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Gesundheit: Studie: Deutsche leben ungesund

Nur ein kleiner Teil der Deutschen lebt rundum gesund. 40 Prozent bewegen sich zu wenig, auch bei der Ernährung gibt es große Defizite. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln.

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Die Deutschen müssen mehr für ihre Gesundheit tun – diese Erkenntnis liefert die Studie „Wie gesund lebt Deutschland“ des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS). Im Auftrag der Deutschen Krankenversicherung (DKV) haben Studienleiter Ingo Froböse und sein Team die Ergebnisse einer repräsentativen Telefonbefragung von 2509 Personen ausgewertet und am Dienstag in den Berliner Konferenzräumen der DKV vorgestellt.

Bewegung und Ernährung sind wichtige Faktoren

Verglichen wurde zwischen Bundesländern, Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss. Als Faktoren für eine gesunde Lebensführung definierten die Kölner Forscher fünf Themen: Bewegung, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden. Die größte Gewichtung legten sie dabei auf Bewegung und Ernährung.

Im Durchschnitt essen Männer deutlich mehr Fleisch als Frauen. Letztere konsumieren dafür mehr Süssigkeiten.

© dkv

Die Studie ergab, dass nur 14 Prozent der Befragten eine rundum gesunde Lebensführung pflegen – Frauen haben an dieser Zahl einen fast doppelt so großen Anteil wie Männer. Letztere treiben im Durchschnitt zwar deutlich mehr Sport, Frauen weisen jedoch eine höhere Gesamtaktivität auf. Diese ist in die Bereiche Arbeit, Transport und Freizeit unterteilt und sollte mindestens fünf mal 30 Minuten pro Woche betragen – bei einer Mindestdauer von zehn Minuten pro Aktivität, damit der Körper sich anpassen kann. Die Frauen trumpfen vor allem im Bereich Ernährung: Sie essen öfters Obst und Gemüse, während Männer häufiger beim Fleisch zuschlagen. Nur bei den Süßigkeiten sind Frauen die stärkeren Konsumenten.

Lieber moppelig und fit als schlank und unfit

50 Prozent der Befragten weisen Defizite bei der Ernährung auf, der bundesweite Durchschnitt beim Übergewicht liegt bei knapp 44 Prozent. Die Spitze hält Sachsen mit 54 Prozent. Am Besten schneiden in punkto Übergewicht der Freistaat Bayern und sein Nachbar Baden-Württemberg ab. In Bezug auf einen gesunden Lebensstil sei dies aber „nur die halbe Miete“, erklärt Studienleiter Froböse: Das Gesamtverhalten sei wichtig. „Lieber moppelig und fit als schlank und unfit“, spricht der Kölner Professor. Auch Menschen, die nicht übergewichtig sind, müssten bei ungesunder Lebensführung mit „ganz negativen Herz-Kreislauf-Reaktionen“ rechnen.

Bei der körperlichen Aktivität erfüllten im Bundesdurchschnitt 60 Prozent der Befragten die Mindestkriterien. Spitzenreiter ist Sachsen mit 69 Prozent – trotz des größten prozentualen Anteils an Übergewichtigen. Dies ergebe sich durch das hohe Maß an körperlicher Arbeit, sagt Froböse. Das schlechteste Ergebnis für Hamburg mit knapp 50 Prozent bezeichnet er als „sehr dramatisch“. Allgemein würden sich die Deutschen sehr wenig bewegen, kritisiert Froböse. Menschen mit Hauptschulabschluss verrichteten die Hälfte ihrer körperlichen Aktivität bei der Arbeit, dies sei aber nicht zwingend gesund: Wer den ganzen Tag stehe, erziele nur wenig sportliche Wirkung, zudem seien die Bewegungen meistens die Selben. Körperliche Aktivität müsse aber vielfältig sein, um Wirkung entfalten zu können. Personen mit Abitur würden sich hauptsächlich in ihrer Freizeit körperlich betätigen.

Alte leben gesünder als Junge

Auch bei den Altersgruppen gibt es große Unterschiede: Rundum am Gesündesten würden die Befragten über 65 Jahre leben, junge Menschen hingegen pflegten nur selten einen gesunden Lebensstil. „Bei den Jungen läuft vor allem die Ernährung schief“, analysiert Froböse. Ausnahme sei jedoch der Alkohol – ältere Menschen konsumierten hier mehr.

40 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig.

© dkv

Das Bundesland mit dem größten Anteil von Befragten, die rundum gesund leben, ist Mecklenburg-Vorpommern. Mit knapp 20 Prozent liegt es sechs Punkte über dem Bundesdurchschnitt. Die Menschen dort hätten deutlich weniger Stress und würden eine hohe Alltagsaktivität aufweisen, erklärt Froböse. Am unteren Ende des Rankings steht Sachsen-Anhalt mit knapp acht Prozent. Baden-Württemberg, das einen der niedrigsten Anteile an Übergewichtigen hat, liegt in der Gesamtbeurteilung im unteren Viertel.

Froböse weist auf die Wichtigkeit einer gesunden Lebensführung hin: Jedes Jahr würden in Europa 600.000 Menschen allein durch Bewegungsmangel sterben. Dabei habe der Mensch seine Gesundheit zu großen Teilen in der Hand: 70 Prozent könnten durch den Lebensstil beeinflusst werden, nur 30 Prozent unterlägen dem Diktat der Gene.

Plädoyer für einen nationalen Gesundheitsrat

Günter Dibbern, der Vorstandsvorsitzende der DKV, fordert eine nationale Gesundheitsstrategie für Deutschland: Gesundheitsfördernde Projekte müssten zu flächendeckenden Maßnahmen weiterentwickelt werden. Ein nationaler Gesundheitsrat könnte die Gesundheitsförderung auf allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern koordinieren und Impulse für die Politik liefern. Gesundheitsförderung ist für ihn ein zukunftsträchtiges Thema, macht Dibbern deutlich. „Sie gehört stärker als bislang auf die politische Agenda.

Philip Frank

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