zum Hauptinhalt
Was verbirgt der neue Landarzt Dr. Lambert (August Wittgenstein) vor Dorfpolizistin Tanja (Lou Strenger)?

© Maria Wiesler/SWR

Rachegelüste statt Opferbereitschaft : Der andere Landarzt

Die TV-Serie „Höllgrund“ will mit einem lieb gewonnenen Fernsehklischee aufräumen.

Ein Landarzt muss so sein wie Dr. Karsten Mattiesen. Aufopferungsbereit ist er zu jeder Tag- und Nachtzeit für seine Patienten da und kümmert sich sowohl um deren Krankheiten als auch um das seelische Befinden. In der gleichnamigen ZDF-Serie verlor der selbstlose Landarzt, dargestellt von Christian Quadflieg, bei der Rettung eines verunglückten Jungen sogar sein Leben. Auf Dr. Mattiesen folgten Dr. Teschner (Walter Plathe) und Dr. Bergmann (Wayne Carpendale), ansonsten änderte sich in der 1987 gestarteten TV-Serie bis zu deren Einstellung am positiven Image des Landarztberufs wenig.

Zehn Jahre nach dem Aus für den ZDF-„Landarzt“ zeichnet der ARD-Sender SWR in der TV-Serie „Höllgrund“ (ab 16. September in der ARD-Mediathek) ein anderes Bild des Mediziners auf dem Land, genauer gesagt: im Schwarzwald. Am Anfang stimmt es noch mit dem typischen Bild: Dr. Hajo Armbruster (Heiner Lauterbach) lebt nach der selben Maxime wie die ZDF-Landärzte. Wenn es zwickt, kümmert er sich geduldig um jeden Patienten und jede Patientin. Um Letztere allerdings besonders.

Irgendwann kommt auch für Hajo Armbruster die Zeit, in den Ruhestand zu gehen. Doch statt die Rente genießen zu können, hängt er kurze Zeit später am Dachbalken. Die junge Dorfpolizistin Tanja Hartholz (Lou Strenger), mit der Armbruster befreundet war, glaubt nicht an einen Selbstmord. Gegen alle Widerstände beginnt sie mit Ermittlungen.

Derweil nimmt der charmante und gutaussehende Fabian Lambert (August Wittgenstein) seine Arbeit als neuer Landarzt auf. Doch dieser neue Besen kehrt ganz und gar nicht gut. Der Gesundheitszustand der Schwarzwälder Bergbevölkerung wird keineswegs besser. Es kommt vielmehr zu einer Reihe von merkwürdigen Todesfällen.

Als „Dekonstruktion unserer strahlendsten TV-Helden“ beworben

Die ARD selbst bewirbt „Höllgrund“ als spannungsgeladenen Thriller, „der auf lustvolle Art die allseits bekannten Klischees deutscher Serien-Landärzte entlarvt“. Doch so bitterböse ist die „Dekonstruktion unserer strahlendsten TV-Helden“, die von Lea Becker und Hanno Olderdissen nach Drehbüchern von Marc O. Seng und Maike Rasch inszeniert wurde, dann doch nicht.

Denn schnell wird klar, dass zu den allbekannten Klischees auch der Spruch „Auf der Alm da gibt‘s koa Sünd“ gehört. Der Schwarzwald liegt zwar nicht in Bayern, aber auch dessen ungeachtet stimmt die Aussage weder hier noch dort. „Höllgrund“ macht da keine Ausnahme, denn in dem beschaulichen Dorf tun sich tatsächlich höllische Abgründe auf.

„Höllgrund“. Bei näherer Betrachtung des Sendungslogos stellt sich der Schwarzwald als gar nicht so heile Welt dar.
„Höllgrund“. Bei näherer Betrachtung des Sendungslogos stellt sich der Schwarzwald als gar nicht so heile Welt dar.

© SWR/Studio Zentral

Nicht nur Tanja Hartholz bemerkt, dass der Ortswechsel von Dr. Lambert kein Zufall ist. Die Gründe dafür liegen in einer Vergangenheit, an die die Bewohner des Ortes nur ungern erinnert werden. Apropos erinnern: Hajo Armbruster war für die junge Polizistin nicht nur zu Lebzeiten ein guter Freund. Auch im Tode erscheint er ihr zu jeder Gelegenheit. 

Die achtteilige Serie bezieht ihren Reiz weniger aus der romantischen Schönheit des Schwarzwaldes als vielmehr aus der Skurrilität der Figuren. Zum Ensemble gehören Andreas Anke als Polizeihauptmeister Werner Freischütz und Leiter der örtlichen Polizeidienststelle. Ulrike C. Tscharre spielt dessen Ehefrau Moni Freischütz. Nicki von Tempelhoff verkörperte Tanjas Vater Josef Hartholz, den Besitzer des Schlachthofs. Hinzu kommen Heiner Hardt als ehemaliger Pfarrer und als eine zentrale Figur des Ortes Guido Renner als Gasthofs-Wirt Siggi.

Doch welches Geheimnis verbirgt sich hinter den Ereignissen?Das ist die spannende Frage. Mitunter wünscht man sich allerdings, dass sich die Macher von „Höllgrund“ klarer zwischen hartem Thriller und humoriger Milieubeschreibung entschieden hätten. Kurt Sagatz

„Höllgrund“, acht Folgen, in der ARD-Mediathek ab Freitag, 9 Uhr. Im SWR Fernsehen am 31.10. und 1.11. jeweils ab 20 Uhr 15.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false