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In Indien steigen die Temperaturen auf fast 50 Grad.

© Manish Swarup/AP/dpa

Klimaforscher warnen: „Die Hitzewelle in Indien könnte tausende Menschen töten“

Indien ist ein Hotspot der Erderwärmung. In der Hauptstadt Delhi wurden Temperaturrekorde von fast 50 Grad Celsius gemessen. Die Folgen der extremen Hitze sind weitreichend.

Es ist die fünfte Hitzewelle seit März, die die Hauptstadt trifft. In vielen Teilen des Landes wurden die Einwohnerinnen und Einwohner darauf hingewiesen, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Gerade gefährdetere Menschen, unter anderem Kinder, ältere Personen und Leute mit chronischen Krankheiten, müssen sich vor der Hitze besonders schützen.  

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"Diese Hitzewelle könnte tausende Menschen töten", warnt Robert Rohde vom US-Klimaanalyseinstitut Berkeley Earth. Nach Angaben der indischen Regierung hat die Sterblichkeit durch Hitze in Indien seit 1980 um mehr als 60 Prozent zugenommen.

Die heißesten Monate seit 122 Jahren

Hitzewellen sind nicht ungewöhnlich in Indien. Vor allem im Mai und Juni steigen die Temperaturen regelmäßig auf 40 Grad Celsius an. Aber in diesem Jahr begann der Sommer besonders früh und bereits im März stiegen die Temperaturen auffallend schnell an. Die durchschnittlichen Temperaturen der letzten Monate waren die höchsten seit Beginn der Aufzeichnungen in Indien. 

Der Indische Wetterdienst (IMD) führt die aktuelle Hitzewelle auf lokale atmosphärische Faktoren zurück. Im Nordwesten des Landes und in Zentralindien führten Stürme aus dem Mittelmeerraum zu Störungen, weshalb es daher zu wenig Niederschlag vor dem Monsun gab. Auch Antizyklone, Gebiete mit hohem Luftdruck, führten schon im März zu dem heißen und trockenen Wetter.

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Hitzewelle bedroht die Weizenernte

Die Auswirkungen der Hitze sind bereits sichtbar. Die unerwartet hohen Temperaturen haben die Weizenernte beeinträchtigt. Angesichts der zusätzlichen Versorgungsschwierigkeiten durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine könnte das weltweite Folgen haben.

Der nach China zweitgrößte Weizenproduzent der Welt plante noch im Februar mit einer Jahresproduktion von 111,32 Millionen Tonnen. Nun wurde die Prognose auf 105 Millionen Tonnen reduziert und wird wahrscheinlich weiter sinken.

Die Hitzewelle bedroht die Weizenernte von Indien.
Die Hitzewelle bedroht die Weizenernte von Indien.

© Channi Anand/AP/dpa

Der Weizen ist vorwiegend für den Markt im eigenen Land gedacht, da viele der fast 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner nach zwei Jahren Pandemie unter Armut und Hunger leiden. Das am Samstag verkündete Exportverbot soll nun die Ernährungssicherheit von Indien sichern, zulasten der Länder, die ebenso auf das günstige Getreide angewiesen sind.

Die Extremwetter werden häufiger

Die Hitzewellen in Indien nähmen laut Expertinnen und Experten an Intensität, Frequenz und Dauer zu. Die Wurzel davon läge an der Erderwärmung, sagt Roxy Mathew Koll, Klimaforscher am Indischen Institut für Tropische Meteorologie. Früher traten Extremwetter etwa zweimal im Jahrhundert auf, mittlerweile alle paar Jahre.

Aufgrund der hohen Temperaturen brennt ein Kiefernwald in Indien.
Aufgrund der hohen Temperaturen brennt ein Kiefernwald in Indien.

© Ashwini Bhatia/AP/dpa

D. Sivananda Pai vom IMD spricht von weiteren Herausforderungen durch die Hitzewelle, die das Land treffen. Die wachsende Bevölkerung und die daraus resultierende Ressourcenbelastung würden zum Beispiel die Abholzung der Wälder und die Verkehrsbelastung vorantreiben.  

Auch der Strom wird knapp

Außerdem ist vor allem die ärmere Bevölkerung besonders stark von dem Extremwetterereignis betroffen, da sie weniger Möglichkeiten hat, sich in gekühlten Häusern aufzuhalten. Die intensive Nutzung der vielen Klimaanlangen führt zu einer enormen Nachfrage nach Strom.

Doch das Stromnetz ist zu instabil für einen Anstieg der Nachfrage um zum Teil 31 Prozent. Die Folge sind Stromausfälle von teilweise bis zu sieben Stunden pro Tag.

Seit 2015 ergreift die Regierung Maßnahmen, um die Auswirkungen von Hitzewellen abzumildern. Es gibt unter anderem das Verbot, während der heißesten Stunden im Freien zu arbeiten und ein Frühwarnsystem.  

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