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Christina Block ist am vierten Prozesstag im Landgericht in Hamburg zu sehen (Mitte).

© AFP/Marcus Brandt

Update

Prozess wegen Entführung der Kinder: Christina Block berichtet im Kreuzverhör von bizarren Plänen

Ende 2023 eskalierte ein Sorgerechtsstreit zwischen der Unternehmerin und ihrem Ex-Mann. Im Verfahren in Hamburg schildert die 52-Jährige nun, welche Ideen es vor dem Kidnapping gab.

Stand:

Nächster Akt im Fall Christina Block: Der Prozess gegen die Unternehmerin ist heute mit dem vierten Verhandlungstag im Landgericht in Hamburg weitergegangen. Nachdem Christina Block (oben Bildmitte) am letzten Tag vor der Sommerpause Ende Juli eine Erklärung rund um die Entführung ihrer Kinder abgegeben hatte, geht es heute um Details.

In ihren Schilderungen rund um die Tatnacht war die 52-Jährige eher vage geblieben. Staatsanwaltschaft und auch der Nebenkläger, Ex-Mann Stefan Hensel, haben an diesem Freitag Gelegenheit, nachzuhaken.

Christina Block sagt, ihr Vater habe die Sicherheitsfirma bezahlt

Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, soll laut Staatsanwaltschaft die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder aus Dänemark in Auftrag gegeben haben. In einer mehrstündigen Erklärung vor Gericht hatte sie das bestritten. Sie habe von der Aktion auch nicht gewusst.

Die Sicherheitsfirma „Cyber Cupula Operations GmbH“ habe die Entführung der Kinder beim Vater in Dänemark ohne ihr Wissen durchgeführt, sagte Block am Freitag. Sie habe ihre Kinder nur von einem Bauernhof bei Koblenz abgeholt und zurück nach Hamburg gebracht.

Christina Block beschreibt Hensel als hysterisch – der lacht

Auf die Frage der Richterin Isabel Hildebrandt, was Auftrag der Sicherheitsfirma gewesen sei, sagte Christina Block der „Bild“ zufolge: „Hensel sollte ausgekundschaftet werden. Was er beruflich macht“, sagt Christina Block im Verhör.

Von den Sicherheitsfirmen sei ihr mehrfach mitgeteilt worden, dass ihr Ex-Mann in kriminelle Machenschaften verstrickt sei. Über Hensel sagte sie demnach dann: „Er war zu der Zeit schon ziemlich hysterisch.“ Das Blatt schreibt, Hensel habe an dieser Stelle laut gelacht.

Kinder sollten sogar per Hubschrauber oder Boot entführt werden

Auf die Nachfrage der Richterin, wer die spionierende Firma bezahlt habe, sagte sie demnach: „Nach meinem Verständnis war das mein Vater.“

Block sagte dann weiter, vor der Entführung habe sie mit Beratern und Sicherheitsfirmen verschiedene Möglichkeiten erörtert, wie ihre Kinder aus der Obhut ihres Ex-Mannes geholt werden könnten. Dabei sei auch besprochen worden, ihren Sohn und ihre Tochter mit einem Boot über die Flensburger Förde nach Deutschland zu holen.

Ich hatte in dieser Zeit so viele verrückte Ideen, wie ich meine Kinder befreien könnte. Das hätte ich auch mit dem Hubschrauber gemacht.

Christina Block im Prozess in Hamburg

Sie habe auch Gedanken durchgespielt, ihre Tochter und ihren Sohn mit einem Hubschrauber aus dem Haus ihres Ex-Manns zu holen. „Ich hatte in dieser Zeit so viele verrückte Ideen, wie ich meine Kinder befreien könnte. Das hätte ich auch mit dem Hubschrauber gemacht“, sagte Block der „Bild“ zufolge.

Eine weitere Idee eines beauftragten Sicherheitsunternehmens sei gewesen, einer Mitarbeiterin mithilfe einer Maskenbildnerin das Aussehen der neuen Ehefrau des Ex-Manns zu geben. So verändert sollte die Sicherheitsmitarbeiterin die Kinder aus der Schule in Dänemark abholen. Außerdem habe eine Security-Firma vorgeschlagen, dass man eine falsche Lehrerin zur Entführung der Kinder in die Schule einschleusen könne.

Irgendwann bis du als Mutter zermürbt.

Christina Block am vierten Prozesstag

Christina Block betonte dabei immer wieder, dass jede Aktion legal und gewaltfrei sein sollte. „Es war immer klar, dass Gewalt niemals im Raum steht.“ Irgendwann habe sie überlegt, ob sie sich mit der Situation abfinden müsse. „Irgendwann bis du als Mutter zermürbt“, sagte Block mit tränenerstickter Stimme.

Ein halbes Jahr vor der Entführung habe sie sich erstmals mit der Frage beschäftigt, ob die Kinder noch freiwillig zu ihr zurückkehren würden. „Weil der Zeitraum so lang war, weil ich gelernt habe, was Entfremdung mit Kindern machen kann“, sagte Block unter Tränen. „Irgendwann habe ich gedacht, ich muss mich jetzt damit abfinden, dass meine Kinder dieses Bild von mir haben.“ Die Kinder hätten eingebläut bekommen, „dass ich böse bin, dass ich schlage“.

Streit über Verfahrensfragen zu Beginn

Ein Streit zwischen der Verteidigung und der Vorsitzenden Richterin über die Verwendung eines elektronischen Tagebuchs der Angeklagten bei der Befragung hatte die Verhandlung zuvor kurzzeitig ins Stocken gebracht. Der Prozess wurde unterbrochen.

Blocks Verteidiger Ingo Bott monierte, dass das Tagebuch noch nicht ordnungsgemäß beschlagnahmt worden sei. Deshalb dürfe es noch nicht zum Gegenstand des Verfahrens gemacht werden. 

Auch die Verteidiger der übrigen sechs Angeklagten schlossen sich dem Widerspruch von Bott an. Es kam zu einem scharfen Wortgefecht. Der Vertreter des Nebenklägers, des Ex-Manns von Block, äußerte ebenfalls rechtliche Bedenken. Die Kammer unterbrach die Sitzung für eine Beratung – und verzichtete danach auf die Frage.

Anschließend versuchte die Richterin zu klären, wie der Kontakt zu einer israelischen Sicherheitsfirma zustande kam, die laut Anklage schließlich die Entführung der Kinder durchgeführt haben soll. Block erklärte, dass es zunächst nur um Fragen der Cybersicherheit in dem von der Block-Gruppe betriebenen Hotel gegangen sei.

Einträge in Notizbuch

Die Richterin befragte sie zu einem beschlagnahmten Notizbuch, das dem Chef der israelischen Firma zugeschrieben wird und in dem sich handschriftliche Vermerke Blocks befinden. Die 52-Jährige bestätigte, dass es sich um ihre Handschrift handele. Sie habe auf Bitten des Israelis den Namen ihres bisherigen Sicherheitsberaters und der Schule ihrer Kinder in Dänemark in das Buch geschrieben.

Laut Richterin wurde der Name des früheren Sicherheitsberaters in dem Buch bereits im März 2023 ein Vermerk hinzugefügt, der in deutscher Übersetzung „zuständig für Einplanung der Entführer“ laute. 

Auf die Frage, warum sie den Namen in das Buch geschrieben habe, sagte Block, dass der Israeli als Familienmensch Anteil an ihrem Schicksal genommen habe. „Ich war einfach nur dankbar, dass sich überhaupt jemand interessiert.“ Aus dem Notizbuch ging nach den von der Richterin erwähnten Eintragungen auch hervor, dass Block eine Verhandlungslösung mit dem Vater der Kinder suchen wollte. 

Blocks Lebensgefährte Delling wegen Beihilfe angeklagt

Der Prozess mit insgesamt sieben Angeklagten, die alle die Vorwürfe bestreiten, hatte am 11. Juli begonnen. Blocks Lebensgefährte, der frühere Sportmoderator Gerhard Delling (66), ist wegen Beihilfe angeklagt.

Erstmals lässt sich Block nun vor Gericht nicht mehr von ihrem bisherigen Anwalt Otmar Kury verteidigen. Anfang August hatte sie sich von dem renommierten Hamburger Strafverteidiger getrennt. Diesen Wechsel hatte Christina Block initiiert, da sie nach eigenen Worten als der Mensch gesehen werden möchte, der sie tatsächlich sei, wie der NDR berichtete.

Offensichtlich war sie nicht damit einverstanden, wie Star-Anwalt Kury seine Mandantin bislang in der Öffentlichkeit dargestellt hat. Kury machte sich demnach mitunter eine eher distanzierte Sprache zu eigen, redete über seine Mandantin als die „Dame Block“ und ähnliches.

Als neuen Pflichtverteidiger bestätigte das Gericht Ingo Bott. Block hatte den Düsseldorfer Anwalt kurz vor Prozessbeginn als zweiten Verteidiger engagiert.

Blocks Kinder waren nur wenige Tage in Deutschland

Laut Anklage soll Block zusammen mit einem 63-jährigen Deutschen den Auftrag erteilt haben, ihre beiden Kinder der Obhut des ebenfalls sorgeberechtigten Vaters zu entziehen. Den Angaben zufolge waren die damals 10 und 13 Jahre alten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 von mehreren Männern gewaltsam ihrem Vater in Dänemark entrissen und nach Deutschland gebracht worden.

In Deutschland blieben der Junge und das Mädchen nur wenige Tage bei der Mutter. Das Hanseatische Oberlandesgericht entschied aufgrund eines Eilantrags des Vaters, dass ihm die Kinder zurückgegeben werden müssen. (mit dpa)

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