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Viele Menschen hatten sich auf dem Tempelberg zum Gebet versammelt.

© Thomas Coex/AFP

Zwölf Stunden nach Beginn der Waffenruhe: Verletzte bei neuen Auseinandersetzungen auf Tempelberg

Palästinensischen Rettungskräften zufolge wurden 15 Menschen behandelt. Die Polizei hatte unter anderem Gummigeschosse eingesetzt.

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Rund zwölf Stunden nach Beginn der Waffenruhe im Gaza-Konflikt ist es auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem zu neuen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Palästinensischen Rettungskräften zufolge wurden 15 Menschen behandelt, nachdem die Polizei unter anderem Gummigeschosse eingesetzt hatte.

Nach Angaben der Polizei wurden Polizisten zuvor aus einer Menge von Hunderten jungen Menschen mit Steinen und einem Brandsatz beworfen. Daraufhin seien Polizisten aufs Gelände vorgerückt. Viele, die sich auf dem Tempelberg zum Gebet versammelt hatten, verließen die Anlage vor den Konfrontationen.

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Solche Zusammenstöße hatten unlängst zur Eskalation zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen beigetragen. Kleinere Auseinandersetzungen gab es auch an Kontrollpunkten bei Ramallah, Bethlehem und Nablus. Im Westjordanland wurde der Freitag zu einem „Tag des Zorns“ erklärt.

Im Gaza-Konflikt gilt seit dem frühen Freitagmorgen eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe. In den ersten Stunden hielten sich beide Seiten daran. Der Tempelberg mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

Nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen dringt die internationale Politik auf eine langfristige politische Lösung im Nahost-Konflikt. Die EU begrüßte die Waffenruhe am Freitag, forderte aber zugleich eine Rückkehr zu Verhandlungen über eine Zwei-Staaten-Lösung. Derweil gab es auf dem Jerusalemer Tempelberg erneut Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten. Ähnliche Auseinandersetzungen hatten den Konflikt vor zwei Wochen eskalieren lassen.

"Wir sind erschüttert und bedauern den Verlust von Leben in den vergangenen elf Tagen", erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. "Wie die EU stets wiederholt hat: Die Situation im Gazastreifen ist seit Langem unnachhaltig."

Auch die Bundesregierung forderte, dass nun an einem "substanziellen politischen Dialog gearbeitet" werden müsse. "Die tieferliegenden Ursachen dieses Konfliktes, der über lange Zeit jetzt nicht gelöst werden konnte, müssen angegangen werden", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Nachhaltiger Frieden, Stabilität, Sicherheit für Israelis wie Palästinenser wird aus einer Zwei-Staaten-Lösung, aus einer verhandelten Lösung, erwachsen."

Appelle, an einer langfristigen Lösung zu arbeiten

Als "wirkliche Chance" für Fortschritte hin zum Frieden in der Region bezeichnete US-Präsident Joe Biden die Waffenruhe. Auch aus Moskau, Peking, Paris und London kamen Appelle, an einer langfristigen Lösung zu arbeiten.

Israel und die Palästinenser müssten nach der Eskalation in einen "ernsten Dialog treten, um die Ursachen des Konflikts anzusprechen", mahnte UN-Generalsekretär António Guterres. Er forderte zudem "robuste" Hilfen für einen "schnellen und nachhaltigen Wiederaufbau".

Die am Freitag um 2 Uhr Ortszeit in Kraft getretene Feuerpause zwischen Israel und den radikalen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad beendete eine elftägige Gewalteskalation, durch die mehr als 250 Menschen getötet und mehr als 2000 weitere verletzt wurden, die meisten von ihnen Palästinenser. Im Gazastreifen wurden zahlreiche Gebäude zerstört, der Hamas zufolge mussten etwa 120.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Zustande gekommen war die Feuerpause am Donnerstag durch die Vermittlung Ägyptens. (AFP, dpa)

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