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„Meeresrotz“ im Mittelmeer: Forscher warnt vor giftigen Algen in Italien
Eine Hitzewelle in Italien führt zu hohen Temperaturen im Mittelmeer. Das begünstigt die Ausbreitung einer toxischen Alge. Atmet man diese ein, kann es zu Krankheitssymptomen kommen.
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Seit Tagen macht eine Hitzewelle den Menschen im Süden und Südosten Europas das Leben schwer. In Italien wurden bereits fünf Todesfälle gemeldet, die mit der Hitze in Zusammenhang gebracht werden.
Obendrein begünstigen die hohen Temperaturen die Ansiedlung von Algenschleim. Bereits in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten trübte weiß-gelb-bräunlicher Algenschleim die Stimmung bei so manchen Urlaubern an der Adria. Und auch in diesem Jahr breitet sich der „Meeresrotz“ wieder aus.
Diesmal ist es die sogenannte „Ostreopsis ovata“, eine Mikroalge, die sich vor allem auf Felsen, größeren Algenarten und auch im Wasser absetzt. Sie ist sehr klein und umfasst durchschnittlich nur 30 bis 60 Mikrometer.
Und was „mit bloßem Auge nicht sichtbar“ ist, sind die giftigen Toxine, die sie produziert, wie Fernando Rubino, Wissenschaftler beim Nationalen Forschungsrat Italiens, der Tageszeitung „La Stampa“ sagte. Dem Forscher zufolge verbreiten sich die Toxine gerade bei Wind, Wellen oder nahe Brandungen über Meeresgischt beziehungsweise Aerosole in der Luft.
Grippeähnliche Symptome
Menschen, die damit in Kontakt kommen, können demnach vorübergehend an Fieber, Dermatitis, einer Bindehaut- oder einer Kehlkopfentzündung leiden. Die Symptome, die denen einer Grippe ähneln, würden rund zwei bis sechs Stunden nach dem Kontakt ausbrechen. In der Regel, so Rubino, klingen sie dann nach ein oder zwei Tagen ohne Komplikationen wieder ab. Der Forscher rät dazu, gerade bei starkem Wind felsige Küsten zu meiden.
Im vergangenen Jahr trieb bereits „Meeresrotz“ in dem Teil des Mittelmeers zwischen Italien und dem ehemaligen Jugoslawien sowie Albanien. Gesundheitliche Auswirkungen gab es da abgesehen vom Ekelfaktor nicht, allerdings handelte es sich auch um eine andere Algenart.
Italienische Behörden haben, so der Bericht, bereits Überwachungsmaßnahmen eingeleitet. Nachgewiesen wurde die Alge demnach schon in ganz Süditalien, von Sizilien über Latium bis Apulien. Gerade in Bari, Mola di Bari, Monopoli, Molfetta und Giovinazzo sind hohe Konzentrationen der Alge gefunden worden. Aber auch in der norwestlichen Region in Ligurien wurde die Alge gefunden.
Die apulische Agentur für Umweltschutz (Arpa) rät Badenden zu folgenden Maßnahmen:
- Vermeiden Sie es, sich bei Sturm auf dem Meer auf den Felsen aufzuhalten, wenn die Luft mit Giftstoffen angereichert ist.
- Sammeln Sie keine Meeresfrüchte in einem Umkreis von 500 Meter um die überwachten Gebiete.
- Tragen Sie Schutzmasken, wenn Sie ein Brennen in den Atemwegen verspüren.
- Achten Sie auf Kinder: Diese atmen schneller und sind somit anfälliger für Reizungen der Atemwege.
Die Alge komme vor allem an felsigen Stränden und Buchten vor, an Sandstränden hingegen nicht. Dass sie sich vermehrt ausbreitet, liegt laut dem Forscher an den hohen Temperaturen – der sogenannten „Tropikalisierung“ des Meeres. Dann könnten sich invasive Arten besonders gut verbreiten. Und deshalb werde das Phänomen immer häufiger auftreten, warnte Rubino.
Dass sie überhaupt in europäische Gewässer gelangt ist, liegt laut Forschern mutmaßlich an Schiffen, die aus tropischen Regionen „Ballastwasser“ mitgebracht haben. (Tsp, mit dpa)
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