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Party People. Melania Trump (von links), Prince Andrew, Gwendolyn Beck und Jeffrey Epstein bei einem Fest des Investmentbankers im Jahr 2000.

© Getty Images

Anhörung in der Epstein-Affäre: „Andrew dürfte Panik schieben“

Verschwiegenheit als Unterpfand: Prinz Andrew muss die Aussagen von Freundin Ghislaine Maxwell zu seinen Epstein-Kontakten fürchten.

Früher gehörte New York zu den liebsten Reisezielen von Prinz Andrew, dem Lieblingssohn von Königin Elizabeth II. Damit ist es vorbei, seitdem eine Vielzahl von US-Anwälten dem Herzog von York auf den Fersen sind. Diese Woche muss der 60jährige die Nachrichten aus dem Big Apple sogar fürchten. Erstmals kommt es dort zu einem Anhörungstermin gegen Ghislaine Maxwell; die seit langem mit Andrew befreundete Millionärin war vergangene Woche verhaftet worden.
Mehr als die 58-Jährige weiß niemand über die Freundschaft des Prinzen mit Jeffrey Epstein, die ihm seit mehr als einem Jahrzehnt wie ein Klotz am Bein hängt. Der Millionen-schwere Finanzjongleur Epstein versammelte in seinem Umkreis Prominente von Ex-Präsident Bill Clinton bis zum derzeitigen Bewohner des Weißen Hauses Donald Trump.

Vor allem aber gingen in seinen Anwesen in Manhattan, Florida und in der Karibik junge Mädchen und Frauen ein und aus – Dutzende, so heißt es in deren Zeugenaussagen, wurden zum Geschlechtsverkehr gezwungen und zu „Sex-Sklavinnen“ gemacht. Der deshalb bereits 2008 zu einer kurzen Freiheitsstrafe verurteilte Epstein wurde im vergangenen Jahr erneut verhaftet und starb kurz darauf 66-jährig in einer Gefängniszelle
Entscheidende Mittäterin bei der jahrelangen Abfolge schwerster Verbrechen sei die mondäne jüngste Tochter des legendären Medienzaren Robert Maxwell gewesen. Dies behauptet die New Yorker Staatsanwältin Audrey Strauss und wirft der 58jährigen die systematische Abrichtung junger Frauen, „Verführung Minderjähriger“ sowie Meineid vor. Die sechs Anklagepunkte beziehen sich auf die Jahre 1994 bis 1997 und könnten 35 Jahre Haft zur Folge haben – es sei denn, Maxwell entschließt sich zu einem Deal mit den Strafverfolgern und legt ihre Kenntnisse über Epsteins Machenschaften offen. Die Beschuldigte beteuert ihre Unschuld.

Die Gründe für die vielen Besuche sind unklar

Maxwells Antworten könnten für Andrew unangenehm ausfallen. Besonders dann, wenn sie die Gründe des Prinzen für seine Aufenthalte als Epsteins Gast nennt. Etwa wenn es um Details zu Andrews angeblichen Treffen mit der damals 17-jährigen Virginia Giuffre geht. Deren Angaben zufolge hatte sie mehrmals auf Maxwells Drängen mit dem „stark schwitzenden“ Prinzen Geschlechtsverkehr. Sowohl der Herzog wie Maxwell haben dies bestritten. Ein Foto, das beide gemeinsam zeigt, bezeichnete er als Fälschung. Giuffre gibt sich dagegen unbeirrt: „Andrew dürfte Panik schieben“, sagte sie am Wochenende einem australischen Sender. Die Mutter von drei Kindern richtete in der BBC im vergangenen Jahr einen Appell an die Öffentlichkeit: „Dies ist keine Schmuddelsex-Geschichte; es geht um Menschenhandel und Missbrauch."

Galt die Freundschaft Maxwell oder Epstein?

Der Herzog von York müsse sich endlich persönlich den Fragen der US-Staatsanwälte stellen, forderte die „Times“, verbunden mit dem Ratschlag an Prinz Charles, dieser solle auf seinen jüngeren Bruder entsprechenden Druck ausüben. Der Thronfolger hatte Andrew im vergangenen Jahr nach dessen selbstverliebtem BBC-Interview („Ich habe die Tendenz, besonders ehrenhaft zu sein“) zum Rückzug aus der Öffentlichkeit gezwungen.
Der Prinz hat seine vielen Kontakte mit Epstein um die Jahrhundertwende stets damit zu erklären versucht, er sei eigentlich mit Ghislaine Maxwell befreundet gewesen. So eng, dass sie 2002 eine Privatführung im Buckingham-Palast erhielt und dabei auf dem Krönungssessel Platz nahm. Das jetzt aufgetauchte Beweisfoto trug nicht gerade zum Frohsinn der Königsfamilie bei.

Sollte Maxwell zu ihrem Verhältnis mit Epstein Fragen zu beantworten haben, hat Andrew der BBC gesagt, „ist das ihr Problem, fürchte ich“. Ob diese uncharmante Distanzierung dem Herzog von York noch auf die Füße fällt?

Das glaube sie nicht, hat Maxwells Bekannte Laura Goldman britischen Medien anvertraut: „Sie hat immer zu mir gesagt, sie würde nie über ihn aussagen.“ Offenbar hatte sich Andrew Ghislaines Loyalität gesichert, weil er sich nach dem mysteriösen Tod von Robert Maxwell – der in eine Millionen-Betrügerei verwickelte Unternehmer fiel 1991 von seiner Jacht „Ghislaine“ – um dessen trauernde Tochter gekümmert hatte.

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