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Zum KuKuCK. Das Kunst- und Kultur-Centrum Kreuzberg in der Anhalter Straße, besetzt 1981, geräumt drei Jahre später, war eines der Zentren der Berliner Hausbesetzerszene.

©  Lothar Schmid

Hausbesetzungen in Berlin: Als die Chaoten Kreuzberg retteten

Ganz nah dran: Ein Fotobuch erinnert an den Häuserkampf der achtziger Jahre - als die Besetzer schlimme Verschandelungen von Kreuzberg verhinderten und den Anstoß zu einer behutsamen Stadterneuerung gaben.

Ein Bezirk auf der Abrissliste. So dämmerte Kreuzberg in den 70er Jahren der von der Landesregierung geplanten Kahlschlagsanierung entgegen, die durch das historische SO 36 eine Stadtautobahn schlagen wollte. Dutzende Häuser mit preiswertem Wohnraum standen leer, wurden dem Verfall und der Zerstörung preisgegeben, und Spekulanten vertrieben die alteingesessenen Kreuzberger. Keine Chance gab es damals für eine stadtverträgliche, kleinteilige Sanierung und die Idee eines bewohnergerechten Kiezes mit jener lebendigen Mischung von Wohnen, Arbeiten und Vergnügen, welche heute wieder Kreuzberg so überaus attraktiv macht.

Hausbesetzer erobern Kreuzberg

Eine Zeitenwende brachte erst die Besetzerbewegung: Anfang der 80er Jahre werden innerhalb weniger Monate im damaligen West-Berlin nahezu 160 Häuser besetzt, allein am Kreuzberger Heinrichplatz werden neun Häuser im Block 103 „instandbesetzt“. Wie die anfangs von den verbliebenen Anwohnern mehr als skeptisch betrachteten Besetzer einen Bezirk erobern, einem Kiez eine neue Zukunft geben, und wie aus Besetzern auch Besitzer werden, die jahrelang verkommene Gebäude wieder zu Wohnraum umbauen und Platz schaffen für alternative Projekte, hat der Fotograf Lothar Schmid in seinen Bildern festgehalten.

Lothar Schmid: Häuserkampf im Berlin der 1980er Jahre. Berlin Story Verlag. 96 Seiten, 82 Fotos, deutsch/englisch, 19,80 Euro.
Lothar Schmid: Häuserkampf im Berlin der 1980er Jahre. Berlin Story Verlag. 96 Seiten, 82 Fotos, deutsch/englisch, 19,80 Euro.

© Promo

Häuserkampf in der Nahdistanz

Der seit 1974 in Berlin lebende Lehrer, Übersetzer und Foto-Designer hat als Aktivist über Jahre den Häuserkampf aus Nahdistanz dokumentiert. Er gibt den Menschen ein Gesicht, die sich mit viel Idealismus an die Rettung verrotteter Häuser machten, kaputte Öfen wieder reparierten oder Zeltwachen vor abrissbedrohten Häusern veranstalteten. Die Aufnahmen erinnern auch an längst vergessene Projekte wie das damals über Berlin hinaus bekannte Kunst- und Kultur-Centrum KuKuCK am Anhalter Bahnhof – heute ist das Gebäude Teil eines Hotelkomplexes.

Anstoß für behutsame Stadterneuerung

Das im Verlag Berlin Story erschienene Buch ehrt jene „Chaoten“, die mit ihrem Einsatz eine verheerend falsche Baupolitik der Berliner Landesregierung stoppten und den Anstoß gaben zum Konzept einer behutsamen Stadterneuerung. Gerd Nowakowski

Lothar Schmid: Häuserkampf im Berlin der 1980er Jahre. Berlin Story Verlag. 96 Seiten, 82 Fotos, deutsch/englisch, 19,80 Euro.

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