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Durchsage eines DRK-Rettungsteams: "Ihr seid doch Spinner"
Besatzung eines Rettungswagens macht Durchsage Richtung "Corona-Rebellen". Dafür gibt es Applaus bei Twitter und Ärger mit dem Roten Kreuz
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Wenn die Besatzung eines Rettungswagens Tag für Tag Patienten in die Klinik fährt, die sich mit dem Covid-19-Virus infiziert haben, wie soll die auf die Demo von Corona-Leugnern reagieren - wenn nicht mit Protest? Das kurze Video eines Düsseldorfer Rettungswagens, dessen Besatzung selbst ernannte „Corona-Rebellen“ über Lautsprecher als „Spinner“ bezeichnet hat, hat Debatten ausgelöst und eine Welle der Solidarität im Internet. Der Hashtag #IhrSeidDochSpinner war einer der meist benutzten am Freitag bei Twitter. Für den betroffenen Mitarbeiter hat die Durchsage jedoch Konsequenzen.
Gehaltsbonus statt negativer Konsequenzen
In der Sequenz, die am Donnerstag in zahlreichen Sozialen Medien geteilt wurde, ist zu sehen, wie ein Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn an der Kundgebung vorbeifährt und aus dem Lautsprecher „Ihr seid doch Spinner“ zu hören ist.
Während sich die Demonstranten in dem Video über die Durchsage beschweren und es im Netz auch kritische Stimmen gibt, stellte sich ein Großteil der Twitter-User hinter die Besatzung des Rettungswagens. „Volle Solidarität“ forderten viele, oder sogar einen Gehaltsbonus statt negativer Konsequenzen.
Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) ist die Reaktion deutlich weniger positiv. Der Mitarbeiter erhalte ein Disziplinargespräch mit derzeitig offenem Ergebnis, sagte eine Sprecherin des DRK der Deutschen Presse-Agentur. Er sei bereits darüber belehrt worden, dass das Handeln des DRK von Neutralität geprägt sei.
DRK besteht auf Neutralität
„Wir haben ihm zudem deutlich gemacht, dass es nicht mit unseren professionellen Ansprüchen vereinbar ist, wenn über die Sprechanlage eines Einsatzfahrzeuges nicht einsatznotwendige Kommentare oder Aussagen, welchen Inhalts auch immer, abgegeben werden“, so die Sprecherin. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt zusammen mit anderen Hilfsorganisation und der Düsseldorfer Feuerwehr den dortigen Rettungsdienst. Im Wagen, der die Durchsage gemacht hatte, saß ein Team des DRK.
„Das Handeln des Deutschen Roten Kreuzes wird durch sein verbandliches Selbstverständnis und hier insbesondere durch seine Grundätze bestimmt. Einer dieser Grundsätze lautet Neutralität“, betonte die Sprecherin. „Das DRK nimmt keinerlei Stellung zu dem Anliegen der Demonstranten. Die Aussage unseres Mitarbeiters war eine rein persönliche Meinungsäußerung, sie stellt keine Positionierung des DRK dar.“
Belastete Situation
Die Düsseldorfer Feuerwehr hatte den Vorfall zuvor bestätigt, das Video sei am vergangenen Sonntag entstanden. „Die Äußerung über die Lautsprecheranlage des Fahrzeugs ist unangemessen und spiegelt nicht die Professionalität wider, die wir von allen Mitarbeitenden erwarten“, teilte die Feuerwehr am Donnerstagabend mit. Es habe sich wohl um eine Reaktion „aus einer sehr belastenden Situation heraus gehandelt“. (mit dpa)
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