
© AFP/ERWIN SCHERIAU
Gleiche Initialen wie Grazer Amokschütze: Internethetze gegen namensverwandten Österreicher
Ein Mann trägt zufällig einen ähnlichen Vornamen und den gleichen ersten Buchstaben des Nachnamens wie der Amokschütze von Graz. Er wird beleidigt – und muss seine Familie in Sicherheit bringen.
Stand:
In Graz hat der 21-jährige Arthur A. am Dienstag an seiner alten Schule zehn Menschen und schließlich sich selbst getötet. Für einen Steirer Familienvater, der mit der Tat nichts zu tun hatte, zog die Tat weitere Konsequenzen nach sich – und zwar im Internet. Der Grund: Sein Vorname ist Artur und sein Nachname beginnt ebenfalls mit A. Deswegen geriet er ins Visier von Cybermobbern.
Im Internet erhielt Artur A. infolge des Amoklaufs eine Fülle an Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen. Sein Bild wurde auf Internetplattformen in Frankreich geteilt. Er sei zudem mit „ekeligen Nachrichten bombardiert“ worden, sagte er dem Radiosender „ORF Steiermark“. An den Sender wandte er sich deswegen noch am Dienstagabend mit Hoffnung auf Hilfe.
Neben ihm selbst geriet auch sein Fußballverein ins Visier der Internethetzer. Der Obmann des Vereins soll ihm einen Anwalt organisiert haben, berichtet der ORF.
„Es werden Freunde von mir angeschrieben, wie krank das ist, dass ich das bin, obwohl die mich auch kennen“, sagte er. „Sogar Leute, die mich persönlich kennen, denken, dass ich das bin, weil so viele Bilder von mir verschickt worden sind. Ich habe Morddrohungen bekommen.“
Aus Angst vor Selbstjustiz hätten die Familienmitglieder von Dienstag auf Mittwoch deswegen sogar an unterschiedlichen Orten geschlafen. Von der Polizei erhielt Artur A. keine Unterstützung. „Die Polizei hat mir nur mitteilen können, dass sie das aufnehmen können, sie könnten mir aber keinen Schutz anbieten, weil noch nichts passiert. Sie können mir erst Schutz anbieten, wenn etwas passiert ist.“
Für die zehn Getöteten kam jede Hilfe zu spät. Wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte, waren neun der Todesopfer zwischen 15 und 17 Jahre alt. Sie erlagen ihren Verletzungen vor Ort. Eine schwer verletzte Lehrerin starb im Krankenhaus. Mittlerweile sind alle übrigen Verletzten in einem stabilen Zustand. (Tsp)
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