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Sexismus im Kino: Verführung zur Ohnmacht?
Ein Arte-Dokumentarfilm thematisiert die männlich ausgerichtete Bildsprache des Kinos und lässt den Betrachter mit gemischten Gefühlen zurück.
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Auf der Leinwand erscheinen weibliche Körper oft wie Objekte, zerlegt in erotische Schlüsselreize. Wie in einer Peepshow werden Schauspielerinnen aus dem Dunkel des Kinosaals heraus angestarrt von einem „männlichen Blick“. Im Regisseur, dem Kameramann und dem männlichen Protagonisten des Films findet der „male gaze“ seine Komplizen.
Diese These formulierte Laura Mulvey schon 1975. Die Filmwissenschaftlerin ist nun Kronzeugin in einem abgefilmten Seminar, in dem Filmemacherin Nina Menkes auf der Grundlage von Mulveys These die Bildsprache des populären Kinos einer neuerlichen Revision unterzieht: „Brainwashed – Sexismus im Kino“ (Arte-Mediathek).
Die #MeToo-Bewegung legte offen, dass Frauen im Filmgeschäft missbraucht wurden. Nun will Menkes aufzeigen, wie Frauen auch vor der Kamera auf ein Sexobjekt reduziert werden. 96 Prozent der Hollywoodfilme würden „von einem männlichen Blick kuratiert“. Wenn Frauen hier freiwillig mitmachten, so sei dies eine „Verführung zur Ohnmacht“. Männer, die sexistische Werke anschauten, würden laut Studien „eher zum sexuellen Missbrauch neigen“.
Als Filmemacherin und als Frau hatte ich das Gefühl, in einem gewaltigen Strudel der Bildsprache zu ertrinken.
Nina Menkes, Autorin
Viele Beispiele, von Kultklassikern über B-Movies bis hin zu Arthousefilmen, sollen diese Medienwirkungshypothese belegen. Doch wer die – durchweg nur auf sekundenlange Ausschnitte reduzierten – Filme kennt, kommt mitunter zu abweichenden Einschätzungen.
Ist die Stephen-King-Adaption „Carrie“, in der die Heldin ihre Peiniger fertigmacht, ein Exempel für die Ausbeutung des weiblichen Körpers? Als Alternative zum Hollywood-Sexismus führt die Regisseurin am Ende ihre eigenen Werke vor. Menkes’ materialreicher Filmessay gibt Denkanstöße, lässt den Betrachter aber auch mit gemischten Gefühlen zurück.
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