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In der heutigen "Hart aber fair"-Ausgabe wird Moderator Frank Plasberg sehr gefordert sein.

© WDR

"Hart aber fair"-Sendung zu Heimat: Alles Nazi, oder was?

Schon der Titel des "Hart aber fair"-Talks löst Erregung auf Twitter aus: „Heimat Deutschland - nur für Deutsche oder offen für alle?“

Der Titel der „Hart aber fair“-Talksendung hat bereits vor der Ausstrahlung Diskussionen ausgelöst. Moderator Frank Plasberg will am Montagabend um 21 Uhr in der ARD über das Thema „Heimat Deutschland - nur für Deutsche oder offen für alle?“ diskutieren. Zu den Gästen von Moderator Frank Plasberg gehören Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler), die Kabarettistin Idil Baydar, der Soziologe Armin Nassehi und Nikolaus Blome, stellvertretender "Bild"-Chef.

Die Ankündigung des Talks provozierte vor allem bei Twitter kritische Reaktionen. „Diese Sprache ist der Grund, warum auch mir gesagt wird, ich soll in meine Heimat zurück, ein Grund für Drohungen, die ich bekomme, für den Hass“, kommentierte etwa die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli die Formulierung aus dem Titel. Sie ist Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales. European D. schrieb: "Unfassbar, dass jetzt auch der öffentliche Rundfunk im Nazi-Stil diskutiert." Ein weiterer meinte: "Das ist nicht Euer Ernst? Schon wieder so eine blöde, überflüssige AfD-Thema Sendung? Wie oft soll denn bitte noch, dieser Nationalstaat-Scheiss diskutiert werden?" Konter von P M: ""Alle Länder sind stolz auf ihre Identität, Herkunft und beschützen ihren Lebensraum vor übermäßiger Entfremdung. Dies in D. nur MAL ZUR DISKUSSION stellen, wird man sofort als Nazi, Rechtsradikaler und Rassist und somit als total bescheuert und daneben verurteilt!"

Sender und Sendung verteidigen sich

„Wir nehmen Kritik von außen grundsätzlich zum Anlass, unser eigenes Tun kritisch zu reflektieren“, teilte der verantwortliche Westdeutsche Rundfunk am Montag. „Dies haben wir auch in diesem Fall getan, uns aber entschieden, bei dem Titel zu bleiben.“ Die Diskussion darüber zeige, wie kontrovers das Thema „Heimat“ wahrgenommen werde. „Genau diese Diskussion wollen wir mit unseren Gästen in der Sendung führen und abbilden.“

Auf der „Hart aber fair“-Twitter-Seite hat sich mittlerweile auch die "Haf"-Redaktion zur Kritik am Titel der Sendung geäußert: „Dieser heißt nicht „Deutschland - nur für Deutsche oder offen für alle?“, steht da. Vielmehr gehe es explizit um den Begriff und das Gefühl von Heimat. Der TV-Talk drehe sich etwa um die Frage, für wen hier Heimat sei: für alle, die hier leben oder nur für die, die von hier stammen. „Es geht nicht um die Frage offener oder geschlossener Grenzen“, betonte die Redaktion. Sawsan Chebli schaltete sich dann in die Diskussion erneut ein: „Ich verstehe, dass Titel Interesse generieren sollen und deshalb pointiert sind. Aber bei Heimat steht zu viel auf dem Spiel. Es geht um den Zusammenhalt in unserem Land. Sind zu viele Spinner da draußen, die meinen, dass Deutschland nur ihnen gehört.“

Hashtag-Twitter #vonhier" stark genutzt

Viele Kritiker des Sendungstitels benutzten auf Twitter den Hashtag #vonhier und schilderten die Erfahrung, immer wieder gefragt zu werden, wo sie denn herkämen, wenn das Gegenüber vermute, sie hätten „sicher ausländische Wurzeln“. Der gleiche Hashtag wird auch für kritische Tweets zu Dieter Bohlen benutzt, der in der RTL-Show „Das Supertalent“ ein Mädchen hartnäckig dazu befragte, wo es herkomme. Ein Videoausschnitt davon hat bei Twitter in den vergangenen Tagen viele Reaktionen bekommen.

Eine ähnliche Diskussion wie um den Titel bei „Hart aber fair“ gab es bei der WDR-Talksendung „Maischberger“ Anfang Juni 2018, die im Ersten direkt im Anschluss an die Verfilmung von Michel Houellebecqs Bestseller „Unterwerfung“ gezeigt wurde. Die Sendung war zunächst mit der Leitfrage „Sind wir zu tolerant gegenüber dem #Islam?“ angekündigt worden - was in den sozialen Medien kritische Nachfragen zum Beispiel dazu provozierte, wer mit „wir“ gemeint sei und wer nicht dazugehöre. Daraufhin änderte der WDR den Titel in: „Die Islamdebatte: Wo endet die Toleranz?“. Diesmal bleibt der Sender bei der Formulierung.

Wer die aktuelle „Hart aber fair“-Folge ansehen will, kann dies heute Abend um 21 Uhr im Ersten tun. (mit dpa)

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