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Ein Bier wird an einem Hahn gezapft.

© imago images/photothek/FlorianxGaertner

Kein Bier mehr für 14-Jährige?: Fast zwei Drittel wollen strengere Regeln beim Alkohol für Jugendliche

Wenn Erziehungsberechtigte dabei sind, dürfen Gastronomen an 14-Jährige Bier und Wein ausschenken. In einer Umfrage ist die Mehrheit gegen das „begleitete Trinken“ – und fordert weitere Änderungen.

Stand:

In Deutschland dürfen Jugendliche schon im Alter von 14 bis 16 Jahren in Gaststätten, Restaurants und Kneipen Alkohol trinken, wenn ihre Eltern dabei sind. So steht es im Jugendschutzgesetz. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik lehnt dies einer Umfrage zufolge ab und fordert, das sogenannte begleitete Trinken zu verbieten, um Jugendliche vor Alkohol zu schützen.

Der Erhebung des Forsa Instituts im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse zufolge befürworten 65 Prozent die Abschaffung des sogenannten begleiteten Trinkens ab 14 Jahren. Die knappe Mehrheit der Befragten (52 Prozent) spricht sich darüber hinaus dafür aus, dass Bier und Wein nicht mehr wie bisher ab 16 Jahren, sondern erst ab 18 Jahren gekauft und getrunken werden darf.

Je früher Jugendliche Alkohol trinken, desto größer sind die gesundheitlichen Risiken

Franziska Klemm, KKH-Psychologin 

Jugendliche in Deutschland dürfen regulär ab 16 Jahren Bier, Wein und Sekt erwerben und konsumieren. In Begleitung einer sorgeberechtigten Person ist das jedoch schon ab 14 Jahren erlaubt – auch in Gaststätten oder in der Öffentlichkeit. Die entsprechende Regelung stammt aus dem Jahr 1952.

Jugendliche reagieren empfindlicher auf Zellgift Alkohol

KKH-Psychologin Franziska Klemm sagte: „Je früher Jugendliche Alkohol trinken, desto größer sind die gesundheitlichen Risiken.“

Neben den kurzfristigen Auswirkungen wie Unfällen, Verletzungen und Gewalt erhöhe Alkohol das Risiko für die Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen. Heranwachsende sind demnach besonders gefährdet, denn ihr Körper befindet sich noch in der Entwicklung und reagiert daher umso empfindlicher auf das Zellgift Alkohol. so Klemm.

„Deshalb ist es wichtig, Jugendliche möglichst früh darin zu stärken, verantwortungsvolle Entscheidungen über ihre eigene Gesundheit und ihr Verhalten zu treffen und ihre Risikokompetenz zu fördern – am besten noch, bevor sie anfangen Alkohol zu trinken oder der Konsum rechtlich erlaubt ist“, sagte Klemm weiter. „In diesem Alter sind Heranwachsende besonders gut für solche Botschaften zu erreichen.“

In der Bevölkerung gibt es der aktuellen Umfrage zufolge zudem den Wunsch nach Einschränkungen für Alkohol-Werbung. So würden 35 Prozent der Befragten die Werbung für alkoholische Getränke am liebsten ganz untersagen.

Weitere 32 Prozent sind zumindest für stärkere Einschränkungen. Dagegen halten 31 Prozent die geltenden Mindeststandards für ausreichend. Unter anderem darf Alkohol-Werbung nicht gezielt Kinder und Jugendliche ansprechen. Von dem Meinungsforschungsinstitut befragt wurden in diesem Juni bundesweit 1.004 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren.

Auch die Gesundheitsminister der Länder setzen sich für ein Verbot des „begleiteten Trinkens“ ein und werden bei diesem Vorstoß von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) unterstützt. „Ich halte den Vorstoß, wie ihn jetzt die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister gemacht haben, für gut“, sagte Warken.

Sie stehe beim Jugendschutz – der neben dem Alkoholverzehr auch den Medien- und Drogenkonsum umfasse – im Austausch mit Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU), so Warken.

Alkohol als weit verbreitete Droge stelle bei Kindern und Jugendlichen ein großes Problem dar, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Katharina Schenk (SPD) aus Thüringen, kürzlich bei einem Treffen mit ihren Länderkollegen und -kolleginnen in Weimar.

Ärzteverbände fordern die Gesundheitspolitik schon lange zu größeren Anstrengungen auf, um den Alkoholkonsum der Menschen in Deutschland zu verringern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, auf alkoholische Getränke komplett zu verzichten, so die Agentur dpa.

Es gebe keine sichere Menge für unbedenklichen Konsum. Alkohol sei eine psychoaktive Droge, die als Ursache von mehr als 200 negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen identifiziert worden sei, heißt es in einem Positionspapier der DGE. (lem)

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