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Panorama: Stärkstes Beben dieses Jahrhunderts in der Region fordert mehr als 1600 Tote - schlechte Bauqualität ließ Hochhäuser einstürzen

Das stärkste Erdbeben in Taiwan in diesem Jahrhundert hat am Dienstag mehr als 1 600 Menschen das Leben gekostet. Das Beben war mit einer Stärke von 7,6 sogar noch etwas stärker als jenes vor einem Monat in der Türkei, bei dem mehr als 15 000 Menschen starben.

Das stärkste Erdbeben in Taiwan in diesem Jahrhundert hat am Dienstag mehr als 1 600 Menschen das Leben gekostet. Das Beben war mit einer Stärke von 7,6 sogar noch etwas stärker als jenes vor einem Monat in der Türkei, bei dem mehr als 15 000 Menschen starben.

Mindestens 3800 Menschen wurden in Taiwan verletzt, rund 225 wurden am Dienstag abend noch vermisst. Mehrere tausend Häuser wurden zerstört. Allein in der Provinz Nantou wurden 100 000 Menschen obdachlos. Dem ersten Erdstoß folgten sechs kleinere Nachbeben. Für Taiwan, Japan, die Philippinen, Guam, Yap und Palau wurde Flutwellenwarnung gegeben. In Taiwan ereignen sich jedes Jahr Dutzende Erdbeben, deren Zentren sich aber meistens im Pazifischen Ozean östlich der Insel befinden.

"Warum hat Gott uns so bestraft?", fragte Lee Ping, ein 39-jähriger Buchhalter in Taipeh. "Ich habe solche Angst", sagte die 29- jährige Englischlehrerin Liu Yi-hua. Der 70-jährige Liu Chung-Chiung saß mit seiner Frau, Opfer eines Schlaganfalls, im 17. Stock. Er habe den Aufzug nicht nehmen können, wollte seine Frau aber auch nicht zurücklassen. "So habe ich in der Wohnung gesessen, ihre Hand gehalten und darauf gewartet zu sterben." In der 2,6 Millionen Bewohner zählenden Hauptstadt stürzten das zwölfstöckige Songshan-Hotel und andere ältere Gebäude ein. Mehr als 100 Gäste wurden von den Trümmern des Hotels begraben.

Das Beben ereignete sich mitten in der Nacht zu Dienstag gegen zwei Uhr Ortszeit, als die meisten der 22 Millionen Bewohner Taiwans schliefen. Tausende liefen nur mit Nachthemden bekleidet in Panik auf die Straße und versammelten sich mit Kerzen um Radioempfänger. Opfer gab es vor allem in jenen Hochhäusern, die in den vergangenen Jahren neu gebaut wurden, um die in die Städte strömende Landbevölkerung aufzunehmen. Ihre schlechte Bauqualität ließ sie wie Streichhölzer einknicken.

Der Bürgermeister von Taipeh, Ma Ying Jeou, erklärte Schulen und Behörden für geschlossen. Auch die Finanzmärkte in Taiwan blieben geschlossen. Im gesamten Norden der Insel brach die Stromversorgung zusammen. Ärzte, Krankenschwestern und Freiwillige wurden über Rundfunk aufgerufen, sich an den Rettungseinsätzen zu beteiligen.

Ungeachtet der politischen Spannungen zwischen Taiwan und der Volksrepublik China bot die Pekinger Führung Taiwan ihre Hilfe an. In einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua verbreiteten Erklärung schrieb der chinesische Staatspräsident Jiang Zemin, das Erdbeben habe die Herzen der Menschen auf dem chinesischen Festland getroffen. Das chinesische Rote Kreuz erklärte, es werde umgerechnet rund 187 000 Mark und Hilfsgüter im Wert von rund 114 000 Mark für die Erdbebenopfer in Taiwan zur Verfügung stellen.

Nach dem schweren Erdbeben in Taiwan sind erste deutsche Helfer am Dienstag von Frankfurt aus ins Krisengebiet geflogen. Acht Rettungshunde und elf Helfer vom Bundesverband für das Rettungshundewesen starteten am Nachmittag und sollen am Mittwoch in Taiwan eintreffen. Außerdem sollte ein Rettungstrupp des Technischen Hilfswerks aus Rüsselsheim mit einer Maschine aus der Schweiz noch am Dienstagabend auf die Insel fliegen.

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