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Katrin Vernau arbeitet seit 2015 als Verwaltungsdirektorin des Westdeutschen Rundfunks.

© WDR/Annika Fußwinkel

Interims-Intendantin beim RBB: Kommt Katrin Vernau?

Die Verwaltungsdirektorin des WDR steht auf dem Kandidatenzettel für den Wahltermin im RBB am Mittwoch

Die Lage ist ernst beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Aber nicht derart außer Kontrolle geraten, dass die Verantwortlichen nicht an der Lösung der tiefgreifenden Krise arbeiten. Nach Ansicht der Gremien wie auch der Belegschaft braucht es vor allem an der Senderspitze eine (Zwischen-)Lösung, schlicht eine Persönlichkeit, die den Sender stabilisiert, zur Ruhe bringt und für die Zweiländeranstalt eine Zukunftsperspektive aufzeigt.

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Die Gremien, also Verwaltungs- und Rundfunkrat, werden am Dienstag zu Sitzungen zusammenkommen, um für den am Mittwoch um 16 Uhr in Potsdam anberaumten Wahltermin einen Personalvorschlag vorzubereiten. Nach Tagesspiegel-Informationen ist Katrin Vernau die Favoritin für die kurzfristige Lösung einer Interims-Intendantin, aus der eine langfristige erwachsen könnte.

Katrin Vernau ist die Verwaltungsdirektorin des Westdeutschen Rundfunks (WDR), 2015 mit großer Mehrheit auf Vorschlag von Intendant Tom Buhrow gewählt und 2019 mit ebenso großer Mehrheit im Amt bestätigt.

Karriere bei Roland Berger gestartet

Die Wirtschaftsexpertin, geboren 1973 in Villingen-Schwenningen, war vor ihrer WDR-Karriere Partnerin bei der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants und leitete die Roland Berger School of Strategy and Economics. Von 2006 bis 2012 war sie Kanzlerin der Universität Hamburg, von 2002 bis 2005 Kanzlerin der Universität Ulm. Zuvor arbeitete sie als Projektmanagerin bei Roland Berger Strategy Consultants. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule St. Gallen und an der Columbia Business School. 2002 promovierte sie an der Universität Potsdam.

Bei ihrer Bestätigung als WDR-Verwaltungsdirektorin sagte der damalige Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates Andreas Meyer-Lauber: "Die Mitglieder des WDR-Rundfunkrats schätzen die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Verwaltungsdirektorin. Sie sind überzeugt, dass sie die strategischen und organisatorischen Prozesse des WDR kompetent und erfolgreich steuern kann. Zu den künftigen Aufgaben zählen die laufende Strukturoptimierung und der Kulturwandel im WDR. Eine besondere Herausforderung wird sein, die anstehenden politischen Entscheidungen zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu begleiten, so dass das hochwertige Programm des WDR dauerhaft erhalten bleiben kann.“

Zu der von Vernau geleiteten Direktion gehören die Bereiche Personal, Finanzen und Gebäudewirtschaft (im RBB liegt das Projekt des Medienhauses ja auf Eis), ferner die IT-Entwicklung und interne Organisation.

Kennerin der ARD

Sehr wichtig bei dieser Personalie: Vernau kennt die Innereien der ARD, ihre Eigenheiten und Fragwürdigkeiten. Sie käme, falls sie an die RBB-Spitze gewählt wird, quasi von außen wie von innen. Und sie hat nach den MeToo-Vorfällen im WDR den Kulturwandel in der größten ARD-Anstalt zu ihrer Sache gemacht.

3:1-Votum der Findungskommission

Nun hat sich die vierköpfige Findungskommission offiziell gemeinsam für Katrin Vernau als einzige Kandidatin für die Vakanz ausgesprochen, tatsächlich lautete das Votum aber 3:1. Die amtierenden Vorsitzenden von Verwaltungs- und Rundfunkrat, Dorett König und Dieter Pienky, sowie die RBB-Personalratsvorsitzende Sabine Jauer plädierten für die Ein-Kandidatin-Lösung, nicht aber Dagmar Bednarek von der Freienvertretung. Deren Kritik, der sich der Redaktionsausschuss anschloss, richtet sich nicht gegen Vernau, wohl aber gegen das Verfahren. „Wir appellieren an den Rundfunkrat, eine echte Wahl zu treffen“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag.

„Die Findungskommission hatte weitere geeignete Kandidat*innen im Blick, die aber nicht gehört wurden.“ Es sei wichtig, die angeschlagene RBB-Geschäftsleitung schnell neu aufzustellen. „Genauso wichtig ist, dass die Belegschaft in diesem Prozess mitgenommen wird“, heißt es weiter. Eine „alternativlose“ Entscheidung diene diesem Ziel nicht.

Klar ist: Der Protest wird am Wahlprocdere des Mittwochs nichts ändern, offensichtlich setzt die Freienvertretung aber darauf, dass Katrin Vernau nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit im Rundfunkrat bekommt. Die Freienvertretung jedenfalls sieht in Vernau „eine Statthalterin Buhrows“ und eine Vertreterin der Arbeitgeberseite,

Kritik vom Journalistenverband

Auch Steffen Grimberg, Vorsitzender des DJV Berlin–JVBB, übte Kritik. „Wenn von der Findungskommission nur eine Person vorgeschlagen werden soll, müssen wir uns schon die Frage stellen, was das für eine ‚Wahl’ ist“.

Die Karriere von Katrin Vernau sieht nicht danach aus, dass sie mit der Verwaltungsdirektion im WDR enden soll. Lutz Marmor wurde aus dieser Position heraus zum Intendanten des Norddeutschen Rundfunks gewählt. Die RBB-Führungsposition wäre für Katrin Vernau ein nächster, offenbar logischer Schritt und dann sollte auch nicht übersehen werden, dass selbst ein Tom Buhrow als WDR-Chef endlich ist. Ist es nicht sowieso notwendig, dass der Vorsitz-Sender der ARD, also der WDR ein Opfer für Berlin und Brandenburg bringt?

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