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Ein Feuerwehrmann kämpft in Altadena gegen das Eaton-Feuer.

© dpa/Ethan Swope

Update

Fünf Tote durch Brände bei Los Angeles: Behörden rufen zur Evakuierung des Zentrums von Hollywood auf – Zehntausende auf der Flucht

An der kalifornischen Pazifikküste tobt ein heftiger Brand. Starke Winde fachen die Feuer weiter an, Löschwasser wird knapp. Nun gibt es ein weiteres Feuer – in einer berühmten Gegend.

Stand:

Das Drama in Kalifornien geht weiter: Wegen des Ausbruchs eines neuen Feuers in der Gegend von Los Angeles haben die Behörden eindringlich zur Evakuierung des Zentrums von Hollywood aufgerufen. „Unmittelbare Lebensgefahr. Dies ist eine gesetzliche Anordnung, das Gebiet jetzt zu verlassen“, erklärte die Feuerwehr von Los Angeles am Mittwoch (Ortszeit). Das Gebiet sei für die Öffentlichkeit gesperrt.

Auf einer beigefügten Karte war zu sehen, dass die Evakuierungsanordnung historische Teile des als Film-Traumfabrik weltbekannten Stadtteils von Los Angeles betrifft. Das neue Feuer war demnach nur wenige hundert Meter vom berühmten Hollywood Boulevard entfernt ausgebrochen.

Sheriff von Los Angeles befürchtet weitere Tote

Rund um die kalifornische Millionenmetropole Los Angeles wüten inzwischen fünf außer Kontrolle geratene Waldbrände, die durch starken Wind angefacht werden und sich rasend schnell ausbreiten. Vor der Evakuierungsanordnung für Hollywood waren bereits rund 70.000 Bewohner anderer Gegenden zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen worden. Medienberichten zufolge sind rund 130.000 Menschen auf der Flucht und mehr als 1.000 Gebäude zerstört worden.

Wir haben im Bezirk LA in allen Abteilungen nicht genügend Personal, um damit fertig zu werden.

Anthony Marrone, Feuerwehr-Chef des Bezirks Los Angeles

Die vorläufige Zahl der Toten sei von zwei auf fünf gestiegen, sagte der Sheriff von Los Angeles, Robert Luna, am Mittwoch (Ortszeit) dem Radiosender KNX News. Er befürchtet einen weiteren Anstieg der Opferzahl. „Ich bete wirklich, dass wir nicht weitere finden, aber ich glaube nicht, dass dies der Fall sein wird“, sagte Luna mit Blick auf die bisherigen Todesopfer. Schließlich sei die Lage immer noch sehr instabil, es gebe „null Eindämmung bei diesem Feuer“.

Ein Feuerwehrhubschrauber wirft Wasser ab, während das Sunset Fire in den Hollywood Hills brennt.

© Getty Images via AFP/MARIO TAMA

US-Präsident Joe Biden schickt 2000 Einsatzkräfte der Nationalgarde. Bei einem Besuch der Feuerschutzbehörde Cal Fire sagte Biden, seine Regierung werde jegliche Unterstützung bereitstellen, „so lange wie es nötig ist“. Dazu zählten auch 15 Lösch-Hubschrauber, so der Präsident weiter.

Biden sagte inzwischen seine letzte offizielle Auslandsreise nach Italien ab, wo er eine Audienz bei Papst Franziskus gehabt hätte. Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre teilte mit, Biden wolle sich in den kommenden Tagen auf die Leitung der gesamten Bundesmaßnahmen im Kampf gegen die Brände konzentrieren.

Nach Angaben des Feuerwehr-Chefs des Bezirks Los Angeles, Anthony Marrone, sind die Einsatzkräfte überfordert mit dem Ausmaß der Brände und der Geschwindigkeit, mit der sie sich ausbreiteten. „Wir tun unser Bestes“, sagte Marrone. „Aber nein, wir haben im Bezirk LA in allen Abteilungen nicht genügend Personal, um damit fertig zu werden.“

Die Flammen hinterlassen in Los Angeles eine Schneise der Zerstörung.

© dpa/Zuma Press Wire/Scott Mc Kiernan

Die 29 Feuerwehren in Los Angeles County seien auf eine derartig „weitgestreute Katastrophe“ nicht vorbereitet, sagte Marrone. Man könne mit ein oder zwei größeren Buschfeuern umgehen, „aber nicht mit vier, ganz besonders nicht bei solch heftigen Winden und hoher Trockenheit“. Rettungskräfte, die sich nicht im Dienst oder im Urlaub befinden, sind aufgerufen, sich zum Einsatz zu melden.

Die für den kalifornischen Winter typischen warmen Santa-Ana-Winde fachten die Brände an und könnten sich Vorhersagen zufolgr zum schlimmsten Sturm des Jahrzehnts entwickeln. Dem US-Wetterdienst zufolge wurden Windstärken von bis zu 160 Kilometern pro Stunde erwartet. Die höchste Waldbrandgefahrenstufe sollte voraussichtlich bis Donnerstagabend (Ortszeit) gelten.

Wassertanks in Los Angeles zeitweilig leer 

Der enorme Wasserbedarf zur Bekämpfung der verheerenden Brände hat zeitweilig zu leeren Wassertanks im Stadtteil Pacific Palisades geführt.

Alle drei Tanks in dem Gebiet mit einem Fassungsvermögen von jeweils einer Million Gallonen (knapp 3,8 Millionen Liter) seien am Mittwochmorgen (Ortszeit) leer gewesen und hätten zu einem niedrigeren Wasserdruck bei den dortigen Hydranten geführt, sagte US-Medienberichten zufolge die Chefingenieurin der Wasser- und Strombehörde von Los Angeles, Janisse Quiñones. Betroffen gewesen sei höher gelegenes Gebiet.

Gewaltige Rauchwolken in der Region Los Angeles zeigt diese Satellitenaufnahme.

© AFP/Planet PBC

In einer Stellungnahme im Fernsehen betonte Quiñones später, dass Wasser weiterhin fließe. Man habe sofort Notfallpläne aktiviert und Wassertankwagen eingesetzt.

Weil viele Menschen versuchten, die Gebiete zu verlassen, kam stellenweise der Verkehr zum Erliegen, Autos steckten im Stau fest. Einige ließen ihre Fahrzeuge zurück und brachten sich zu Fuß in Sicherheit. Mit Bulldozern habe die Feuerwehr abgestellte Autos aus dem Weg räumen müssen, um mit ihren Löschwagen weiterzukommen, berichtete der Sender KTLA. „Es ist schlimm, es ist wie ein Inferno“, sagte Lori Libonati, die aus ihrem Haus in Pacific Palisades flüchtete, der „Los Angeles Times“.

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Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, hat für die Region den Notstand erklärt. Er warnte vor einem „höchst gefährlichen Windsturm“ und mahnte die Anwohner, den Evakuierungsaufrufen der Feuerwehr zu folgen. „Wir setzen alle verfügbaren Ressourcen für die Bekämpfung dieser Brände ein“, so Newsom. Sein Bundesstaat lasse nichts unversucht, um Anwohner zu schützen.

Polizeibeamte evakuieren einen älteren Bewohner in Los Angeles aus einem von den Flammen bedrohten Haus.

© AFP/Robyn Beck

Der künftige US-Präsident Donald Trump machte Newsom für das Ausmaß der verheerenden Waldbrände in der Metropole Los Angeles verantwortlich.

Konkret kritisierte der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social Wassersparmaßnahmen Newsoms und warf ihm vor, dass ihm die Menschen in dem US-Bundesstaat egal seien. „Jetzt wird der ultimative Preis dafür gezahlt. Ich werde verlangen, dass dieser inkompetente Gouverneur schönes, sauberes, frisches Wasser nach Kalifornien fließen lässt!“, schrieb Trump.

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Trump hat in der Vergangenheit schon häufiger gegen den prominenten Demokraten Newsom ausgeteilt und dessen Politik als radikal bezeichnet.

Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen verschoben

Die Wasserpolitik in Kalifornien wird seit Jahren heftig diskutiert. Newsom hat sich für Umweltauflagen ausgesprochen, die den Wassertransfer in bestimmten Regionen begrenzen, um bedrohte Arten zu schützen. Kritiker werfen Newsom vor, dadurch landwirtschaftliche Betriebe und den Brandschutz zu gefährden.

Die Großfeuer wirken sich nun auch auf die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen aus. Am 17. Januar wollte die Filmakademie die Anwärter für Hollywoods höchsten Preis verkünden. Dies werde aufgrund der Brände zwei Tage später stattfinden, teilte Geschäftsführer Bill Kramer in einem Brief an die rund 10.000 Mitglieder mit, wie US-Medien berichteten. Das gibt den Filmschaffenden mehr Zeit, über die Kandidaten abzustimmen.

Kramer drückte den von den Bränden Betroffenen sein Mitgefühl aus. „So viele unserer Mitglieder und Branchenkollegen leben und arbeiten im Raum Los Angeles, und wir denken an euch“, zitierte die „Los Angeles Times“ aus dem Brief. Die 97. Verleihung der Oscars ist für den 2. März geplant.

Schulen in Los Angeles bleiben geschlossen

Das Ausmaß der Zerstörung durch tödliche Brände im Großraum Los Angeles macht sprachlos. „Keine Worte“, schrieb Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis auf Instagram zu einem Video von einer Autofahrt durch ausgebrannte Straßenzüge, vorbei an schwelenden Hausruinen und verkohlten Palmen.

Die Feuerkatastrophe brachte das normale Leben in der Millionenmetropole fast zum Erliegen. Am Donnerstag sollten alle Schulen geschlossen bleiben. Nach New York ist der Los Angeles Unified School District der zweitgrößte Schulbezirk des Landes. In einigen Gebieten wurde die Luftqualität als sehr ungesund eingestuft.

Erst im Dezember hatte ein zerstörerischer Waldbrand in dem kalifornischen Küstenort Malibu gewütet. Große Feuer sind im Westen der USA üblich und spielen eine wichtige Rolle im Kreislauf der Natur. Wissenschaftlern zufolge verändert der menschengemachte Klimawandel jedoch die Wettermuster.

Nach zwei Jahrzehnten der Dürre gab es in Südkalifornien zuletzt zwei außergewöhnlich feuchte Jahre, in denen sich die Vegetation erholte. Nun erlebe die Region den „trockensten Winterbeginn aller Zeiten“, sagte der Meteorologe Daniel Swain. Alles, was üppig gewachsen ist, wirkt als Brennstoff für das Feuer. (dpa/AFP/Reuters)

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