
© AFP/Pablo Lorenzana
Deutsche sperrten Kinder fast vier Jahre lang ein: Windeln, Müll, Gitterbetten – neue Details zum Haus in Oviedo
Seit Ende 2021 hatte ein deutsches Paar seine drei Kinder in einem spanischen Haus gefangen gehalten. Nun wurden die verängstigten Minderjährigen befreit. Viele Hintergründe sind noch unklar.
Stand:
Nach der Befreiung von drei minderjährigen Kindern eines deutschen Ehepaares in der nordspanischen Stadt Oviedo werden immer mehr Details zu dem Fall bekannt.
Spanischen Medienberichten zufolge soll dem Polizeieinsatz eine mehrwöchige Observation des „Hauses des Schreckens“ vorangegangen sein, bis der Zugriff schließlich am Montag inmitten des landesweiten Stromausfalls erfolgte.
Wie Zeitung „El País“ unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, sollen die Eltern der Kinder weiterhin jedwede Aussage zu dem Fall verweigert haben. Es besteht der Verdacht, dass die Kinder seit Ende 2021 in dem Haus festgehalten und von der Außenwelt abgeschottet wurden.
Bei dem Elternpaar handelt es sich um einen 53-jährigen Deutschen und eine 48-jährige US-Amerikanerin, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Woher in Deutschland die Familie stammt, ist noch unbekannt. Sie waren wegen mutmaßlicher häuslicher Gewalt und Kindesvernachlässigung festgenommen worden.
Der entscheidende Hinweis kam offenbar von einer Nachbarin. Ihr sei aufgefallen, dass dort Kinder lebten, die nie zur Schule gingen. „Ab und zu sah man, dass sich ein Fensterladen bewegt, sonst nichts“, wird sie von „El País“ zitiert.
Nach langer Beobachtungszeit habe sie sich schließlich beim städtischen Sozialdienst beschwert. Danach zogen Beamte der Polizei in das Nachbarhaus ein, um das verdächtige Objekt unter Leitung der Jugendstaatsanwaltschaft zu observieren. Nach zwei Wochen sei der Zugriff erfolgt.

© Juan Vega/EUROPA PRESS/dpa
„Sie war zwar verwirrt, schien aber in gewisser Weise erleichtert zu sein“, wird ein Insider zu der Festnahme der Mutter in dem Bericht zitiert.
Zugleich berichten mehrere spanische Medien übereinstimmend, dass sie den Kindern beim Eintreffen der Polizei noch schnell Mund-Nase-Masken aufgesetzt und dies auch von den Einsatzkräften verlangt habe.
Angst vor Corona als mutmaßlicher Grund
Noch machten die Behörden keine offiziellen Angaben, warum die Eltern ihre Kinder von der Außenwelt isoliert hatten. Den Berichten zufolge gilt allerdings als wahrscheinlichste Erklärung, dass sie aus Angst vor der Corona-Pandemie so handelten.
Die „deutlich unterernährten“ und verängstigten Kinder befinden sich seit dem Einsatz in einem Heim. Es handelt sich Behördenangaben zufolge um achtjährige Zwillinge und einen zehnjährigen Jungen. Sie sollen mindestens seit Dezember 2021 nicht aus dem Haus gekommen sein.
„Die Kinder hatten motorische Schwierigkeiten und sie trugen Windeln“, berichtet „El País“ unter Berufung auf Ermittlerkreise. „Sie wurden wie Babys behandelt“, hätten in Gitterbetten schlafen müssen und motorische Schwierigkeiten gehabt.
Psychologen untersuchen verängstigte Kinder
Nicht einmal in den Garten des Hauses hätten die Kinder gedurft. Als die Kinder von Beamten erstmals aus dem Haus geführt wurden, habe eines von ihnen erstaunt mit den Händen das Gras des Rasens berührt.
„Sobald wir sie herausgeholt hatten, begannen alle drei tief durchzuatmen, als wären sie noch nie an der frischen Luft gewesen“, sagte ein Ermittler der Zeitung „La Nueva España“. Mehrere Kinderpsychologen versuchen nun, die jeweilige Verfassung der Geschwister zu ergründen.
Beim Eintreffen in dem Haus seien den Einsatzkräften große Mengen an Müll sowie „Dutzende Vaselinetiegel“ und Arzneimittel aufgefallen, berichtet „El País“ unter Berufung auf Ermittlerangaben. (Tsp, dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: