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Schutz geht vor.  Ärzte und Pflegende bereiten sich auf den Einsatz vor.

© rbb/Carl Gierstorfer/DOCDAYS Pro

Corona-Doku im Ersten: Kampf um jeden Atemzug

Ein ARD-Film dokumentiert Überleben und Sterben in einer Covid-19-Station der Berliner Charité.

Eine Krankenpflegerin sagt: „Daumen drücken, dass es mal einer schafft.“ Das klingt resigniert und beschreibt doch nur die Situation auf Station 43 im Virchow-Klinikum der Berliner Charité. Im Level-1-Zentrum werden Covid-19-Patienten behandelt, die besonders schwer erkrankt sind, die um ihr Leben ringen. Es ist um die Weihnachtszeit, als RBB-Reporter Carl Gierstorfer und seine Co-Autorin Mareike Müller für ihren ARD-Film „Auf der Covid-Intensivstation der Charité – Kampf um jeden Atemzug“ drehen. Die Pandemie ist auf ihrem Höhepunkt, die Todesrate, heute Übersterblichkeit genannt, erschreckend hoch. Wieder und wieder erfasst die Kamera verstorbene Patienten in ihren Betten, im Leichensack; Ärztinnen streicheln jene, die es nicht schaffen werden, das Handy am Ohr, um die Angehörigen zu verständigen.

Europas größtes Universitätsklinikum

„Die Story im Ersten“ begleitet über 45 Minuten Ärzte, Pflegepersonal und Patienten einer der vier Covid-Stationen in Europas größtem Universitätsklinikum. Was das Publikum zu sehen und zu hören bekommt, ist ein intensiver Einblick in einen Alltag, der keine Tages- noch Nachtzeiten kennt, wo apparategestützte Intensivmedizin dem Tod so viele Leben wie möglich abringen möchte. Im Off werden wenige Worte gemacht, der Film will die Atmosphäre direkt einfangen: Die Maschinen piepsen, von der Pflegerin über den Oberarzt bis zum Klinikdirektor bekommt das Personal Gesicht und Stimme, wenn gerade mal die Schutzkleidung abgenommen worden ist.

[„Die Story im Ersten: Auf der Covid-Intensivstation der Charité“, ARD, Montag, 22 Uhr 50]

Ihre Berichte sind so professionell wie ihr Tun, zugleich sind sie vom Ehrgeiz getrieben, dass der Patient ein Mensch bleibt. Das Empathische kommt nicht zu kurz, auch wenn die Maschinen den Takt vorgeben. Auf schmalem Grat wird agiert, bewährte Therapien versagen, trotzdem wird dem immer noch nicht auserforschten Virus die Stirn geboten. Das hinterlässt Spuren in den Gesichtern, wenn im grellen Licht der Kampf für ein Menschenleben aufgenommen wird.

Mitten im Mikrokosmos

Der Film stellt sein Thema explizit in den Vordergrund. Es wird aus der Mitte des Mikrokosmos heraus geschildert, nahe ist die Kamera am Behandlungsprozess dran, die Ärzte und Pflegenden erläutern ihre Maßnahmen berichten via Mikrofon hinter der Schutzmaske. Schnell zeigt sich, welche Herausforderungen bewältigt, welche Grenzen erreicht werden, wie viel Vergeblichkeit im Einsatz steckt. Vielleicht ist der Begriff des Heroismus hier nicht zu hoch gegriffen.

Manche Bilder werden nichts für Zartbesaitete sein. Etwa von regungslosen Patienten in Bauchlagerung, von einer Reanimation und einem Patienten, der an eine künstliche Lunge angeschlossen wird. Solche Maschinen reichern das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff an (in Fachsprache: Ecmo). Sie gelten als „Hoffnungsmaschinen“.

Mehr als nur der Tod

Der Beitrag will beileibe nicht nur vom Tod durch Covid 19 berichten. Im Schlussteil wird eine Patientin begleitet, die es schafft, die nach einem Monat Behandlung die Intensivstation Richtung Reha verlassen kann. Wer gesehen hat, in welchem Zustand Sabine Staley eingeliefert wurde, wer erlebt, wie lebensfroh und optimistisch sie die Charité verlässt, der kann ermessen, welchen Weg sie mit Hilfe von Ärzten, Apparaten und Pflegenden gegangen ist.

Das Finale nimmt die Eingangssequenz wieder auf. Ein Krankenwagen fährt durch Berlin, auf dem Weg zur Intensivstation in der Charité. Joachim Huber

PS: Der Beitrag ist ein Muss für alle Verirrten und Verwirrten, die Corona verharmlosen, verleugnen, verneinen.

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