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Medien: Berlin – Smolensk – Saigon

Dirk Sager ist für das ZDF 16 000 Kilometer gereist

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Für Fernsehjournalisten sind Reisereportagen die Selbstverwirklichung nach dem Ruhestand: Klaus Bednarz tourte durch Feuerland, Wolf von Lojewski durch Australien. Auch Dirk Sager, früherer Leiter des ZDF-Büros in Moskau, darf reisen - zuletzt in Russlands hohen Norden. Jetzt hat sich der 66-Jährige gleich 16 000 Kilometer vorgenommen. „Berlin - Saigon. Dirk Sagers Eisenbahnreise um die halbe Welt“ heißt die vierteilige Reisereportage, die ab heute Abend im ZDF zu sehen ist.

Sagers Reise beginnt im winterlichen Berlin an der Karl-Marx Allee, der alten Prachtstraße der DDR, die früher den Namen Stalins trug. Stalin, Hitler und Mao – drei Diktatoren, auf deren Spuren Sager häufig trifft auf seiner langen Reise: Städte, deren Architektur von Diktatoren geprägt ist, Menschen, die unter ihnen gelitten haben.

Am Berliner Bahnhof Lichtenberg steigt Sager in den Zug. Die Strecke führt durch Polen, Weißrussland und Russland bis an die Wolga, weiter durch die kasachische Steppe entlang der Seidenstraße nach China und schließlich bis nach Vietnam. Eine lange Strecke für viermal 45 Minuten Film. Für den Zuschauer dauern die Zwischenhalte in den Städten nur wenige Minuten. Und doch kommt Sager den Menschen nah: Dem weißrussischen Zugführer, einer oppositionellen Theaterregisseurin und der Russin Tatjana, die als 15-Jährige von Deutschen verschleppt wurde und jetzt in einem kleinen russischen Dorf von 40 Euro Rente im Monat lebt.

Kleine, bewegende Geschichten gräbt Sager am Rand der Gleise aus - von Tagelöhnern an der chinesischen Mauer, dem Pandabären Tin-Tin und dem Nachtleben in Saigon. Dazu gibt es herrliche Panoramaaufnahmen aus dem Zug, untermalt von dramatischer Orchestermusik. Die Geschichten und Landschaftsbilder könnten im Mittelpunkt stehen. Aber wie Bednarz und Lojewski auch, inszeniert Sager sich selbst als Protagonist. Zum Beispiel, als er von chinesischen Journalisten zu seinen Dreharbeiten befragt oder von einer vietnamesischen Zugführerin auf sein Alter angesprochen wird. Personalisierung kann man das nennen. Oder Selbstverwirklichung.

„Berlin – Saigon. Dirk Sagers Eisenbahnreise um die halbe Welt“, ZDF, 20 Uhr 15

Carolin Jenkner

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