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Stand am Mittwoch im Mittelpunkt des "Maischberger"-Talks: die AfD-Vorsitzende Frauke Petry (hier auf einem Archivbild an der Seite des thüringischen Parteivorsitzenden Björn Höcke).

© Rainer Jensen/dpa

"Maischberger" über die AfD: Hochdemokratisch? Verfassungsfeindlich? Eine Lügenpartei?

Während andere sich winden, mit der AfD zu reden, hatte Sandra Maischberger am Mittwoch die Vorsitzende Frauke Petry zu Gast. Am Ende ging es um Flüchtlinge in der Schweiz.

Es gibt Politiker, die sich weigern, in Talkshows mit AfD-Politikern zu debattieren. Sandra Maischberger und ihre Gäste hatten am Mittwoch Abend weniger Berührungsängste: Unter dem Titel "Tabu-Partei AfD - Deutschland auf dem Weg nach rechts?" wurde Petry und Co. die ganze Sendung gewidmet - und der "Weltwoche" der Studio-Screen.

Kritiker sagen der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry nach, dass sie Talkshows nur überstehe, weil sie ihre Mit-Talker - und meist: Kritiker - in einem Redeschwall ersticke. Egal, ob sie an der Reihe ist oder nicht. Stimmt. Diese Strategie hatte sich bei Maischberger leider auch der Rest des Podiums abgeschaut, zum Beispiel SPD-Vize Ralf Stegner und der Schweizer "Weltwoche"-Herausgeber und Politiker Roger Köppel. Mit Petry in einer Runde zu sitzen, ist definitiv kein rhetorisches Plus. Maischberger, sonst sehr geschickt im Einbremsen unliebsamer Einwürfe, hatte Mühe, die Oberhand im Gespräch zu behalten, das zeitweise den roten Faden verlor.

Start mit der Frage: Soll und darf man sich mit der AfD überhaupt unterhalten? Diesen politisch-rechten Schmuddelkindern, die zwar ih-bäh-bäh sind, aber nun einmal einfach da? Und: Darf man das im Fernsehen tun - oder bieten Sender der Partei so nur eine Bühne? Wegignorieren kann man die AfD ja schlecht, glaubt "Spiegel"-Kolumnist Jakob Augstein, der immer noch hofft, die Partei möge sich in diversen Talks "selbst entlarven". Doch das ist schwierig mit Petry, Meisterin im Herauswinden aus allen brisanten Vorwürfen. Die AfD-Jugendorganisation druckt Steckbriefe, auf denen SPD-Politiker Ralf Stegner sozusagen zur Fahndung ausgeschrieben ist? Petry würde das selbstverständlich nie tun, aber die Jugend ... hat eben Flausen im Kopf. Die Jugend der SPD übrigens auch. Und rechts ist die AfD natürlich auch nicht, denn "rechts und links sind Begriffe, die schon lange nicht mehr gelten".

Es ist schwierig, in einem Talk mit Petry die Contenance zu wahren. Ihre Art, direkte Fragen indirekt nicht zu beantworten, ist der eine Grund; der zweite ist die Art, wie sie andere Gäste behandelt: Von oben herab, besserwisserisch lächelnd, arrogant. Die aktuellen Umfragewerte, nach denen ihre Partei bei 10 Prozent liegt, stärken ihr Mütchen; und ob sie nun vor allem Männer oder Frauen wählen, dürfte ihr angesichts dieser Zahlen herzlich egal sein.

Hans-Olaf Henkel durfte kurz nach Luft schnappen, als sie ihm unterstellte, die AfD nie richtig gekannt zu haben - Henkel war immerhin mal Vize-Parteichef, eine Rolle, auf die er heute nicht mehr ganz so stolz ist: Seine alte Partei sei ein "Monster" geworden. "Wenn ich gewusst hätte, wie das ausgeht ..." - Hinterher ist man immer klüger, das gilt auch für Politiker.

"In der Schweiz brennen keine Flüchtlingsheime"

Viele Nicklichkeiten später war festzuhalten: Die AfD ist in hohem Maße demokratisch. Sagen Petry und Köppel. Die AfD ist verfassungsfeindlich. Sagt Stegner. Die AfD ist nicht mehr so wie früher. Sagt Henkel. Die AfD ist eine Lügenpartei. Sagt Augstein. Festmachen lassen sich praktischerweise alle Aussagen an der Flüchtlingsfrage, um die es - eher ungewollt - im nächsten Teil der Sendung ging. Plötzlich war das eigentliche Thema zweitrangig, es wurde über Grenzzäune, Aufnahmelimits und kriminelle Ausländer debattiert. Trauriges Highlight dabei Roger Köppel: "In der Schweiz brennen keine Flüchtlingsheime" - Grund sei die hervorragende Schweizer Demokratie, inklusive seiner SVP. Maischberger: "Doch, es sind nicht so viele wie in Deutschland, aber ..." Köppel: "Nein."

Womit die Sendung bei der Schweiz angelangt war, die im Rahmen einer Europa-Rundschau zu rechtspopulistischen Parteien einen Ehrenplatz bei Maischberger bekam. Sogar Köppel war erstaunt, dass der ganze Studio-Screen mit "Weltwoche"-Covern gepflastert war: "Danke für die großzügige Werbung für meine Zeitung". Es wurde sich abgearbeitet an der Schlagzeile "Kosovaren schlitzen Schweizer auf", da war Petry für ihre Verhältnisse auffallend still - aber es ging ja auch überhaupt nicht mehr um sie und ihre Partei. Der rote Faden war in der Schweiz verloren gegangen.

Wollte man aus dieser destruktiven Runde überhaupt etwas Positives mitnehmen, dann am ehesten eine Überlegung von Ralf Stegner. "Es ist doch schön, dass Deutschland mittlerweile ein Land ist, vor dem man keine Angst mehr hat." Es ist zu hoffen, dass das mit und trotz AfD so bleibt.

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