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Thema

Nordirland

George Bush verlässt Washington nicht sehr häufig. Warum also will er die nächsten beiden Tage in Nordirland verbringen?

Von Martin Alioth, Dublin Die britische Regierung hat am Mittwoch strengere Maßstäbe bei der Beurteilung der paramilitärischen Waffenruhe in Nordirland angekündigt. Premierminister Tony Blair und sein Nordirlandminister John Reid entsprachen damit einem Wunsch des protestantischen Chefministers Nordirlands, David Trimble, der einen Vertrauensschwund bei seinen Wählern beklagte, und dafür die IRA verantwortlich gemacht hatte.

Von Martin Alioth Die Irisch-Republikanische Armee, eine illegale und deshalb geheimnisumwitterte Organisation, hat einen Quantensprung vollführt: Durch ihre Entschuldigung an die Angehörigen ihrer über 1500 Opfer hat sie plötzlich die Mitverantwortung für dreißig Jahre Blutvergießen übernommen. Damit verlässt die IRA die Opferrolle und zeigt sich als Täterin.

Von Hendrik Bebber, London Selbst die Hochzeitsgäste wussten angeblich nicht, wo Paul McCartney (59) und seine Verlobte Heather Mills (34) heiraten werden. Auf der Einladung, die der britischen Zeitung „Sunday People“ zugespielt wurde, steht nur, dass sie sich heute am Flughafen Heathrow einfinden sollen, wo die Reise ins Blaue losgeht.

Von Clemens Wergin Es gab Zeiten, da pilgerten Politiker aus den Krisenregionen der Welt nach Israel, um sich den in Oslo begonnenen Weg zum Frieden erklären zu lassen. Letzte Woche fuhren Politiker aus Israel mit palästinensischen Ministern nach Nordirland, um sich erzählen zu lassen, was die Krisenmanager dort besser machen.

Dublin. Die nordirische Hauptstadt Belfast hat seit Mittwochabend einen neuen Bürgermeister: Alex Maskey ist zugleich der erste Vertreter der Sinn-Finn-Partei in diesem Amt.

Von Martin Alioth, Dublin Die nordirische Untergrundorganisation IRA und ihr politischer Flügel Sinn Fein stehen im Kreuzfeuer: Ein amerikanischer Kongressausschuss stellt diese Woche unerbittlich Fragen, wie weit die IRA dazu beigetragen habe, die kolumbianische Rebellenarmee Farc auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Bis zu 15, zum Teil hochrangige IRA-Leute sollen in den letzten drei Jahren ihre Erfahrungen im Umgang mit urbanem Terror in den Dienst der Farc gestellt haben.

Die nordirische Polizei hat am Freitag behauptet, sie habe in einem republikanischen Viertel von Nord-Belfast nachrichtendienstliche Dokumente der Irisch Republikanischen Armee (IRA) gefunden. Es handle sich möglicherweise um Todeslisten von britischen konservativen Politikern und Angaben über Militäranlagen in Großbritannien.

Kaum war Nordirlands Chefminister David Trimble am Samstag von seiner eigenen Unionisten-Partei als Vorsitzender bestätigt worden, ging er auch schon in die Offensive: Er forderte die britische Regierung auf, eine Volksbefragung in Nordirland über die Vereinigung des britischen Nordens mit der benachbarten Republik Irland abzuhalten. Der Protestantenpolitiker, der selbstverständlich für die Ablehnung der Wiedervereinigung kämpfen wird, regte an, dieses Referendum im Mai 2003 abzuhalten, gleichzeitig mit der Neuwahl des nordirischen Parlaments.

"March For Civil Rights", steht auf dem Bettuch, Demonstration für Bürgerrechte. An seinem oberen Ende färbt es sich langsam rot, denn unter ihm liegt ein Mann, den eine Kugel mitten in den Kopf traf.

Von Christian Schröder

Nordirlands Arbeitnehmer sind am Freitagmittag dem Aufruf des irischen Gewerkschaftsbundes gefolgt und haben die Arbeit niedergelegt. In Belfast, Derry und einigen kleineren Städten versammelten sich Zehntausende im strömendem Regen, um gegen die Zunahme von konfessionell motivierter Gewalt in der letzten Zeit zu protestieren.

Gleitet Nordirland zurück in alte Muster? Eine Massenschlägerei aus geringfügigem Anlass, ein kalkulierter Überfall auf eine katholische Schule: Da sollen Leute eingeschüchtert werden, das riecht nach überwunden geglaubten Reflexen.

Auch diesmal will wieder niemand für die Gewalt verantwortlich sein. Wie immer in Nordirland sieht sich vielmehr jeder als Opfer heimtückischer Verschwörungen.

Fast 100 Verletzte durch einen Anschlag in Madrid am Dienstag, ein durch Kopfschüsse getöteter Richter in Bilbao am Mittwoch - die Eta bombt und mordet weiter, als ob es den 11. September nie gegeben hätte.

Von Christian Böhme

Erbaulich waren die Szenen nicht gerade, die da aus dem spät-wilhelminischen Prunk-Parlament von Belfast an die Öffentlichkeit drangen: Nicht genug damit, dass der ehemalige und nun gerade wiedergewählte Chefminister David Trimble am Freitag den Dolchstoß aus den eigenen Reihen empfing, nicht genug damit, dass Pfarrer Paisleys rabiate und kindische Horden jeden Sabotagetrick ausprobierten; nein, als Trimble dann gestern endlich gewählt war, brachen im Foyer gleich noch Handgreiflichkeiten unter den Abgeordneten aus. Und zwischendurch wurden ein paar Regeln zurechtgebogen, damit die Selbstverwaltung Nordirlands gerettet werden konnte.

Nach dem Debakel vom Freitag, als die erwartete Wiederwahl von David Trimble zum Ersten Minister Nordirlands an seinen eigenen Fraktionsgenossen kläglich gescheitert war, haben sich die Politiker übers Wochenende einen Trick einfallen lassen: An diesem Montag wollen sich einige Abgeordnete der kleinen, überkonfessionellen Allianz-Partei zu "Unionisten" erklären (siehe Kasten), um die nötige Stimmenmehrheit zu gewährleisten.Die fundamentalistischen Protestanten von Pfarrer Ian Paisleys Partei schworen indes, sie wollten diesen Zaubertrick mit gerichtlichen Mitteln verhindern: Der britische Nordirlandminister John Reid verzichtete nämlich darauf, um Mitternacht am Samstag die auslaufende Selbstverwaltung förmlich auszusetzen oder gar Neuwahlen auszuschreiben, weil er zu dem Zeitpunkt schon wusste, dass die Regierung zu neuem Leben erweckt werden könnte.

Es war die kleine Frauen-Koalition, die den Weg zur Rettung der nordirischen Selbstverwaltung aufzeigte: Um dem von seinen eigenen Leuten im Stich gelassenen Unionistenchef David Trimble zur Wiederwahl zu verhelfen, verzichteten die beiden Abgeordneten der Frauen-Koalition auf ihr Etikett "Andere", und wurden zu einer "Unionistin" und einer "Nationalistin". Die Allianz verspottete den selbstlosen Schritt der "Transvestiten".

Jose-Pedro Sebastian de Erice (58) ist seit 1996 spanischer Botschafter in Deutschland. In Nordirland hat die katholische IRA damit begonnen, die Waffen abzugeben.

"Solange die demokratischen Rechte des baskischen Volkes nicht anerkannt sind, wird die Eta den bewaffneten Kampf fortsetzen." Die Führer der baskischen Terror-Organisation stellten klar, dass sie nicht im Traum daran denken, dem Friedensbeispiel der nordirischen IRA zu folgen, die gerade ihre Entwaffnung ankündigte.

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