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Winnenden: Das erste Twitter-Ereignis in Deutschland

Am Anfang war Twitter, der Online-Kurznachrichtendienst. Um 10.30 Uhr setzte "Tontaube" die erste Nachricht Online. Es folgte eine Flut kurzer Nachrichten, Informationen - aber auch Desinformationen.

Tontaube war die erste.  „ACHTUNG: In der Realschule Winnenden gab es heute einen Amoklauf, Täter angeblich flüchtig - besser nicht in die Stadt kommen!!!!“ Diese 129 Zeichen lange Nachricht einer Nutzerin des Onlinedienstes Twitter war eine der ersten, wenn nicht die erste Meldung, über den Amoklauf. Und es macht die Tat zum ersten Twitter-Ereignis in Deutschland. In Amerika war es vor wenigen Wochen  die Landung eines  Flugzeugs auf dem Hudson-River in New York. Augenzeugen schickten Eindrücke via Handy-Kurznachricht an den Onlinedienst, so dass Internetnutzer Informationen in Echtzeit bekamen. Und in Deutschland ist es jetzt dieser Amoklauf. Im Sekundentakt ploppten neue Kurznachrichten auf. Nutzer trugen Informationen anderer Medien zusammen oder berichteten von ihren Eindrücken von vor Ort. Sogar internationale Nutzer schickten Kurznachrichten, bekunden Mitleid, oder geben Informationen ihrer Nachrichten weiter. Klassische Medien wie das Fernsehen fingen an, über Twitter zu berichten. Unproblematisch ist das System nicht. Denn es sind ungefilterte und vor allem ungeprüfte Informationen, die in Umlauf gebracht werden. Außerdem wurden Videos und Fotos des vermeintlichen Amokläufers angezeigt.

Etwa 50 Meldungen pro Minute wurden getwittert. Auch internationale Medien wie CNN oder Al Jazeera loggten sich ein und versuchten so an Augenzeugen zu kommen. Allerdings offenbarte der Tag auch, wie schwierig es mitunter ist, valide Informationen über Twitter zu bekommen. So twitterten auch klassische  Medien mit. Unter anderem die Bild-Zeitung. Gegen 12.30 Uhr schickten sie die Nachricht Online, dass der Amoktäter sich selbst erschossen habe. Kurze Zeit später musste sich die Zeitung wieder korrigieren. Außerdem nehmen es einige Medien sehr genau. Focus Online stellte am Donnerstagvormittag ihre sämtlichen Twitter-Nachrichten gesammelt unter einen Titel @amoklauf. Darauf hin regte sich bei der Twitter-Gemeinde heftiger Widerstand, so dass Focus kurzerhand den Titel wieder löschte. Jetzt kann man unter Focuslive nachverfolgen, wie die Focus-Reporter versuchten zum Tatort zu kommen. Wie hoch dieser Erkenntnisgewinn ist, sei dahingestellt. 

Mehr zum Thema: Amok twittern - Artikel im Blog von Stefan Niggemeier

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