zum Hauptinhalt

Panorama: Kyrills Kosten

Es dürfte eines der teuersten Unwetter der deutschen Geschichte gewesen sein – das zeigen schon die ersten Schätzungen

Kyrill hat in Deutschland einen Schaden von etwa einer Milliarde Euro angerichtet. Die Versicherungsbranche schätzt, dass es eines der teuersten Unwetter in der Geschichte war. Beschädigt wurden Häuser, Straßen, Schienen, Stromleitungen, Autos und Wälder. Auch die Einstellung des kompletten Bahnverkehrs in der Nacht zum Freitag und die Absage hunderter Flüge kostete viel Geld. Die Ölpipeline „Druschba“ von Russland nach Deutschland war zeitweise stillgelegt.

VERSICHERUNGEN

Kyrill ist wesentlich teurer als bisherige Stürme. Lothar, der 1999 vor allem im Süden Deutschlands gewütet hatte, und Jeannett, die drei Jahre später ihr Unwesen getrieben hatte, hatten jeweils rund 660 Millionen Euro gekostet. Noch können die Unternehmen nur vage Schätzungen abgeben. Die Telefone stehen nicht still. „Wir haben jeden Mitarbeiter, der telefonieren kann, eingesetzt“, sagte ein Sprecher der Huk-Coburg. Dennoch werde es bis Dienstag oder Mittwoch nächster Woche dauern, bis alle Schadensmeldungen aufgenommen sind. Auch beim größten deutschen Versicherer, der Allianz, werden alle Kräfte mobilisiert. „Notfalls schicken wir Mitarbeiter für eine Woche in die besonders betroffenen Gebiete, um den Kollegen dort auszuhelfen“, sagte eine Allianz-Sprecherin. Für eine genaue Schadensprognose sei es zu früh. „Viele Menschen kommen erst heute oder morgen dazu, ihr Auto oder ihr Haus bei Tageslicht auf Schäden zu untersuchen.“

HÄUSER

Neben zahlreichen Privathäusern wurden auch öffentliche Gebäude beschädigt – etwa das Römisch-Germanische Museum in Köln oder die Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg. Die Baumärkte erwarten nun steigende Umsätze. „Ich rechne damit, dass die Leute Motorsägen, Zäune, Dachrinnen kaufen – eben alles, was man braucht für kleine Reparaturen am Haus“, sagte John Herbert vom Baumarkt-Verband BHB.

VERKEHR

Die Bahn sei „eines der witterungsunabhängigsten Verkehrsmittel“, ganz unabhängig aber nicht, sagte ein Konzernsprecher. „Die gesamten Umläufe von Zügen und Menschen sind durcheinander.“ Wie hoch der Schaden ist, lasse sich noch nicht abschätzen. Die Bahn sei aber gegen Sturmschäden versichert. 1000 Beschäftigte seien dabei, die Schäden zu beheben, hieß es. Verbraucherschützer kritisierten die Informationspolitik während des Sturmes. „Es gab viel zu wenig Informationen, wie und wann es weitergeht“, sagte Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Viele Fahrgäste hätten sich alleine gelassen gefühlt. Zudem habe es oft übermäßig lange Wartezeiten an den ServicePoints gegeben. „Davon, dass ich einen Kaffee umsonst bekomme, kann ich mir nichts kaufen“, sagte er. Bei den Fluggesellschaften strich die Lufthansa 331 Flüge. Zu den finanziellen Folgen wollte sich der Konzern nicht äußern – ebenso wie Air Berlin mit 21 abgesagten Flügen.

STROM

Teilweise kam es zu Stromausfällen – etwa in der Region Magdeburg. Der Stromkonzern Vattenfall Europe meldete schwere Schäden. Nun werde untersucht, weshalb die teilweise erst wenige Jahre alten Strommasten beschädigt wurden.

WÄLDER

„Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagte Ute Seeling von der Arbeitsgemeinschaft der Waldbesitzer. Der Sturm habe vor allem in Sachsen-Anhalt, Nordhessen und im Sauerland Schäden angerichtet. „Die Holzpreise sind derzeit aber gut, wir werden vermutlich alles loswerden.“ Zehn Millionen Kubikmeter seien abgeknickt worden. Zum Vergleich: Pro Jahr werden etwa 60 Millionen Kubikmeter Holz in Deutschland verarbeitet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false