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Alle US-Staatschefs bis auf Gründungs-Präsident George Washington haben im Weißen Haus gewohnt.

© dpa

Das Weiße Haus: 1600 Pennsylvania Avenue - Symbol einer Supermacht

Das Weiße Haus ist eines der ungewöhnlichsten Gebäude überhaupt. Hier wird Weltpolitik gemacht, feiern Teenager ihre Partys und bahnen sich Affären an

Regierungssitz, Wohnung und Museum in einem: Das Weiße Haus in Washington ist das Symbol der Supermacht USA und eines der ungewöhnlichsten Gebäude der Welt. In den 132 Zimmern an der Pennsylvania Avenue im Zentrum der amerikanischen Hauptstadt werden folgenreiche Entscheidungen der Weltpolitik getroffen und Kinderwindeln gewechselt, Kabinettssitzungen abgehalten und Teenager-Feten veranstaltet. Nach der Wahl kommende Woche könnte Hillary Clinton zum zweiten Mal in ihrem Leben in das säulenverzierte Gebäude mit der Hausnummer 1600 einziehen – diesmal als Staatschefin.

Alle amerikanischen Präsidenten bis auf Gründungs-Präsident George Washington haben im Weißen Haus gewohnt, doch hat sich das Gebäude grundlegend gewandelt. Die erste Version des Präsidentensitzes wurde Anfang des 19. Jahrhundert im Krieg gegen die Briten so stark beschädigt, dass das Weiße Hause fast von Grund auf neu errichtet werden musste. Beide Male war der irisch-stämmige Architekt James Hoban federführend. Nach dem Neubau – bei dem auch Sklaven mitschuften mussten – erhielt das Hauptgebäude seine heutige Form. Weißer Kalkputz gab dem Haus seinen Namen.

Einige der bekanntesten Zimmer des Weißen Hauses kamen erst viel später hinzu. Das Oval Office etwa, der Arbeitsplatz des Präsidenten, wurde erst vor etwa 100 Jahren zusammen mit dem Westflügel eingerichtet. Die Ausstattung des Büros ist trotz der verschiedenen Geschmäcker der diversen Präsidenten weitgehend vorgegeben. So nutzt der scheidende Amtsinhaber Barack Obama wie die meisten seiner Vorgänger des letzten halben Jahrhunderts den sogenannten „Resolute Desk“ als Schreibtisch: Das Stück besteht aus Teilen des britischen Arktis-Forschungsschiffes „Resolute“ und war Ende des 19. Jahrhunderts ein Geschenk von Königin Victoria an den damaligen Präsidenten Rutherford Hayes.

Barack Obama hat wie die meisten seiner Vorgänger den „Resolute Desk“ als Schreibtisch.
Barack Obama hat wie die meisten seiner Vorgänger den „Resolute Desk“ als Schreibtisch.

© AFP

Das Präsidentenbüro ist so etwas wie das Allerheiligste des amerikanischen Staates, weshalb es immer wieder Ärger über angeblich ungebührliches Verhalten von Präsidenten in dem Zimmer gibt. So sorgten Fotos, die Obama dabei zeigten, wie er seine Füße lässig auf den „Resolute Desk“ legt, bei rechtsgerichteten Kritikern für Verärgerung. Allerdings legte auch Obamas Vorgänger, der Republikaner George Bush, hin und wieder die Füße auf den historischen Tisch. John F. Kennedy eroberte die Herzen der Amerikaner, indem er seinen Sohn unter dem Schreibtisch spielen und sich dabei fotografieren ließ.

Der Lincoln Bedroom bietet eine luxuriöse Übernachtungsmöglichkeit

Mehrere Aus- und Umbauphasen, die teilweise wegen Brandschäden im Jahr 1929 fällig wurden, brachten das Weiße Haus in seine heutige Form mit West- und Ostflügel neben dem zentralen Gebäude mit der bekannten halbrunden Säulenfassade, 35 Badezimmern, 28 offenen Kaminen, einem Schwimmbad, einer Kegelbahn und einem kleinen Kino. Platz für Gäste ist auch: Der Lincoln Bedroom bietet eine luxuriöse Übernachtungsmöglichkeit. Als Präsident geriet Bill Clinton in den 1990er Jahren in Verdacht, den Lincoln Bedroom an reiche Geldgeber als Belohnung für großzügige Zuwendungen vergeben zu haben.

Manche Veränderungen in dem in vielen Spielfilmen und Fernsehserien verewigten Gebäude sieht man nicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Bunker unter dem Weißen Haus eingerichtet, der einem Atomangriff standhalten soll und der während der Terrorangriffe vom 11.September 2001 wichtigen Politikern, Familienmitliedern und Mitarbeitern Schutz bot. Den Bunker, das Kommandozentrum im Keller des Westflügels oder das Oval Office bekommen die hunderttausenden Touristen, die jedes Jahr durch den Gebäudekomplex geschleust werden, nicht zu sehen. Auch die Arbeitsräume der Präsidentengattin – oder des Präsidentinnengattens im Falle eines Wahlsiegs von Hillary Clinton – sowie die Privaträume der Präsidentenfamilie im zweiten Stock des Zentralgebäudes sind für normale Besucher tabu.

Zwar sind nicht alle Räume zugänglich, aber das Weiße Haus ist ein Touristenmagnet.
Zwar sind nicht alle Räume zugänglich, aber das Weiße Haus ist ein Touristenmagnet.

© picture alliance / dpa

Das heißt aber nicht, dass die Kinder eines Präsidenten daheim auf Spielkameraden verzichten müssen. Das sogenannte Solarium auf dem Dach des Zentralgebäudes wird für Partys genutzt und war während der Kennedy-Präsidentschaft ein Kindergarten. Clintons Tochter Chelsea feierte hier mit ihren Freunden, und Obamas Töchter laden ihre Klassenkameraden ins Solarium zum Übernachten ein. Präsident Ike Eisenhower nutzte die Terrasse des Solariums zum Grillen.

Manche von Eisenhowers Kollegen gingen im Weißen Haus wesentlich aktiveren Hobbies nach. Von Kennedy hält sich die Legende, der als Frauenheld bekannte Präsident habe seine Liebhaberinnen durch die Flure des Amtssitzes gejagt. Fest steht, dass Kennedy eine Affäre mit einer Praktikantin im Weißen Haus hatte, die im Schwimmbad der Residenz begann. Auch Bill Clinton und Monica Lewinsky kamen sich im Weißen Haus näher, was den Ehemann der derzeitigen Präsidentschaftskandidaten beinahe das Amt gekostet hätte.

Obamas Leidenschaft beschränkte sich auf die Einrichtung eines Basketball-Feldes auf dem Tennisplatz des Weißen Hauses. Allerdings hat das Interesse des Sportfans an gelegentlichen Basketball-Spielen im Laufe seiner Amtsjahre erheblich nachgelassen. Neuerdings spielt Obama lieber Golf – doch dafür ist selbst das Weiße Haus zu klein.

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