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Ein Polizeibeamter telefoniert vor dem Schulgebäude (Symbolbild).

© dpa/AP/Heinz-Peter Bader

Amoklauf an Grazer Schule: 21-Jähriger könnte sich Columbine-Massaker zum Vorbild genommen haben

Vor dem Amoklauf in Graz postete der Täter Medienberichten zufolge ein Foto aus der Schule. Sein Online-Profil würde zudem Hinweise auf eine mögliche Inspiration durch ein Schulmassaker in den USA geben.

Stand:

Der Amokläufer von Graz hat laut einem Zeitungsbericht kurz vor der Tat aus der Schule ein Foto in einem Online-Netzwerk gepostet. Das Bild zeige zwei schwarze Stiefel, die offenbar auf dem gekachelten Fliesenboden einer Schultoilette stünden, berichteten die „Salzburger Nachrichten“ am Freitag unter Berufung auf eine Bestätigung der Echtheit der Aufnahme aus Polizeikreisen.

Es gebe zudem Hinweise, dass der 21-Jährige sich das Schulmassaker an der Columbine Highschool in den USA zum Vorbild genommen habe.

Das Foto ist dem Bericht zufolge mit Datum und Uhrzeit versehen: 10. Juni, 9.48 Uhr. Kurz davor war der 21-jährige Amokläufer mit einem Gewehr, einer Pistole und Munition in seinem Rucksack in seine frühere Schule, ein Oberstufenrealgymnasium in Graz, gekommen.

Dort tötete er neun Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sowie eine Lehrerin und verletzte elf weitere Menschen schwer, darunter einen Lehrer. Anschließend beging er auf einer Schultoilette Suizid, wo er sich vor der Tat der Polizei zufolge einen Waffengurt mit einem Jagdmesser angelegt und eine Schießbrille sowie ein Headset aufgesetzt hatte.

Offenbar Profilbild eines Columbine-Attentäters verwendet

Das Foto aus der Schule sowie frühere Postings deuteten darauf hin, dass sich der 21-jährige Täter das Schulmassaker an der Columbine Highschool im US-Bundesstaat Colorado zum Vorbild genommen habe, zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA aus den „Salzburger Nachrichten“.

So habe der 21-Jährige bei Online-Spielen als Profilbild unter seinem in der Gamer-Szene verwendeten Namen ein Foto eines der beiden Attentäter des Schulmassakers 1999 in den USA genutzt, bei dem zwölf Schüler, ein Lehrer und die beiden Attentäter getötet worden waren.

Die Ermittlungen zu der Tat am Dienstagmorgen dauern an. Am Donnerstag hatte der Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, Michael Lohnegger, den Schützen als „eine sehr introvertierte Person“ beschrieben, die „extrem zurückgezogen“ gelebt habe. Kontakte in der realen Welt habe er vermieden, stattdessen habe er im virtuellen Raum „seine große Leidenschaft“ gepflegt, das Spielen sogenannter Ego-Shooter-Spiele, und in diesen Kreisen auch Kontakte gepflegt.

Amokläufer fiel bei Musterung durch

Ein Sprecher des österreichischen Verteidigungsministeriums teilte am Donnerstag zudem mit, dass der spätere Amokschütze bei seiner Musterung für das Bundesheer als psychisch untauglich eingestuft worden sei. Diese Information sei aber aus Datenschutzgründen nicht an andere Behörden weitergegeben worden, etwa an diejenige, von der der 21-Jährige eine Waffenbesitzkarte für seine Pistole erhalten hatte.

Zum Zustand der elf Verletzten hieß es am Freitag, dass drei Patientinnen und Patienten anders als am Donnerstag mitgeteilt, nun doch erst im Laufe des Freitags von der Intensiv- auf die Normalstation des LKH-Universitätsklinikums verlegt werden dürften. Eine Prognose, ob weitere Operationen notwendig sein werden, sei vorerst nicht möglich, berichtete APA unter Berufung auf die behandelnden Krankenhäuser.

Angesichts der Tat in Österreich forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einen Ausbau der psychologischen Beratung auch an deutschen Schulen. „Notwendig ist auf alle Fälle, die Präventionsarbeit an den Schulen weiter zu stärken“, sagte GEW-Chefin Maike Finnern den RND-Zeitungen vom Freitag. Dafür müssten etwa mehr Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Schulpsychologinnen und -psychologen eingestellt werden. (AFP)

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