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Nach 18 Stunden wurde am Sonntagnachmittag gegen 14.30 Uhr die Geiselnahme am Hamburger Flughafen friedlich beendet.

© IMAGO/Andre Lenthe

Update

Nach Geiselnahme in Hamburg: Airport will Sicherheitsmaßnahmen verstärken – Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Täter

Nach 18 Stunden war die Geiselnahme beendet worden. Die Generalstaatsanwaltschaft übernimmt das Verfahren gegen den Mann. Derweil läuft der Betrieb am Flughafen wieder weitgehend normal.

| Update:

Nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist der Betrieb an dem Airport am Montag wieder weitgehend normal gelaufen. Es komme noch „vereinzelt“ zu Verzögerungen, sagte eine Flughafensprecherin in der Hansestadt.

Das Verfahren gegen den Mann hat mittlerweile der Staatsschutz der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg übernommen. „Die Generalstaatsanwaltschaft wird einen Haftbefehlsantrag insbesondere wegen des Vorwurfs der Geiselnahme, der Entziehung Minderjähriger sowie Delikten nach dem Waffengesetz stellen“, sagte Oberstaatsanwaltin Liddy Oechtering. 

Ein 35-Jähriger hatte am Samstagabend mit seiner vierjährigen Tochter im Auto ein Zufahrtstor des Flughafens durchbrochen und war auf das Rollfeld gefahren. Dort hielt er nahe neben einem abflugbereiten Flugzeug.

Zeugen berichteten von Schüssen und Brandsätzen, die der türkische Staatsbürger warf. Erst nach 18 Stunden ließ sich der Mann am Sonntag widerstandslos festnehmen und übergab seine Tochter an Polizisten. Verletzt wurde niemand

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Flughafen Hamburg kündigt bauliche Maßnahmen für mehr Sicherheit an

Nach dem Ende der Geiselnahme hat der Hamburger Flughafen angekündigt, sein Sicherheitskonzept zu erhöhen. „Wir werden weitere bauliche Maßnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken“, sagte eine Flughafensprecherin dazu am Montag in Hamburg.

Vorfälle wie die Geiselnahme zeigten, dass die Sicherheitskonzepte laufend neu bewertet werden müssen. „Das gilt für die gesamte kritische Infrastruktur, aber eben auch ganz konkret für den Flughafen Hamburg.“

Aus diesem Grund habe das Sicherheitsteam bereits am Sonntag das Sicherheitskonzept des Flughafens im Licht der jüngsten Geschehnisse mit den aktuellen Erfordernissen abgeglichen. Die Sicherheitstechniker hätten „erste Überprüfungen vorgenommen und Kontakt mit den zuständigen Behörden aufgenommen“. 

Geiselnehmer wird Haftrichter vorgeführt

Der Geiselnehmer sollte im Lauf des Montags dem Haftrichter vorgeführt werden. Der 35-Jährige war nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen in einem Untersuchungsgefängnis untergebracht worden, wie die Polizei mitteilte. Dabei seien Beweismittel sichergestellt, der Mann erkennungsdienstlich behandelt und ihm Blut entnommen worden, erklärte ein Polizeisprecher dazu.

Der Geiselnehmer ist bereits wegen Kindesentziehung verurteilt worden, wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Stade (Niedersachsen) dem „Spiegel“ mitteilte. Der 35-Jährige habe sich im vorigen Jahr über mehrere Monate mit seiner Tochter unerlaubt in der Türkei aufgehalten. Im Frühjahr 2023 ist er zu einer Geldstrafe von 3600 Euro wegen Entziehung Minderjähriger verurteilt worden, sagte Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. 

Die Familie des Geiselnehmers ist dem Jugendamt des Landkreises Stade bekannt. „Nähere Hintergründe können wir aus Gründen des Sozialdatenschutzes und aus Rücksicht auf das Kindeswohl an dieser Stelle nicht mitteilen“, sagte ein Behördensprecher am Montag der dpa.

Bereits während der Geiselnahme hat die Polizei die Wohnung des Täters in Buxtehude durchsucht. „Wir haben Beweismittel sichergestellt“, sagte ein Sprecher der Polizei in Stade am Sonntag. Darüber hatte zunächst die „Hamburger Morgenpost“ berichtet.

Hintergrund: Sorgerechtsstreitigkeiten

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen geriet der Tatverdächtige in Stade aufgrund von Sorgerechtsstreitigkeiten mit seiner Ex-Frau in eine „psychische Ausnahmesituation“, wie die Polizei Hamburg mitteilte. Vorausgegangen sei ein Streit, in dessen Verlauf der Mann die Mutter des Kindes zur Seite stieß und mit der Vierjährigen im Auto in Richtung Hamburg flüchtete. Die 39-jährige Kindsmutter erstattete Strafanzeige wegen des Verdachts der Kindesentziehung.

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Der Bewaffnete hatte nach Angaben der Bundespolizei am Samstagabend gegen 20 Uhr mit seiner vierjährigen Tochter im Auto ein Tor durchbrochen und war auf das Vorfeld des Airports gefahren. Er hatte in die Luft gefeuert und „eine Art Molotowcocktails“ aus dem Wagen geworfen, so die Polizei. Seinen Pkw stoppte er schließlich an einer Maschine der Turkish Airlines.

Mit dem Mann war stundenlang verhandelt worden – auf Türkisch, wie die Polizei zuvor mitgeteilt hatte. Es gab demnach keine Geldforderung des Geiselnehmers.

Der Geiselnehmer durfte aus rechtlicher Sicht keine Waffe haben. „Der Beschuldigte befindet sich nicht im Besitz einer waffenrechtlichen Erlaubnis“, sagte Oberstaatsanwaltin Liddy Oechtering am Montag in Hamburg.

Das Verfahren gegen den Mann hat mittlerweile wegen der besonderen Bedeutung die Zentralstelle Staatsschutz der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg übernommen. „Die Generalstaatsanwaltschaft wird einen Haftbefehlsantrag insbesondere wegen des Vorwurfs der Geiselnahme, der Entziehung Minderjähriger sowie Delikten nach dem Waffengesetz stellen“, sagte sie weiter.

Der gesamte Flughafen war geräumt und weiträumig abgesperrt worden. Dutzende Flüge wurden gestrichen, tausende Passagiere waren betroffen.

Zunächst war die Rede davon, dass der Mann zwei Kinder in seine Gewalt gebracht hatte. Allerdings war dann nur ein Kind bei ihm. Das habe die Mutter bestätigt, sagte eine Polizeisprecherin in der Nacht zu Sonntag. Dabei handelt es sich um ihr gemeinsames vierjähriges Kind – und zwar ein Mädchen, wie eine Polizeisprecherin am Sonntag bestätigte.

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Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich nach dem glücklichen Ende der Geiselnahme am Flughafen erleichtert gezeigt. „Die Geiselnahme auf dem Hamburg Airport ist nach langen, dramatischen Stunden beendet“, schrieb Tschentscher auf X.

Er dankte der Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen, mit dem das vierjährige Mädchen befreit und der Täter festgenommen werden konnte. „Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen.“

Schwer bewaffnete Spezialkräfte der Polizei bereiteten sich am Flughafen auf einen Einsatz vor.
Schwer bewaffnete Spezialkräfte der Polizei bereiteten sich am Flughafen auf einen Einsatz vor.

© dpa/Bodo Marks

Der Flughafen Hamburg sah zunächst trotz der Geiselnahme auf dem Vorfeld des Airports keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes. Die Sicherung des Geländes entspräche allen gesetzlichen Vorgaben und übertreffe diese sogar, so eine Flughafensprecherin am Sonntag.

Dennoch könne bei der Größe des Flughafens nicht ausgeschlossen werden, dass Zutritt zum Sicherheitsbereich mit brachialer Gewalt erfolgen könne. Um die Sicherheit zu gewährleisten, seien neben baulichen Maßnahmen auch Alarmketten etabliert. „Diese haben einwandfrei gegriffen.“ Der Flugbetrieb sei sofort nach dem unbefugten Zutritt eingestellt und der Täter lokalisiert worden.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Heiko Teggatz, forderte dagegen mit Nachdruck einen besseren Schutz von Flughäfen.

Die Politik unternehme zu wenig. „Da vermisse ich auch eine Initiative von Bundesinnenministerin Nancy Faeser“, sagte Teggatz. „Offensichtlich zwingt niemand die Flughafenbetreiber ernsthaft, Sicherheitsmaßnahmen so hochzufahren, dass es zu solchen Vorfällen schlicht nicht mehr kommen kann.“

Die beschädigte Schranke, durch die der Mann am Flughafen mit seinem Auto gerast sein soll.
Die beschädigte Schranke, durch die der Mann am Flughafen mit seinem Auto gerast sein soll.

© dpa/Jonas Walzberg

Schon nachdem Klima-Aktivisten unlängst mehrere deutsche Flughäfen blockiert hatten, habe er angemahnt, dass Qualität, Höhe und Stärke der Zäune unzureichend seien.

Zur Geiselnahme auf dem Hamburger Flughafen sagte Teggatz, die Polizei mache nach seinem Eindruck „einen grandiosen Job“. „Sie hat es nicht eskalieren lassen und in langen Verhandlungen aus einer dynamischen eine statische Lage gemacht. Das ist hochprofessionell.“ 

Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg.

Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. Der Flugbetrieb musste für mehrere Stunden aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Tausende Passagiere, darunter viele Familien mit Kindern, waren betroffen. (mit Agenturen)

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