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Das ZDF zeigt Winnetou-Filme, weil der Sender diese Lizenzen erworben hat.

© imago images/Mary Evans

Du Bond, ich Winnetou: Wie weiter mit diskutablen Filmen bei ARD und ZDF?

Die ARD verzichtet auf Winnetou, zeigt dafür Bond. Das ZDF verzichtet auf Bond und zeigt dafür Winnetou. Ein Vorschlag zur öffentlich-rechtlichen Güte.

Der Zwischenstand lautet so: Die ARD zeigt keine Winnetou-Filme mehr, weil der Senderverbund keine Lizenzen dafür erworben hat, das ZDF zeigt Winnetou-Filme, weil der Sender diese Lizenzen erworben hat. An der Aufregung und an den Kommentaren dazu zeigt sich, dass beide Positionen mit Kritik und mit Sympathie begleitet werden.

Und es stellt sich heraus, wie wertvoll es ist, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen zwei Hauptprogramme ausstrahlt, so verschwinden die Winnetou-Filme aus dem Ersten und bleiben über das Zweite doch im System.

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Vielleicht haben die öffentlich-rechtlichen Sender auf diesem Weg und eher unfreiwillig eine Lösung gefunden, wie sie mit Material, das unter den gerade gültigen Kriterien von kultureller Aneignung, Sexismus oder Gender beurteilt wird, umgehen können. Was der eine sendet, darauf verzichtet das andere, Freud und Leid werden systematisch (!) geteilt.

Die Winnetou-Filme sind ja keine Einzelfälle. Beinahe im gleichen Atemzug werden die frühen James-Bond-Streifen genannt. 007 schlägt Frauen, ins Gesicht und auf den Hintern, schickt sie weg, „wenn Männer sprechen“, und die Szene zwischen dem Geheimagenten und Pussy Galore in „Goldfinger“ darf als Vergewaltigung gesehen werden.

Was für Frauennamen!

Überhaupt die Frauennamen: Pussy Galore, Holly Goodhead, Xenia Onatopp oder Octopussy. Über 50 Bond-Girls gab es bisher, mit den meisten hatte Bond Sex, ehe über 30 von ihnen sterben mussten. Die Namen hatte er bis dahin schon vergessen – sie waren austauschbar und Accessoires wie exotische Orte und schnelle Autos. James Bond ist, was Sexismus und MeToo angeht, geradezu toxisch – was aber Teil der für nicht wenige fortwährenden Attraktion dieser Produktionen ist.

"Sag niemals nie"" 007 (Sean Connery) überzeugt Bond-Girl Kim Basinger.
"Sag niemals nie"" 007 (Sean Connery) überzeugt Bond-Girl Kim Basinger.

© dpa

Könnte man schlussfolgern: Die ARD nimmt die Bond-Filme ins Programm, das ZDF verzichtet, ist ja schon mit Winnetou und der damit verbundenen Doppelhelix aus Applaus und Buhrufen unterwegs. Ist doch schön, wenn sich diese vermaledeiten Probleme der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auf so einfache, ja elegante Weise lösen lassen. Oder? Oder nicht?

Eine Frage bleibt trotzdem ungelöst: Wer zeigt künftig den „Schuh des Manitu“ von Bully Herbig? Jede Menge Weiße tummeln sich da als I-Menschen, die Hauptfigur ist schwul und trägt ein rosarotes I-Kostümchen. Damit kann und darf sich kein gutes und gut gemeintes öffentlich-rechtliches Fernsehen belasten (vulgo: beschmutzen). Also ProSieben? Also ProSieben!

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