenentwurf zum typischen Influencer war. Er sprach über ein denkbar anspruchsvolles Thema und er biederte sich dabei weder an noch setzte er sich in Szene. Man spürte: Dieser Mann war das Gegenteil eines Blenders. Er wusste unendlich viel, aber er wollte damit nicht angeben.
Gleichzeitig war er sich seiner Sache so sicher, dass er nicht davor zurückschreckte, die Fragen von Daria Razumovych klar zu beantworten. Welcher Schriftsteller wird überschätzt? Hermann Hesse. Welche drei Bücher sollte man gelesen haben? „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Proust, „Ulysses“ von Joyce und „Der Prozess“ von Kafka. Er erkenne die Qualität eines Buches sehr schnell, sagte Willbrand im August der Deutschen Presse-Agentur.
Was wird nun aus seinem Lebenswerk, dem geliebten Antiquariat? „Ich werde, wenn alles klappt, das Antiquariat weiterführen“, sagt Daria Razumovych. „Das war sein größter Wunsch.“ (dpa)
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