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Londoner Gericht stoppt die Räumung ihres illegalen Lagers und empfiehlt einen Abbau der Barrikaden

Von Matthias Thibaut

Wenn ich heute meine Familie in Bösingfeld besuche, brauche ich einen Tag, um mit der Ruhe klarzukommen, um sie nicht als Lärm zu empfinden. Plötzlich ist es um einen herum so still, dass man jeden Gedanken zu hören glaubt.

In der Jugend spielen Subkulturen eine große Rolle, sie dienen der Identifikation und der Charakterbildung. Das Problem ist, dass man auf dem Land in einem kulturellen Loch lebt.

Mein Exfreund hat lange Jahre auf dem Land gelebt, in der totalen Einöde. Schon ganz früh hatte er musikalische Vorbilder, er fing an, sich über sie zu informieren, sich in deren Welt einzuarbeiten.

Die Vorstellung, irgendwann mal auf einem alten Bauernhof zur Ruhe zu kommen, finde ich mittlerweile schön – früher hätte ich die Abgeschiedenheit noch als tödliche Langeweile empfunden. Heute könnte ich mich damit anfreunden, vermutlich würde mir das künstlerisch sogar ganz guttun: Musik zu machen, ohne sich von der Stadt ablenken zu lassen.

Es gibt Momente, da braucht man Abstand von der Großstadt, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, die man den ganzen Tag über sammelt, um den Input abzustellen. In solchen Momenten ist es wichtig, Rückzugsorte zu haben.

Nach der Schule habe ich mich mit Freunden gerne in Cafés getroffen. Einer meiner Lieblingsorte war das „Planet Subotnik“ in Ottensen, ein ziemlich abgeranzter Laden mit einer alten, gemauerten Wand, einem Kicker und einem Raum für Konzerte, in dem ich später auch mal gespielt habe.

In der Stadt hat man viele Möglichkeiten, die Auswahl hier ist einfach größer als auf dem Land. Das fängt schon bei den Menschen an, auf die man täglich trifft.

Das Leben auf dem Land bietet einem einen guten Spagat zwischen Tradition und dem Jetzt. Man bekommt gewisse Werte vermittelt, hat Respekt vor älteren Menschen, entwickelt Anstand und Gewissen.