zum Hauptinhalt
Update

Update auf iOS 7: Männer, die auf Ladebalken starren

"Softwareaktualisierung fehlgeschlagen" oder "Ladezeit noch ungefähr 24 Stunden": Die Wartezeit auf Apples neues Betriebssystem iOS 7 ist zwar vorbei. Statt des Updates gibt es häufig Fehlermeldungen. Doch die Nacht war dann zum Downloaden da.

18 Uhr 56 Das lange Warten der Apple-Fans auf das neue Mobilbetriebssystem iOS 7 ist zu Ende. Ein letzter Fingertipp auf den Menüpunkt Softwareaktualisierung und das neue System wurde zum Download angeboten. Nach einer kurzen Bestätigung der Lizenzbedingungen startet der Download und meldet auf unserem Test-iPad-mini eine Dauer von sieben Minuten. Das Datenpaket hat eine Größe von 716 Megabyte. Im Verlauf steigt die erwartete Downloadzeit allerdings an und beträgt nun zwölf Minuten. Doch nach sieben Minuten ist erst einmal Schluss, der Download wird mit einer Fehlermeldung beendet, kann jedoch über eine neue Update-Suche ein weiteres Mal gestartet werden. Um dann gleich darauf erneut zu scheitern. Apple-Fans mit dem Anspruch, die neue, bunte Nutzeroberfläche und die neuen Funktionen möglichst als erste ausprobieren zu können, sollten sich auf einen längeren Abend einstellen, denn bei unserem Test häufen sich nun die Fehlschläge.

Nach dem Abbruch beginnt der Download immer ganz von vorn

19 Uhr 30: Besonders ärgerlich: Der Download startet jedes Mal von vorn, das Risiko eines erneuten Fehlschlages steigt somit ständig weiter, da immer mehr Nutzer um die offenbar zu geringen Ressourcen wetteifern. Immerhin hat sich eine Sorge offensichtlich nicht bewahrheitet: Das Mobilfunksystem arbeitet nach wie vor, der Abruf von Internetseiten ist nicht merklich verlangsamt. Der Web-Monitor von Akami meldet zwar einen Anstieg des Traffic um 91 Prozent, aber insgesamt hält das Internet dem Ansturm stand. Anders jedenfalls als die Update-Server.

Läuft, und läuft, und läuft: iOS-Update bei Apple
Läuft, und läuft, und läuft: iOS-Update bei Apple

© Tsp

20 Uhr 15: Einige Glückliche schaffen jedoch auch diese Hürden. Die Reaktionen auf Twitter fallen unterschiedlich aus. Matthias L. urteilt kurz und bündig: "Es sieht sehr gut aus". Renne will sich dagegen noch nicht festlegen und schreibt: "Ersteindruck von #iOS7: Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber sonst ganz okay". Ansonsten heißt die Disziplin des Abends "Männer, die auf Ladebalken starren". Ein "UseYourIllusion" prahlt mit einer Ladezeit von "ungefähr 16 Stunden" und hat zum Beweis einen Screenshot beigefügt. Wir gehen mit und können sogar erhöhen: 24 Stunden rechnet unser iPad als Ladezeit aus. Ein anderer Twitter-Nutzer fragt: "Ist ,Softwareaktualisierung fehlgeschlagen' schon Top trending?".

20 Uhr 30: Twitter-Nutzer Flo rät vernünftigerweise: "Das mit diesem ios7 machen wir dann besser morgen früh". Akamis Webmonitor liegt inzwischen bei einer Belastung von 117 Prozent über normal. Vor allem in Großbritannien und Deutschland sind die Netze erheblich stärker belastet und werden von Akami in violett dargestellt. Mit einer Gesamtlast von 6,4 Prozent in Deutschland ist allerdings noch viel Luft nach oben.

Die Nacht gehört den Apple-Fans

3 Uhr 30: Der Download der Update-Dateien ist sowohl auf dem iPhone als auch auf dem iPad in unter fünf Minuten abgeschlossen. Was nun geschieht, nennt sich "Update vorbereiten" und dauert eine quälend langsame zwanzig Minuten. Noch ein letzter Blick auf das sechs Jahre alte Design, dann startet der eigentliche Update-Prozess. "Später" oder "Installieren" lauten die Alternativen, zehn Sekunden hat der Nutzer nun Zeit, den Vorgang zu unterbrechen. Ein Neustart, nur das Apfel-Logo ist zu sehen - und ein neuer dünner Ladebalken, der sich langsam zu bewegen beginnt. Wieder heißt die wichtigste Apple-Tugend: Geduld. Eine gute Viertelstunde benötigt das neue System, um sich bis in die letzten Speicherbausteine vorzuarbeiten. Doch damit nicht genug, ein weiterer Neustart, erneut ein "Fortschrittsbalken", diesmal jedoch im Eiltempo. Dann grüßt ein "Hello" in verschiedenen Sprachen und iOS7 kann mit einem Fingerwisch konfiguriert werden. Die positive Überraschung der Nacht: Das selbst gewählte Hintergrundmotiv ist weiter vorhanden, auch die individuell eingerichteten App-Ordner haben das Update überdauert. Um 4 Uhr 15 ist iOS 6 Geschichte. Früher brauchte es Ereignisse wie die Mondlandung, die Box-Begegnung Cassius Clay gegen Joe Frazier für solche Nachtsitzungen, jetzt halten Apple-CEO Tim Cook und Chefdesigner Jony Ive die Fans wach. Vor allem, um einige Überraschungen zu erleben. Die Regale des Zeitungskiosks sind nur noch farblich angedeutet, ganz anders die iBooks-Bibliothek, die nach wie vor im Holz-Look daherkommt. Und auch die Apple-Textverarbeitung Pages legt neue Seiten weiterhin auf einer Schreibunterlage aus braunem Leder ab. Konsequent ist das nicht, aber das macht nichts.

Zurück zum Nachmittag: "Alarm set for 3am", hatte Stunden zuvor Claire via Twitter ihren Followern mitgeteilt. "Pour faire comme tout l’monde.. can’t wait for #ios7", schrieb Annabel und "Hurry up Apple. Chicago ist waiting. #iOS7", twitterte Danny. Auf seinem Foto hielt er passend dazu ein iPhone in der Hand. An diesem Mittwoch war Apples Update seines Betriebssystems für iPhones, iPads und iPod touch das wichtigste Thema auf Twitter. Der Hashtag #iOS7 stand den ganzen Tag über als Trending Topic an der Spitze der Twitter-Charts. Genauer genommen war zunächst einmal nicht das Update selbst das bestimmende Thema, sondern das sehnsüchtige Warten der Apple-Fans auf das neue System, das die bisherigen Symbole aus der analogen Welt durch trendige Icons und bunte Farben ersetzt. Derart radikal war die Benutzeroberfläche in den sechs Jahren seit dem ersten iPhone 2007 nicht verändert worden.

Die Frage, ob Veränderung automatisch eine Verbesserung darstellt, bewegte die Apple-Fans auf Twitter jedoch eher weniger. Sie wollten vor allem mitteilen, wie sie die Zeit überbrücken, bis das Update endlich zur Verfügung steht. Die deutsche Apple-Gemeinde musste immerhin bis zum Mittwochabend um 19 Uhr darauf warten, ein Update angezeigt zu bekommen. Und ob der Download danach gelingt, war mehr als fraglich. Bereits einige Tage zuvor hatte der Providerverband eco gewarnt, der Massenandrang auf die Update-Server könne zu einer Überlastung des weltweiten Datenverkehrs über die Handynetze führen.

Doch solche und andere Bedenken wollten viele am Mittwoch nicht gelten lassen. "Jetzt gleich zum Training und danach #iOS7 laden!", so sah das Programm von Lennart aus. "Endlich! in 3 Stunden und 20 Minuten ist #iOS7 downloadbar!" tröstete sich Maximilian über die Wartezeit hinweg. Von professioneller Seite hingegen gab es auch andere Töne: "Warnung vor iOS-7-Update", schreibt der Technik-Blog Basic thinking. "Für Musik-Apps nicht bereit, vorerst iOS 6 bleiben", hieß es dort. Andere Nutzer stellten hingegen zuerst einmal erschreckt fest, dass vor dem großen Update lauter kleine App-Aktualisierungen warten. "Bis ich alle App-Updates für #iOS7 eingespielt habe, ist Apple wohl bei iOS8" sorgte sich Patrick. Er dürfte mit diesem Problem nicht alleine sein. Darum: Ran an die Updates, dann ein Backup mitsamt verschlüsselten Passwörtern, iPhone oder iPad ans Ladegerät und warten auf den iDay. Kurt Sagatz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false