
© dpa/Steven Governo
Keine Ersatzfreiheitsstrafe: Verdächtiger im Fall Maddie soll offenbar Mitte September aus Haft entlassen werden
Der Sexualstraftäter gilt auch im Fall der seit 2007 verschwundenen Madeleine McCann als verdächtig, jetzt gibt es in der Haftsache Christian B. einem Bericht zufolge eine neue Wende.
Stand:
Der Verdächtige im Fall Madeleine McCann kann doch mit einer Haftentlassung am 17. September rechnen. Dies berichtet der „Spiegel“. Christian B. verbüßt derzeit eine siebenjährige Freiheitsstrafe wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin, die im September endet.
Hintergrund der aktuellen Entwicklung ist demnach die Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 1447 Euro, die der 48-Jährige selbst nicht aufbringen konnte. Sie stammt aus früheren Verurteilungen unter anderem wegen Körperverletzung und Urkundenfälschung und wurde in eine Ersatzfreiheitsstrafe von 111 Tagen umgewandelt.
Madeleine „Maddie“ McCann ist seit 2007 verschwunden
Im Juni überwies überraschend eine ehemalige Mitarbeiterin des Bundeskriminalamts (BKA) das Geld an die Staatsanwaltschaft. Die mit Abhörtechnik befasste Kriminalistin hatte sich an den Anwalt von Christian B. gewandt und ihm von einer Überwachung von B.s Zelle berichtet, die ihrer Meinung nach unrechtmäßig gewesen sei.
Zur Zahlung der Geldstrafe hatte sie dem Magazin gesagt: „Ich war davon ausgegangen, dass es um Beleidigung von Vollzugsmitarbeitern ging, was ich für nicht gerechtfertigt gehalten habe.“ Kurz darauf forderte sie das Geld zurück. Es handle sich um ein „Missverständnis“. Nun teilte die Staatsanwaltschaft dem Bericht zufolge mit: „Inzwischen hat die Frau mitgeteilt, dass nun doch alles so bleiben soll. Damit ist diese Geldstrafe erledigt.“
Neben der Verurteilung wegen der Vergewaltigung der 72-Jährigen in ihrem Apartment in dem südportugiesischen Urlaubsort Praia da Luz im Jahr 2005 war Christian B. wegen einer weiteren Vergewaltigung und anderer Sexualstraftaten angeklagt, im Dezember vergangenen Jahres wurde er in einem Prozess vor dem Braunschweiger Landgericht freigesprochen.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt zudem im Fall der kleinen Britin Madeleine McCann, die 2007 aus einer Ferienanlage in genau diesem Badeort verschwunden war. Christian B. wird verdächtigt, das damals dreijährige Mädchen entführt und ermordet zu haben, was er bestreitet. Zuständig ist die Strafverfolgungsbehörde aus Niedersachsen, weil der Verdächtige seinen letzten Wohnsitz in Deutschland in Braunschweig hatte.
B.’s Handy war bis kurz vor der Tat über einen Funkmast in der Nähe des Tatorts in das Mobilfunknetz der Gegend eingeloggt. Zeugen berichteten, Christian B. hab die Entführung des Mädchens ihnen gegenüber eingeräumt. Zu dem „Maddie“-Komplex gibt es aber bisher keine Anklage; es gilt die Unschuldsvermutung.
Mit Blick auf die bevorstehende Haftentlassung wurde zuletzt spekuliert, der Verdächtige könne sich ins Ausland absetzen. Dann wäre er im Falle einer Anklage für die deutschen Ermittler womöglich nicht mehr greifbar.
Madeleine „Maddie“ McCann war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Ferienwohnung an der Algarveküste verschwunden, während ihre Eltern in einem wenige Meter entfernten Restaurant zu Abend aßen. Trotz internationaler Fahndung und zahlreicher Aufrufe ihrer Eltern fehlt von dem britischen Mädchen bis heute jede Spur.
Maddies Eltern haben die Suche nach ihrer Tochter bis heute nicht aufgegeben. „Unsere Entschlossenheit, jeden Stein umzudrehen, hat nicht nachgelassen“, schrieben sie der Agentur AFP zufolge am 3. Mai zum 18. Jahrestag von Maddies Verschwinden auf ihrer Website.
Anfang Juni hatten Ermittler aus Deutschland und Portugal eine weitere dreitägige Suchaktion gestartet. Dabei wurden ein Waldgebiet und die Umgebung mehrerer verfallener Häuser in der Nähe von Praia da Luz durchsucht. Offizielle Angaben zu den Ergebnissen gibt es bisher nicht.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: