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An der Palma wird in diesem Sommer wieder exzessiv gefeiert - auch mit dem Song "Layla".

© IMAGO/Eibner

Update

Nummer 1 der Single-Charts: Ist der Partyhit „Layla“ sexistisch?

Auf Volksfesten ist der Song „Layla“ verboten. Musikexperten halten ihn für sexistisch – jetzt mischt sich der Justizminister in die Debatte ein.

Von Katrin Schulze

Wer auf die aktuellen deutschen Single-Charts schaut, der wird sich wundern. Oder schockiert sein. Oder nicht glauben können, was jetzt schon wieder los ist. Zumindest darf als gesichert gelten, dass es so etwas vorher noch nicht gegeben hat. Gleich zwei, nun ja, Hits sind da in den Top Ten vertreten, die normalerweise nur am Ballermann auf Mallorca mitgegrölt werden.

Zum einen das Lied „Dicht im Flieger“ von Julian Sommer, das bereits als Sommerhit des Jahres gefeiert wird und immerhin auf Platz sieben liegt. Und zum anderen ein Partyhit des Duos DJ Robin & Schürze. „Layla“, heißt er. „Layla“ ist noch um einiges erfolgreicher – seit Wochen nämlich auf dem ersten Platz. Vor allem ist „Layla“ aber auch viel umstrittener. Von der Insel ist das Lied hinüber aufs deutsche Festland zu Volksfesten, Dorfpartys und private Feten hinübergetragen worden.

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Je mehr Aufmerksamkeit „Layla“ so bekam, desto größer wurde die Aufregung über die Inhalte des Songs. „Puffmutter Layla“, heißt es darin. „Sie ist schöner, jünger, geiler.... Das Luder Layla, unsre Layla.“ Das sei natürlich sexistisch, urteilt der Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg, Michael Fischer. „Es ist ein Partyschlager“, sagte der Musikfachmann der Deutschen Presse-Agentur.

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In dem Song werde eine Frau beschrieben und „in sexistischer Weise“ besungen, das entsprechende Video unterstütze diesen Eindruck in der in seiner Bildsprache noch. Die ersten Veranstalter haben nun die Konsequenzen gezogen und den Song verboten. Die Stadt Würzburg will „Layla“ nicht auf dem Kiliani-Volksfest hören.

„Wir können entscheiden, was wir auf dem Volksfest hören wollen“, erklärte Stadtsprecher Christian Weiß. „Wir möchten das nicht mehr hören.“ Deshalb solle der Festzeltbetreiber den Song nicht mehr spielen. Zuvor wurde mit den Betreibern des Fests bereits die Vereinbarung geschlossen, das umstrittene „Donaulied“ nicht mehr zu spielen, dessen Text sich um eine Vergewaltigung dreht. Die Vereinbarung umfasst alle Liedtexte, die rassistische oder sexistische Inhalte haben.

Auch auf der anstehenden Düsseldorfer Kirmes, bei der bis zu vier Millionen Besucher erwartet werden, ist „Layla“ nicht willkommen. Das haben die Veranstalter vom Schützenverein St. Sebastianus beschlossen. „Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört - nur nicht auf unseren Festplatz“, sagte Schützen-Chef Lothar Inden.

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Ob so auch verhindert werden kann, dass der Song von den Feiernden nicht mehr angestimmt wird, darf freilich bezweifelt werden. Auf Instagram kursieren bereits Videos aus dem Würzburger Festzelt, in denen fröhlich „Layla“ besungen wird. So ist es auch in den einschlägigen Lokalen an der Playa de Palma, wo das Publikum dauernd „Layla, Layla, Layla“ fordert – oder den Song einfach über die Strandpromenade schreit.

Wer glaubte, dass zwei Jahre coronabedingte Partypause zu einer gediegeneren Kultur rund um den sogenannten Ballermann führen würde, der sieht sich in diesem Sommer vom Gegenteil überzeugt. Es scheint eher so zu sein, als würde exzessiver gefeiert und getrunken und gewütet denn je.

Eine Mottoshirts tragende deutsche Reisegruppe nach der anderen schiebt sich in diesen Wochen wieder über den Flughafen in Palma, um schließlich auf der Partymeile zu landen. Lieblingslied: „Layla“, versteht sich.  Dass der Song auch in den Feiertempeln an der Playa verboten wird, ist nicht zu erwarten.

Die Interpreten verteidigen das Lied

Die Betreiber würden sich zu viel Protest einfangen und wollen sich ihr Geschäft nicht zerstören. Auch die Interpreten selbst können die Diskussion über ihren Partyhit nicht nachvollziehen. Sie verweisen darauf, dass die Vorwürfe Unfug seien – und darauf, dass „Layla“ im Video von einem Mann gespielt werde.

Früher hätten die Leute „Skandal im Sperrbezirk“ gesungen oder „Wir fahren in den Puff nach Barcelona“, sagte DJ Robin der „Bild“-Zeitung. „Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf.“

Musikwissenschaftler bewerten das etwas anders. Markus Henrik, der als Musikcomedian Dr. Pop auftritt, nennt das Lied gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland „kalkuliert hochgradig sexistisch“. Er vermutet „eine schräge, unterbewusste Antwort auf die MeToo-Debatten der vergangenen Jahre“. Nach dem Motto: „Hier ist jetzt mal kurz alles egal.“ Was auf Mallorca passiert, bleibt auf Mallorca? So einfach ist es nicht.

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Die Diskussion ist inzwischen auch in der Politik angekommen. Nachdem die Junge Union in Hessen im Juni „Layla“ auf ihrem Parteitag angestimmt hatte, musste sie sich prompt die Kritik von Juso-Landeschefin Sophie Frühwald gefallen lassen. „Der Jungen Union Hessen liegt die Förderung von Frauen am Herzen. Oder so …“, schrieb sie auf Twitter. Und weiter: „Da ist man sich nicht mal zu schade, auf der Bühne blanken Sexismus zur Schau zu stellen.“

Wieder andere halten die ganze Sache für komplett überzogen. „Sind wir mittlerweile eigentlich wirklich so prüde, dass wir einen beknackten Ballermann Song so dermaßen politisieren müssen?“, fragt ein Junger Liberaler. Selbst Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sieht sich nun zu einer Stellungnahme bemüßigt. Man müsse Schlagertexte nicht mögen, schreibt der FDP-Politiker bei Twitter. Sie aber behördlich zu verbieten, sei „eins zu viel“. Klar ist: Einfach verschwinden wird „Layla“ und die Debatte um „Layla“ nicht so schnell. Da hilft auch ein Verbot nicht.

Für Musikexperte Fischer geht es eher um die Frage: „Was wollen wir als Gesellschaft?“ Ein Song möge rechtlich einwandfrei sein, aber „ich finde schon, dass der Träger einer Veranstaltung wie die Stadt Würzburg auch das Recht oder vielleicht schon die Pflicht hat zu sagen: Wir wollen das nicht“, betont er. „Das ist eine ethische Frage. Wir wollen nicht, dass so über Frauen gesprochen wird.“ Trotzdem spricht viel dafür, dass „Layla“ am Freitag zum vierten Mal in Folge auf Platz eins der Charts landet.

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