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Der Angeklagte soll eine Mitschuld am Suizid der Ärztin tragen.

© Albert Otti/dpa

Update

Prozess um Tod einer österreichischen Ärztin: Schreiber von Droh-Mails freigesprochen

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat ein Bayer eine österreichische Impfbefürworterin in den Tod getrieben. Das Gericht sieht das anders. Der Fall ist mit dem Urteil aber noch nicht abgeschlossen.

Stand:

Im Prozess um den Suizid einer jungen österreichischen Ärztin ist ein deutscher Corona-Maßnahmen-Gegner freigesprochen worden. Das Landgericht im oberösterreichischen Wels sah es nicht als erwiesen an, dass er mit seinen Schreiben an die Impfbefürworterin Lisa-Maria Kellermayr ihren Tod mitverursacht habe. Er war wegen gefährlicher Drohung angeklagt.

Nachdem der Angeklagte während des bisherigen Prozesses geschwiegen hatte, drückte er in einem Schlusswort sein „ehrliches Bedauern“ über den Tod der Ärztin aus. „Mich hat seinerzeit der Tod erschüttert“, sagte er. Gleichzeitig bekräftigte er seine Unschuld und zog die von Kellermayr behauptete Bedrohungslage in Zweifel.

Der Angeklagte aus Bayern gab vor Gericht zu, er habe der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr während der Corona-Zeit geschrieben, dass er sie vor ein „Volkstribunal“ stellen, ins Gefängnis bringen und mit Gleichgesinnten laufend beobachten werde. Er und seine Anwälte bestritten jedoch, dass sich Kellermayr durch seine E-Mails und Twitter-Nachrichten bedroht gefühlt habe. Sie forderten einen Freispruch.

Ängste und psychischen Probleme

Das Verteidiger-Team wies während des Prozesses darauf hin, dass Kellermayr auch weitaus brutalere Todes- und Folterdrohungen von einem noch immer unbekannten Verfasser erhalten habe. Ermittler versuchen weiterhin, ihm auf die Spur zu kommen. Im Juli 2022 beging die oberösterreichische Ärztin im Alter von 36 Jahren Suizid.

Die Nachrichten des 61-Jährigen hätten die Ängste und psychischen Probleme Kellermayrs verstärkt, sagte ein zweiter Staatsanwalt in seinem Schlussplädoyer und zitierte aus dem Gutachten eines Psychiaters. 

Kellermayr stand während der Pandemie als Not- und Hausärztin an vorderster Front. In Medien-Interviews betonte sie den Nutzen von Covid-Impfungen. Für ihre kritischen Äußerungen gegen Impfskeptiker und Maßnahmen-Gegner erntete sie Anfeindungen und Hassnachrichten.

Zuvor hatten seine Verteidiger auf die schon länger bestehenden psychischen Probleme Kellermayrs hingewiesen. „Realitätsbezug war nicht ihre Stärke“, sagte der Angeklagte. (dpa)

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