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Hitzewelle über Deutschland erreicht Höhepunkt: Experten halten Schutzmaßnahmen für „unbedingt erforderlich“
In weiten Teilen des Landes steht heute der bisher heißeste Tag dieses Sommers bevor. Experten mahnen, sich gegen die erhöhte UV-Intensität zu wappnen. Erst morgen ist Abkühlung zu erwarten.
Stand:
Sommer 2025: Deutschland steht mit Temperaturen von örtlich bis zu 40 Grad der heißeste Tag des bisherigen Jahres bevor. Teils wird sogar vor extremer Hitze gewarnt, aber auch mit Unwettern muss gerechnet werden.
Erst am Dienstag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach eigenen Angaben die bislang höchste Temperatur dieses Jahres gemessen: 37,8 Grad waren im bayerischen Kitzingen registriert worden, wie ein DWD-Sprecher auf Grundlage vorläufiger Messungen am Abend sagte.
Dann wird der Höhepunkt erreicht, und es kann durchaus sein, dass wir lokal an die 40 Grad rankommen.
DWD-Sprecher
Damit wurde der bisherige bundesweite Temperatur-Spitzenreiter in Saarbrücken-Burbach getoppt. In der saarländischen Hauptstadt waren am 22. Juni 36,2 Grad gemessen worden. Allerdings lag Saarbrücken-Burbach am Dienstag mit 37,6 Grad nach DWD-Angaben direkt hinter dem Spitzenreiter in Bayern auf dem zweiten Platz.
Im Großteil des Landes werden am Mittwoch 34 bis 38 Grad erwartet, noch etwas heißer dürfte es im Süden werden. Auch der bisherige Jahreshöchstwert aus Kitzingen könnte dann geknackt werden, sagte ein DWD-Sprecher am Abend. Es werde voraussichtlich noch eine Spur heißer. „Dann wird der Höhepunkt erreicht, und es kann durchaus sein, dass wir lokal an die 40 Grad rankommen.“
Auch die Menschen in Berlin und Brandenburg sollten sich den Prognosen zufolge heute auf bis zu 39 Grad einstellen. Es werde ein „sehr, sehr heißer Tag“, sagte ein DWD-Sprecher. In Hamburg werden um die 35 Grad erwartet und in Köln um 38 Grad. Hessen und Niedersachen müssen dann ebenfalls mit extremen Temperaturen rechnen.
Beim DWD heißt es kurz und knapp: „Außer im äußersten Nordwesten verbreitet starke Wärmebelastung. Im Westen und Südwesten überregional auch extreme Wärmebelastung!“ Von einer „starken Wärmebelastung“ spricht der Wetterdienst bei gefühlten Temperaturen über 32 Grad und zugleich nur geringer nächtlicher Abkühlung. Steigt die gefühlte Temperatur über 38 Grad, ist von „extremer Wärmebelastung“ die Rede.
Der Allzeit-Hitzerekord für Deutschland wurde am 25. Juli 2019 gemessen und lag bei 41,2 Grad an den DWD-Wetterstationen Tönisvorst und Duisburg-Baerl (beides Nordrhein-Westfalen). Die Prognosen deuteten aber nicht darauf hin, dass der Allzeit-Hitzerekord am Mittwoch geknackt werde, sagte der DWD-Sprecher. „Davon gehen wir aktuell nicht aus.“
„Sehr hohe gesundheitliche Gefährdung“ durch UV
Mit der starken Wärmebelastung geht eine erhöhte UV-Intensität einher. Fast überall im Land besteht dem UV-Gefahrenindex des DWD zufolge eine „sehr hohe gesundheitliche Gefährdung“ (Stufen 8 und 9). Schutzmaßnahmen seien daher „unbedingt erforderlich“.
Drohen wieder Unwetter?
Schon am Mittag sind im Süden erste, zum Teil sogar heftige Gewitter angesagt. Unwetter sind dort nicht ausgeschlossen. Im Laufe des Nachmittags ziehen dann im Nordwesten und in Teilen des Nordens häufiger Gewitter mit Sturmböen auf.
Vereinzelt gehören auch Starkregen, Hagel und Orkanböen dazu. Am Donnerstag entspannt es sich dann etwas. Über der Mitte und im Nordosten soll es noch Niederschläge geben, die nachmittags bis in den Südosten ziehen. Lokal wird vor Unwetter vor allem durch Starkregen gewarnt.

© dpa/Patrick Pleul
Langsame Abkühlung am Donnerstag
Nach dem Höhepunkt am Mittwoch nehmen die Temperaturen langsam wieder ab. Am Donnerstag werden im Südosten noch 29 bis 36 Grad erreicht. Im Nordwesten bleibt es mit 20 bis 25 Grad schon deutlich kühler.
Der Freitag bringt mit meist 24 bis 27 Grad sanftere Temperaturen mit sich, die 30-Grad-Marke soll nur im Südwesten noch geknackt werden. Weiter kühlt es sich zum Wochenende nicht ab: Am Samstag stehen mit 25 bis 30 Grad sogar etwas höhere Werte an.
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Hitzekuppel löst extreme Temperaturen aus
Die aktuellen enormen Temperaturen in Deutschland hängen indirekt mit dem Phänomen einer sogenannten Hitzekuppel zusammen. Im Mittelmeerraum habe sich „in den vergangenen Tagen eine Hitzeblase ausgedehnt“, die „in abgeschwächter Form“ nun auch Mitteleuropa erreiche, sagte der DWD-Meteorologe Nico Bauer der Agentur AFP zufolge.
Als Hitzekuppel oder Hitzeglocke wird demnach ein Hochdruckgebiet bezeichnet, das heiße Luft wie ein Deckel in einer Region hält. Der Hochdruck verhindert die Bildung von Wolken, wodurch Sonnenstrahlen ungehindert den Erdboden aufwärmen können. Der Druck lässt zugleich Luftmassen absinken, was die Luft aufwärmt und die Hitze weiter verstärkt.
Für die Menschen in den betroffenen Gebieten können sich das anfühlen wie in einem Ofen. Eine Hitzekuppel könne eine Region über Tage oder gar Wochen im Griff halten.
Hitzekuppeln hängen dem Bericht zufolge mit dem sogenannten Jetstream und dessen wellenförmigem Verlauf zusammen. Der Jetstream ist ein schnell fließendes Windband, das die nördliche Halbkugel in etwa zehn Kilometer Höhe von Westen nach Osten umströmt. Ausschläge des Jetstreams können eine Hitzekuppel zur Folge haben.
Juni 2025 war außergewöhnlich warm und trocken
Insgesamt war bereits der Juni 2025 in Deutschland erneut außergewöhnlich warm und viel zu trocken. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel dazu, dass Hitzewellen häufiger vorkommen, heftiger sind und länger andauern. Eine wichtige Rolle spielt auch die Erwärmung der Meere.
Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus zufolge wurde für Mai 2025 auch an der Meeresoberfläche mit im globalen Schnitt 20,79 Grad der zweithöchste Wert der Geschichte gemessen. In „weiten Teilen des Nordostatlantik“ seien sogar Rekordwerte gemessen worden. Der „größte Teil des Mittelmeers“ sei zudem wärmer als im Durchschnitt gewesen.
Die zuletzt gemessenen Gradzahlen seien eher typisch für die Monate Juli und August und träten in der Regel nur wenige Male im Sommer auf, sagte Samantha Burgess, leitende Klimaforscherin am Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage.
„Im Jahr 2024, dem wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, haben wir es wieder erlebt. Der Klimawandel sorgt dafür, dass Hitzewellen häufiger und intensiver auftreten und sich auf größere geografische Gebiete auswirken“, so die Expertin.
Lebensgefahr durch enorme Hitze für Ältere und Kinder
Vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder können die hohen Temperaturen lebensgefährlich sein. Die betroffenen Gruppen sollten sich in der Nachmittagshitze möglichst in kühleren Innenräumen aufhalten und auf körperliche Anstrengungen verzichten, empfehlen Mediziner.
Auch DWD-Meteorologe Jonas rät den Menschen der Agentur dpa zufolge, ihr Verhalten anzupassen: Es sei ratsam, viel zu trinken, kühle Plätze zu suchen und Anstrengung zu vermeiden. Wegen der sehr hohen UV-Strahlung sei es auch wichtig, die Haut zu schützen und sich gegebenenfalls mehrfach einzucremen. Empfehlenswert sei zudem das Tragen einer Kopfbedeckung und möglichst luftige, aber lange Kleidung.
1400 Patienten jährlich wegen Hitze stationär in Kliniken
In deutschen Krankenhäusern sind in den vergangenen Jahrzehnten im Schnitt gut 1400 Menschen pro Jahr stationär wegen der Folgen starker Hitze oder Sonnenstrahlung behandelt worden. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag einem AFP-Bericht unter Berufung auf Daten für die Jahre 2003 bis 2023 mit. Todesfälle als unmittelbare und hauptsächliche Todesursache seien jedoch relativ selten. Im Durchschnitt des Zeitraums von 2003 bis 2023 gab es demnach in Deutschland 22 Todesfälle pro Jahr.
2023 seien 37 Menschen an direkten Folgen von Hitze und Sonnenlicht gestorben, erklärten die Statistiker weiter. Dazu zählten etwa Hitzschläge und Sonnenstiche, Hautkrebs jedoch nicht. Sehr hohe Temperaturen ließen allerdings die Sterblichkeit insgesamt steigen, weil in vielen Fällen die Kombination aus Hitze und Vorerkrankungen das Sterberisiko erhöhe, hieß es. So seien in von Hitzeperioden geprägten Wochen die Sterbefallzahlen in der Vergangenheit oft angestiegen.
Bereits viele Tote beim Baden in diesem Sommer
Auch beim Baden ist vorsichtig geboten. Am 21./22. Juni gab es in Deutschland nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit mindestens 15 Badeopfern die bisher meisten Toten an einem Wochenende im Jahr 2025. Die allermeisten Todesfälle ereignen sich in Seen und Flüssen, warnen die Retter.

© dpa/Peter Kneffel
Die meisten Badeunfälle würden durch leichtsinniges Verhalten, Selbstüberschätzung und fehlendes Gefahrenbewusstsein verursacht, warnte die DLRG. Besonders häufig würden Badegäste unterschätzen, wie gefährlich es ist, bei Hitze schnell in kühles Wasser einzutauchen.
Der schnelle Temperaturunterschied sei eine große Belastung für den Herz-Kreislauf. „Kollabiert der Kreislauf, ist das im Wasser viel schneller lebensbedrohlich als an Land“, sagte ein DLRG-Sprecher.
Doch nicht nur die Temperaturen steigen in dieser Woche, sondern auch die Gefahr für Waldbrände. Das gilt insbesondere für Brandenburg. Der DWD rechnet damit, dass am Mittwoch in fast allen Regionen die zweithöchste oder die höchste Gefahrenstufe gelten wird. Das Umweltministerium in Potsdam gab bereits für die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster und Teltow-Fläming die höchste Gefahrenstufe an.
Wegen anhaltender Trockenheit gilt in mehreren Regionen Deutschlands und auch einigen Brandenburger Landkreisen ein Verbot zur Wasserentnahme aus Oberflächengewässern.
Korrekturhinweis: In der Überschrift war im Hinblick auf die Prognose von „mehr als 40 Grad“ die Rede. Im Artikel jedoch stand „bis zu 40 Grad“ . Die Überschrift wurde geändert.
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