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Ein kleiner Weihnachtsbaum steht in der Mitte eines verlassenen Weihnachtspicknicks am Bondi Beach nach einem Angriff mit zehn Toten in Sydney.

© dpa/AP/Mark Baker

Update

Was wir zur Terrorattacke in Sydney wissen: Zwölf Verletzte in kritischem Zustand – erste Todesopfer identifiziert

Bei einem Anschlag auf ein jüdisches Fest am Bondi Beach sterben mehrere Menschen. Einer der Schützen ist tot, ein weiterer wurde festgenommen. Noch sind viele Fragen ungeklärt.

Stand:

Am Bondi Beach im australischen Sydney hat es am Sonntagnachmittag (Ortszeit) einen bewaffneten Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest gegeben. Die Behörden sprechen von einem „antisemitischen Terroranschlag“.

Der Anschlag am ersten Tag des Chanukka-Festes habe sich gegen die jüdische Gemeinschaft gerichtet, sagte der Regierungschef des Bundesstaats New South Wales, Chris Minns. Im Laufe des Tages ermittelt die Polizei zahlreiche Details zu der Tat.

Staats- und Regierungschefs weltweit bekundeten ihre Anteilnahme. Israel warf der australischen Regierung vor, zu wenig gegen Antisemitismus zu tun.


Anschlag in Sydney: Was wir wissen

Anwohner berichteten von bis zu 50 Schüssen, die über einen Zeitraum von 10 Minuten abgefeuert wurden. Auf Videos ist zu sehen, wie Hunderte Menschen den Strand fluchtartig verlassen. Die Polizei rückte mit Spezialkräften an.

Was über die Täter bekannt ist

Bei den beiden Schützen handelt es sich um Vater und Sohn, wie die Polizei bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend mitteilte. Demnach ist der 50-Jährige am Tatort gestorben, der 24-Jährige befindet sich in kritischem Zustand im Krankenhaus. 

Der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, erklärte, dass der 50-jährige Vater Mitglied in einem Jagdverein gewesen sei. Er habe über eine Waffenbesitzkarte verfügt, weswegen er Langwaffen besitzen durfte. Der Vater besaß nach Angaben der Polizei sechs registrierte Schusswaffen, die er offenbar alle bei dem Anschlag benutzte.

Australiens Premierminister Anthony Albanese bestätigte, dass der australische Inlandsgeheimdienst den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Zelle der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) überprüft hatte.

Er soll nach Angaben des Rundfunksenders ABC in engem Kontakt zu einem IS-Kämpfer gestanden haben, der 2019 verhaftet und in Australien wegen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat verurteilt worden war. Anti-Terror-Ermittler gehen demnach davon aus, dass Vater und Sohn dem IS einen Treueschwur leisteten. In ihrem Auto am Bondi Beach sollen zwei IS-Flaggen gefunden worden sein.

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme von Rettungskräften und Opfern nach dem Zwischenfall am Bondi Beach in Sydney.

© dpa/Supplied

Nach dem Angriff fanden Polizisten auch Sprengstoff in dem Auto, das die Angreifer nutzten. Das Haus von einem der Schützen in einem Vorort rund 36 Kilometer westlich des Stadtzentrums von Sydney wurde am Abend Ortszeit von Polizisten durchsucht.

Was über die Opfer der Terrorattacke bekannt ist

Insgesamt starben mindestens 16 Menschen bei dem Angriff – darunter einer der Täter. Zunächst war die Zahl der Todesopfer mit zwölf angegeben worden. Im Laufe des Tages hatte sie sich erhöht.

Nach Angaben des israelischen Außenministeriums ist mindestens ein Israeli unter den Toten. Nach Angaben des französischen Präsidenten Emmanuel Macron starb auch ein französischer Staatsbürger. „Mit tiefer Trauer habe ich vom Tod unseres Landsmannes Dan Elkayam bei dem antisemitischen Terroranschlag in Sydney erfahren“, erklärte Macron in Onlinediensten. 

Menschen und Rettungskräfte versammeln sich am Bondi Beach in Sydney.

© dpa/Mark Baker

Medienberichten zufolge wurden inzwischen weitere der Todesopfer identifiziert. Unter ihnen sei auch der Holocaust-Überlebende Alex Kleytman, berichtete „The Australian“. Seine Frau, nach Angaben der Zeitung ebenfalls eine Holocaust-Überlebende, sagte dem Blatt, sie seien beide am Bondi Beach gewesen, um das jüdische Lichterfest Chanukka zu feiern. Sie seien seinerzeit von der Ukraine nach Australien ausgewandert und seit fast 60 Jahren verheiratet gewesen.

Unter den Toten sind den Berichten zufolge auch ein zehnjähriges Mädchen und zwei Rabbiner. Darunter der 41-jährige Eli Schlanger, der die Feier zum jüdischen Lichterfest mitorganisiert hatte. „Er war ein Mensch, der jeden Tag mit der einfachen Mission aufstand, Gutes zu tun“, erklärte der Exekutivrat australischer Juden. 

Mindestens 42 Menschen wurden der Polizei zufolge verletzt, darunter 2 Polizisten. Derzeit werden noch 27 Verletzte in Krankenhäusern versorgt. Sechs von ihnen seien in kritischem Zustand, sechs weitere in kritischem, aber stabilem Zustand, teilten die australischen Gesundheitsbehörden mit. 

Rettungskräfte transportieren eine Person auf einer Trage.

© dpa/Mark Baker

Was über den Tathergang bekannt ist

Ziel des Angriffs war eine jüdische Chanukka-Veranstaltung, die das an diesem Sonntag beginnende achttägige Lichterfest einleitet. Die Schüsse fielen am nördlichen Ende des Strandes Bondi Beach, wo sich auch ein Spielplatz befindet, weshalb zum Tatzeitpunkt viele Familien vor Ort waren. Auf dem Spielplatz war für 17 Uhr Ortszeit ein jüdisches Fest mit rund 1000 Teilnehmern unter dem Titel „Chanukah by the Sea“ gemeldet. Die ersten Schüsse fielen gegen 18:50 Uhr Ortszeit.

Vor Ort waren zwischenzeitlich rund 25 Krankenwagen und Rettungshubschrauber im Einsatz. Reporter vor Ort berichten, dass Polizisten mit Tränen in den Augen Schaulustige vom Strand fernhielten. Auf Videos vom Strand war zu sehen, wie Zivilisten bei der Evakuierung von Verletzten und Toten halfen.

43-Jähriger überwältigte einen der Angreifer

Millionenfach in sozialen Netzwerken geklickte Aufnahmen zeigen, wie ein Mann einen der Angreifer von Sydney überwältigte. Der Mann heißt Ahmed Al Ahmed, ist ein 43 Jahre alter Obstladenbesitzer und zweifacher Vater. Dem australischen Sender ABC zufolge erlitt er Schusswunden in der Schulter und muss mehrfach operiert werden. 

Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie sich Al Ahmed an den Angreifer anpirscht, ihn von hinten umgreift und ihm nach einem kurzen Kampf die Waffe entreißt. Zunächst richtet er sie auf den am Boden liegenden Angreifer und lässt ihn dann weggehen. Der Entwaffnete dreht sich mehrfach um, als er davonhumpelt. 

Der Premierminister von New South Wales, Chris Minns (links), im Gespräch mit Ahmed Al Ahmed, der aktuell im Krankenhaus liegt.

© AFP/HANDOUT

Die australischen Behörden gehen von einem gezielten Angriff auf jüdische Menschen aus. Premier Albanese bezeichnete die Tat als „bösartigen Akt des Antisemitismus“ und Terrors. Am Tatort legten Trauernde am Montag Blumen und Kerzen nieder. Es handelt sich um den schwersten Angriff mit Schusswaffen in Australien seit fast 30 Jahren.


Was wir nicht wissen:

Unklar ist weiterhin, ob es sich bei den Tätern um Einzeltäter handelt oder ob sie tatsächlich einer Organisation angehören. Dem örtlichen Polizeichef zufolge prüfen Ermittler, ob es einen dritten Tatverdächtigen gibt.

Auf die Frage, ob die Schützen den Behörden vor der Tat bekannt gewesen seien, sagte der Polizeichef, zu einem der Täter lägen wenige Informationen vor. Die Person sei den Behörden zwar bekannt gewesen, man habe jedoch keine konkrete Bedrohung gesehen gehabt. Die Ermittlungen dazu dauerten an.

Eine Frau hält ihr Kind in den Armen.

© AFP/David Gray

Noch ist der genaue Ablauf des Verbrechens unklar. Ein Reporter des TV-Senders „ABC“ interviewte einen Augenzeugen, der erklärte, er habe zwei schwarz gekleidete Schützen gesehen, die auf einer kleinen Fußgängerbrücke in der Nähe des Parkplatzes des Spielplatzes standen. Er beschreibt, wie die Schützen die Menschen, die sich für die Veranstaltung im Park versammelt hatten, „niedergemäht“ hätten.

Der geschwungene, halbmondförmige Bondi Beach in Sydney mit weißem Sandstrand ist einer von Australiens berühmtesten Stränden. (mit Agenturen)

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