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Verbreitung von RT und Sputnik in EU verboten: Russischen Medien in Berlin laufen Mitarbeiter davon
„Man kann nicht Teil einer solchen Sache sein.“ Ruptly und auch Russia Today verzeichnen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine viele Selbstkündigungen.
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Die Verbreitung der russischen Staatsmedien RT und Sputnik in der EU ist ab sofort verboten. Die Maßnahme trat am Mittwoch mit der Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft. Umgesetzt werden muss sie jeweils in den einzelnen EU-Staaten.
„Außergewöhnliche Zeiten verlangen nach außergewöhnlichen Maßnahmen“, sagte EU-Kommissionsvize Vera Jourova am Dienstagabend nach einem Gespräch mit Vertretern der Gruppe europäischer Regulierungsstellen für audiovisuelle Mediendienste (ERGA).
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte am Mittwoch, in Zeiten des Kriegs seien Worte entscheidend. „Wir sind Zeugen massiver Propaganda und Desinformation über diesen ungeheuerlichen Angriff auf ein freies und unabhängiges Land.“ Man werde jedoch nicht zulassen, dass Kreml-Treue „ihre giftigen Lügen zur Rechtfertigung von Putins Krieg verbreiten oder die Saat der Spaltung in unserer Union säen“.
Indes laufen der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ruptly mit Sitz in Berlin nach dem Einmarsch in die Ukraine die Mitarbeiter weg. Einige beschwerten sich in einer Telefonkonferenz, dass sie die Invasion nicht als solche bezeichnen dürften, geht aus einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Aufzeichnung einer Telefonkonferenz hervor.
Moskau nennt seine Invasion einen „Sondereinsatz“ und hat die heimischen Medien dazu angehalten, diesen Begriff zu verwenden.
Mindestens drei leitende Redakteure hatten bis Montag gekündigt, sagte ein Mitarbeiter von Ruptly, der anonym bleiben wollte. Eine von ihnen, die Planungsleiterin Katerina Alexandridi, bestätigte ihren Weggang gegenüber Reuters. Andere konnten nicht sofort erreicht werden.
Auf eine per E-Mail gestellte Nachfrage bei der auf der Ruptly-Seite als Ansprechpartner genannten Person kam folgende automatische Antwort: „Seit dem 25. Februar 2022 arbeite ich nicht mehr als Chief Marketing Officer bei Ruptly“. „Alle sind krank oder haben gekündigt“, sagte eine Ruptly-Mitarbeiterin.
Die Abgänge sind ein weiterer Rückschlag
„Man kann nicht Teil einer solchen Sache sein und dann in ein Flüchtlingslager gehen und so tun, als ob man sich kümmert.“
Die Abgänge sind ein weiterer Rückschlag für Russlands internationales Sendernetzwerk.
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Nach Informationen der Deutschen Journalistenunion Verdi Berlin Brandenburg ist auch Russia Today mit Sitz in Berlin von Mitarbeiterschwund durch Selbstkündigungen betroffen ist, wenn auch in geringerem Maße als Ruptly. Das bestätigte Landesgeschäftsführer Jörg Reichel dem Tagesspiegel.
Bei Ruptly und RT DE, deren Belegschaften Überschneidungen aufweisen, hätten bis Mittwoch insgesamt Mitarbeiter in einem mittleren zweistelligen Bereich gekündigt oder sich krankschreiben lassen. Nicht alle Mitarbeiter seien ideologisch involviert gewesen.
Auch die Chefredakteurin von RT russisch, Maria Baronowa, hat nach Kritik am Sender diesen auch verlassen. Sie will in Russland bleiben.(mit Reuters, dpa)
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